Hamburg. Senator Rabe bereitet Corona-Geschehen “große Sorgen“. Behörde geht auf Forderung der Eltern ein. Aktuelle Infektionszahlen an Schulen.
Angesichts der auch in Hamburg immer weiter steigenden Corona-Infektionszahlen und von Berichten über schwere Verläufe auch bei Kindern und Jugendlichen ist die erneute Schließung der Schulen wieder im Gespräch.
„Die steigenden Inzidenzen machen uns große Sorgen, wir beobachten deswegen sorgfältig die Lage“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) dem Abendblatt. „Es ist nicht auszuschließen, dass Schulen bei sehr hoher Inzidenz wieder geschlossen werden müssen.“
Schulen in Hamburg bleiben auch nach Ostern voraussichtlich vorerst geöffnet
Die Inzidenz beschreibt die Anzahl der Ansteckungen pro 100.000 Einwohnen binnen sieben Tagen. Ab welchem Wert Schulen möglicherweise wieder schließen müssten, hat der Senat noch nicht festgelegt.
Als mögliche Grenze gilt 200 – davon ist die Stadt noch ein Stück entfernt (aktuell: 153,7, Tendenz steigend). Daher wird erwartet, dass die Schulen auch nach Ostern vorerst geöffnet bleiben, währen die Kitas wohl in den Notbetrieb gehen müssen.
Schulen in Hamburg: 444 Infektionen seit 15. März
Laut Schulbehörde wurden seit Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts am 15. März insgesamt 444 Infektionen von Schulbeteiligten gemeldet, davon 389 Schülerinnen und Schüler sowie 55 Schulbeschäftigte.
In den vergangenen zehn Tagen seien „von 202 Schulen 295 Infektionen von Schulbeteiligten“ mitgeteilt worden, sagte Schulbehördensprecher Peter Albrecht am Dienstag. Betroffen seien 257 Schülerinnen und Schüler und 38 Schulbeschäftigte. Dies sind durchweg Fälle, die durch PCR-Tests bestätigt wurden.
Schnelltests können auch falsch positive Ergebnisse liefern
Die derzeit an den Schulen genutzten Selbst- bzw. Schnelltests können auch falsch positive Ergebnisse liefern und müssen daher jeweils bei positiven Ergebnissen mit einem genaueren PCR-Test bestätigt werden. Erst danach gehen sie in die Statistik ein.
Die Gesundheitsämter haben zuletzt laut Behörde für 27 Klassen Quarantänemaßnahmen veranlasst. Derzeit seien 754 Schülerinnen und Schüler sowie 88 Schulbeschäftigte in „präventiver Quarantäne“, so Albrecht.
70 infizierte Schulbeteiligte aus insgesamt 40 Schulen
Für Montag seien 70 infizierte Schulbeteiligte aus insgesamt 40 Schulen gemeldet worden, darunter 62 Schülerinnen und Schüler sowie acht infizierte schulbeschäftigte Personen. „In der Regel handelt es sich um einzelne Infizierte, nur von der Beruflichen Schule für medizinische Fachberufe auf der Elbinsel (BS 15) wurden vier, von der Beruflichen Schule Hamburg-Harburg (BS 18) drei, von der Brüder-Grimm-Schule drei, von der Schule Beim Pachthof zwölf infizierte Schulbeteiligte gemeldet“, so der Behördensprecher.
Die Zahl der Schnell- bzw. Selbsttests an Schulen wird laut Behörde nur wöchentlich erhoben. Bis einschließlich 25. März 2021 seien an Hamburgs Schulen innerhalb von sieben Tagen insgesamt 130.641 Schnell-Selbsttests durchgeführt worden, davon 94.674 von Schülerinnen und Schülern sowie 35.967 von Schulbeschäftigten, sagte Albrecht.
Schnelltests: 0,14 Prozent der Schüler positiv
Dabei seien 174 Tests positiv ausgefallen, davon 135 bei Schülerinnen und Schülern, was einer Quote von 0,14 Prozent entspreche. Außerdem wurden demnach 39 Schulbeschäftigte positiv getestet (laut Behörde 0,11 Prozent).
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„Bereits in der ersten Erprobungswoche der flächendeckenden Schnell-Selbsttests haben somit die allermeisten Schulbeteiligten mindestens einmal einen Test durchgeführt, ein Zeichen großen Vertrauens in diese Maßnahme“, so der Behördensprecher. Schulbeschäftigte testen sich derzeit laut Albrecht dreimal pro Woche, Schülerinnen und Schüler zweimal.
Hamburger Schulbehörde prüft Testpflicht
Die Elternkammer Hamburg hatte gefordert, alle Schüler und Lehrer, die am Präsenzunterricht teilnehmen, täglich zu testen. Die Behörde erwäge derzeit eine Testpflicht und prüfe parallel die rechtlichen Rahmenbedingungen, so der Sprecher.
Die Infektionszahlen sind in Hamburg derweil auch am Dienstag weiter gestiegen. Die Sozialbehörde meldete 328 neue Fälle – 31 mehr als am Dienstag vergangener Woche. Dadurch stieg die Inzidenz leicht auf jetzt 153,7. Derzeit werden 285 Infizierte aufgrund schwerer Verläufe in Hamburger Kliniken behandelt, 92 davon auf Intensivstationen.
Seit Pandemiebeginn 60.678 Hamburgerinnen und Hamburger mit dem Coronavirus infiziert
Insgesamt haben sich seit Pandemiebeginn 60.678 Hamburgerinnen und Hamburger mit dem Coronavirus infiziert, 1372 davon sind verstorben, am Dienstag wurde kein weiterer Todesfall von der Behörde gemeldet.
Das Infektionsgeschehen verteilt sich nach wie vor sehr ungleichmäßig über die Stadt. Während die Inzidenz im Bezirk Eimsbüttel mit 95,9 noch knapp unter 100 liegt, hat sie in Hamburg-Mitte (236,1) und Harburg (208,3) schon die 200er-Grenze überschritten. Dazwischen liegen die Bezirke Altona (116,4), Hamburg-Nord (128,3), Wandsbek (142,6) und Bergedorf (164,6).
Steigende Infektionszahlen
Auch die Langzeitbetrachtung bestätigt diese Daten: Seit Beginn der Pandemie vor gut einem Jahr haben sich im Bezirk Mitte 4399 Menschen pro 100.000 Einwohner mit dem Coronavirus infiziert, in Eimsbüttel dagegen nur 2468. Harburg liegt auch hier mit 3731 Fällen auf Platz zwei, gefolgt von Wandsbek (3173), Bergedorf (3113), Altona (2896) und Hamburg-Nord (2592). Viele Experten hatten diese Daten jüngst mit dem Zusammenhang von Gesundheit und sozialen Faktoren begründet.
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).
Angesichts der immer weiter steigenden Infektionszahlen wird der Senat am Mittwoch weitere zum Teil drastische Einschränkungen beschließen. Dazu gehören neben einer möglichen Umstellung der Kitas auf Notbetrieb auch eine Ausgangssperre.
Bürgermeister Peter Tschentscher geht es „ausgezeichnet“
Die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) warb am Dienstag um Verständnis, dass man mögliche weitere Maßnahmen sehr genau rechtlich prüfen müsse – zumal das Vertrauen durch die wieder zurückgenommenen Beschlüsse zur Osterruhe „ramponiert“ sei. Vor dem Hintergrund „dramatisch steigender Zahlen“ müsse man handeln, so Fegebank. Bei zusätzlichen Maßnahmen könne „das Thema Ausgangsbeschränkungen eine Rolle spielen“.
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) geht es derweil „ausgezeichnet“, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer am Dienstag. Wie berichtet, hatten Tschentscher, Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) und Staatsrätin Almut Möller, Hamburgs Beauftragte beim Bund, nach einer Sitzung des Bundesrats einen Warnhinweis über die Corona-Warn-App erhalten und sich in häusliche Isolation begeben.
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Alle drei werden am Mittwoch einen Test machen und können, sofern dieser negativ ist, die Isolation beenden. Schweitzer sagte, er gehe davon aus, dass der Bürgermeister am Mittwoch bei der Verkündung der neuen Corona-Maßnahmen dabei sein werde.