Hamburg. Das Abendblatt begleitet Pflegestudentin Charlotte Köppen in 50 Minuten durchs Impfzentrum – von Anmeldung bis Check-out.
In Deutschlands größtem Impfzentrum in den Hamburger Messehallen sollen irgendwann, wenn es genügend Impfstoff gibt, bis zu 7000 Menschen täglich ihre Coronaschutz-Impfung erhalten. Bis jetzt erhielten dort bereits 36.642 Menschen das Vakzin. Der Weg zur ersehnten Spritze ist von Architekt Olaf Schindel genau durchdacht worden. Es galt lange Wartezeiten zu vermeiden, Abstände und Hygienemaßnahmen einzuhalten – und wohlfühlen sollen sich die Impflinge möglichst auch noch.
Das Abendblatt hat die 23-Jährige Charlotte Köppen aus Allermöhe bei ihrer Impfung begleitet und den Weg zur Impfung dokumentiert. Die Pflegestudentin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) gehört zu denjenigen, die als Mitarbeiter in der Pflege und in der Medizin jetzt die Impfung erhalten. Weil sie jünger ist als 64 Jahre, wird sie mit dem Vakzin von AstraZeneca geimpft.
Impfzentrum Hamburg: Eigenes Cluster für AstraZeneca
Erste Station: Am Eingang wird Fieber gemessen, Security-Mitarbeiter führen die Besucher in den für sie vorgesehenen Cluster. Insgesamt gibt es acht davon. An diesem Tag sind vier in Betrieb. Ein Cluster ist ein autonomes Impfmodul samt Anmeldung, Anamnese, Behandlungs- und Ruheraum. Je nach Andrang können diese Cluster erweitert oder reduziert werden. Für AstraZeneca gibt es ein eigenes Cluster, für den Impfstoff Biontech die anderen.
Check-in zum Impfen wie am Flughafen
Zweite Station: In der Warteschlange zum Check-in, sagt Charlotte Köppen, fühlt es sich an wie auf einem Flughafen. „Das kann man richtig genießen“, sagt sie. Sie ist heute gemeinsam mit 16 Kommilitonen zum Impftermin gekommen. Die Besucher, hier Impflinge genannt, werden wie am Flughafen genau zum Counter geführt, Absperrbänder leiten den Weg. Auf dem Fußboden sind Markierungen, sodass die Menschen auch hier den Mindestabstand von 1,50 Metern einhalten.
Dritte Station: Am Check-in zeigt Charlotte Köppen dem Mitarbeiter ihren Personalausweis und die Arbeitsbescheinigung als Nachweis ihres Anspruchs auf die Schutzimpfung gegen SARS-CoV-2. Die Pflegestudentin ist glücklich, dass sie bald geimpft wird: „Ich freue mich total. Bedenken habe ich keine. Es fühlt sich einfach besser an mit der Schutzimpfung, wenn ich im ambulanten Einsatz oder auf der Intensivstation bin.“
Sie studiert im zweiten Semester und hat bald ihre ersten Praxiswochen, unter anderem in der Kardiologie des UKE und beim Arbeiter Samariter Bund (ASB) – sie hat also direkten Kontakt zu alten und kranken Menschen.
Aufklärung über Nebenwirkungen der Corona-Impfung
Vierte Station: Anamneseraum und Impfbox. Hier geht es gleich zur Sache. Arzt Mustafa Ali aus Bonn klärt Charlotte Köppen über mögliche Nebenwirkungen der Impfung auf, wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Fieber. Diese Beschwerden können, müssen aber nicht auftreten, und sie sind völlig normal.
„Darf ich Ibuprofen nehmen?“, möchte Charlotte wissen. Ja, und Paracetamol geht auch in Ordnung. Ob sie chronische Erkrankungen habe, fragt Ali. Ja, Asthma. Nun noch ein paar Unterschriften, und dann geht es los: Mustafa Ali spritzt ihr den Impfstoff in den linken Oberarm. In den linken, weil es zu leichten Schmerzen kommen kann und es als Rechtshänderin besser ist, diese im linken Arm zu haben.
Schutz bei Biontech liegt bei 95 Prozent, bei AstraZeneca 70 Prozent
Leichte Bedenken hatte Charlotte Köppen wegen des Impfstoffes: „Mir wäre Biontech lieber gewesen. Man ist so voreingenommen.“ Aber das sei eine reine Kopfsache. „Bei den ganzen Impfstoffen, die ich schon erhalten habe, habe ich mir doch nie solche Gedanken gemacht, vor allem nicht darüber, wie hoch der Schutz ist.“
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Dieser liegt bei Biontech bei mehr als 95 Prozent, beim Impfstoff von AstraZeneca bei 70 Prozent. Das sei hoch genug, sagt Mustafa Ali: „Selbst wenn man sich infiziert, wird der Verlauf ein milder sein“, sagt er. Charlotte bekommt noch einen Eintrag in ihren Impfpass und einen Zettel. Dieser ist der international anerkannte Impfnachweis. Sehr wichtig also. Die zweite Impfung, sagt er noch, ist dann in neun Wochen fällig. Vom Betreten des Impfzentrums bis zur Impfung hat es etwas mehr als eine Viertelstunde gedauert.
Nach Impfung: 15 Minuten Ruheraum
Fünfte Station: 15 Minuten lang soll Charlotte im Ruheraum sitzen bleiben, falls sie Kreislaufprobleme bekommt. Dort trifft sie, natürlich im Abstand von jeweils 1,50 Metern, ihre Mitstudenten, die ebenfalls ihr Vakzin erhalten haben. Fazit: „Das läuft hier sehr angenehm ab, und die Ärzte sind sehr freundlich.“
Sechste und letzte Station: Check-out. Nach fast 50 Minuten ist Charlotte Köppen fertig. Sie bekommt noch den Termin für die zweite Impfung. Am 14. April ist sie wieder an der Reihe.