Hamburg. Die Auflagen zur Öffnung führen zu Extraarbeit. Restaurantbesitzer will nicht “Polizei spielen“. Dehoga nennt viele Kritikpunkte.

Die Öffnung der Innengastronomie ab Freitag sorgt für zwiespältige Gefühle bei Hamburgs Gastronomen. Da ist die Freude, dass sie endlich ihren Job wieder ausüben können, aber auch die Sorge vor zu viel Bürokratie und Aufwand.

Tim Lang von den Küchenfreunden am Lehmweg ist froh, dass er die Innenräume öffnen darf. „Ich freue mich, auch für die Kollegen ohne Außengastronomie. Endlich darf ich wieder Gäste glücklich machen.“ Die Öffnung sei der richtige Weg. „Wir wollen keine Hilfen vom Staat, sondern unseren Job machen.“

Öffnung der Innengastronomie: Extraarbeit für Restaurants

Mit der Öffnung der Innengastronomie kommt jedoch Extraarbeit auf ihn zu. „Das ist anstrengend, die Vorbereitungen, die Neuerungen.“ Jeder Gast muss einen negativen tagesaktuellen Schnelltest vorweisen, einen Nachweis, dass er vollständig geimpft oder genesen ist, und auch die 15 Mitarbeiter müssen sich täglich testen lassen. Lang setzt auf Schnelltests und hat entsprechende Formulare zum Nachweis entwickelt.

Etwas nüchterner nimmt der Chef des Al Volo am Eppendorfer Weg die Öffnungsmöglichkeiten der Innengastronomie auf. „Die Bestimmungen sind zu streng und nicht umsetzbar. Ich sehe noch keinen Sinn darin“, sagt er. Er wird die Außengastronomie weiterhin öffnen und warten, bis die Maßnahmen für die Innengastro gelockert werden.

Restaurant Luigis will eigene App nutzen

Froh ist Luis Ramos vom Luigis an den Landungsbrücken. Sicherlich ist alles etwas bürokratischer, aber das sieht Herr Ramos gelassen: „Der Mensch gewöhnt sich an alles.“ Was er allerdings nicht machen wird, ist seine Gäste zu kontrollieren. „Ich werde nicht Polizei spielen und mir die negativen Testerergebnisse vorzeigen lassen, sondern ich vertraue meinen Gästen. Sie müssen sich in einer eigens von uns entwickelten App anmelden und bestätigen, dass sie negativ sind, oder geimpft oder genesen.“

90 Gäste kann er drinnen zusätzlich zu den Außenplätzen empfangen. Endlich. „Natürlich ist das alles auch stressig mit den Auflagen, aber das ist doch viel besser als weiterhin geschlossen zu bleiben. Ich bin froh über die Entscheidung der Politiker.“

Schon jetzt ist er für die kommenden Abende ausgebucht, weil seine Gäste, viele Stammgäste sind darunter, es nicht abwarten können, wieder in Ruhe drinnen essen gehen zu können. Seine 30 Mitarbeiter lässt Luis Ramos ohnehin regelmäßig testen. Zwei positive Fälle konnte er so schon ermitteln.

Dehoga kritisiert nicht nur Testpflicht für Innengastronomie

Kritik kommt vom Deutschen Gaststättenverband Dehoga. „Wir  sind natürlich froh, öffnen zu dürfen, halten aber eine Testpflicht für die Innengastronomie für nicht sinnvoll und wenig praktikabel“, sagt der kommissarische Präsident Niklaus Kaiser von Rosenburg. Was ist denn mit Gästen, die draußen sind, aber die Toilette benutzen wollen, fragt er sich. Benötigen diese dann auch einen Test?

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Die Entscheidung über die Öffnung der Innengastronomie sei zudem zu spät gefallen. „Da hätte sich Hamburg mit den anderen Bundesländern abstimmen müssen.“ Ein weiterer Kritikpunkt: Laut der neuen Verordnung gelten die Trennwände, die die meisten Gastronomen installiert haben, um die Abstände wahren zu können, nicht länger als Abstandsmöglichkeit.

Stattdessen müssten die Tische mindestens 1,50 Meter voneinander entfernt stehen. „Das bedeutet für viele Gastronomen, die viel Geld investiert haben und anderes keine Abstände gewährleisten können, das Aus“, so Kaiser von Rosenburg.