Hamburg. 60 Prozent der Schüler haben ab Montag wieder Präsenzunterricht. Schulsenator Rabe stellt weitere Schritte für Ostern in Aussicht.

Es ist 13 Wochen her, dass Hamburgs Schulen zuletzt komplett geöffnet waren. Mit dem Ende der Frühjahrsferien 2021 werden nun am Montag erstmals wieder Kinder und Jugendliche zum Unterricht in die Schule kommen.

„Im letzten Jahr waren die Schulen monatelang geschlossen, die Hälfte aller Unterrichtsstunden ist ausgefallen“, sagt Schulsenator Ties Rabe (SPD). „Für viele Familien war das eine schlimme Zeit, die bei vielen Kindern und Jugendlichen tiefe Spuren hinterlassen wird. Im Interesse der Zukunft unserer Kinder müssen wir die Schulen jetzt behutsam öffnen.“

Schulöffnungen mit Einschränkungen

Es ist ein Start mit Einschränkungen in doppelter Hinsicht. Zum einen profitieren nicht alle Schüler von der Öffnung: Sogenannten Präsenzunterricht in der Schule erhalten die rund 68.000 Grundschüler, also die Klassen eins bis vier der staatlichen und privaten Schulen. Auch die rund 10.000 Vorschüler sowie die knapp 1400 Erst- bis Viertklässler der Sonderschulen und die Schüler der Abschluss-Klassenstufen neun, zehn und 13 der Stadtteilschulen sowie der Stufen sechs, zehn und zwölf der Gymnasien sind dabei.

Schließlich nehmen die Abschlussklassen der beruflichen Bildungsgänge der Berufsschulen den Präsenzunterricht wieder auf. Alles in allem kehren rund 60 Prozent der mehr als 200.000 Schüler der allgemeinbildenden Schulen in die Klassenzimmer zurück.

Halbierte Klassen, Test- und Impfstrategie

Die zweite Einschränkung betrifft die Dauer des Unterrichts: Grundsätzlich werden die Klassen halbiert, damit die Abstände eingehalten werden können. Das bedeutet, dass die Schüler in der einen Hälfte der Unterrichtszeit in der Schule, in der anderen zu Hause lernen. Die Schulen entscheiden über die Form dieses Wechselunterrichts: Es kann etwa einen tageweisen oder wochenweisen Wechsel der Gruppen geben. Zentraler Punkt ist eine umfassende Test- und Impfstrategie.

Zum Schulstart am Montag sind nach Angaben der Behörde bereits rund 70.000 Testeinheiten auf die staatlichen und privaten Schulen verteilt worden. Rabe hat angekündigt, dass die rund 35.000 Schulbeschäftigten (vom Schulleiter bis zum Hausmeister) zweimal pro Woche kostenlos getestet werden sollen. Die Schulen sollen für die Durchführung der Tests geeignete Räume herrichten; möglich ist aber auch, dass sich Lehrer vorab zu Hause testen.

Regelmäßige Tests für Schüler

In jedem Fall muss sich an einen positiven Schnelltest ein PCR-Test anschließen, der mit größerer Sicherheit eine Corona-Infektion bestätigen kann. Wenn die Schnelltests in ausreichender Zahl vorhanden sind, will Rabe auch regelmäßige wöchentliche Tests für Schülerinnen und Schüler einführen.

Zweiter Baustein des Sicherheitskonzepts sind die Impfungen: Seit Donnerstag dieser Woche sind zunächst die Beschäftigten an Grund- und Sonderschulen aufgerufen, sich für einen Termin im Impfzentrum in den Messehallen anzumelden.

Medizinische Masken für Schulbeschäftigte

In der Schule müssen alle Beschäftigten und jetzt auch alle Schülerinnen und Schüler eine medizinische Maske tragen. Diese Vorschrift gilt ausdrücklich auch für den Unterricht – die Masken dürfen nur auf dem Schulhof und beim Essen abgenommen werden, wenn der Mindestabstand eingehalten wird. Alle Schulbeschäftigten sollen kostenlos medizinische Masken erhalten.

Es bleibt bei der Regel, dass während des Unterrichts alle 20 Minuten die Fenster des Unterrichtsraums für eine Stoßlüftung geöffnet werden sollen. Den rund 350 staatlichen Schulen stehen vier Millionen Euro für kleine Investitionen in die Verbesserung des Raumklimas und des Infektionsschutzes zur Verfügung. Dazu zählen Filteranlagen oder CO2-Ampeln. Um die Kontakte zu reduzieren, sollen die Schüler möglichst durchgängig in der Klasse unterrichtet werden. Es bleibt auch bei der Trennung nach Jahrgangsstufen auf dem Schulhof.

Präsenzpflicht weiterhin aufgehoben

Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen nicht zu Hause lernen können, haben weiterhin die Möglichkeit, in der Schule betreut zu werden. Rabe hat allerdings an die Eltern appelliert, das Angebot nur im Notfall zu nutzen. Die Schulen stellt die zusätzliche Betreuung neben dem regulären Unterricht vor große organisatorische Probleme. Die Präsenzpflicht bleibt aufgehoben. Das bedeutet, dass Eltern nicht gezwungen sind, ihr Kind in die Schule zu schicken – etwa aus gesundheitlichen Gründen.

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Aus Sicht von Rabe können die Schüler weiterer Klassenstufen in die Schulen zurückkehren, wenn es ausreichend Schnelltests gibt und die Teststrategie sich bewährt hat. „Wenn alle mitmachen, wird das die Sicherheit an den Schulen erheblich verbessern, und wir können nach Ostern Schritt für Schritt sämtliche Schulklassen wieder in die Schule holen“, sagt der Schulsenator. Andererseits stehen alle Öffnungsschritte unter dem Vorbehalt der weiteren Entwicklung der Pandemie. Sollte die Sieben-Tage-Inzidenz stabil über dem Wert von 100 liegen, droht sogar wieder die Schulschließung.

CDU-Schulpolitikerin kritisiert Rabe

Die CDU-Schulpolitikerin Birgit Stöver kritisiert die Vorbereitung auf die Wiederöffnung der Schulen. „Wie und wo sollen die Schnelltests der Lehrkräfte durchgeführt werden? Wann wird der Muster-Corona-Hygieneplan endlich den neuen Gegebenheiten angepasst? Fragen über Fragen, deren Beantwortung der Schulsenator derzeit schuldig bleibt”, sagt Stöver.

Schulleitungen, Lehrkräfte, Eltern und Schüler würden wieder erst „auf den letzten Drücker“ informiert. Hamburg hinke bei den Lehrer-Testungen hinter Ländern wie Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg her. „Warum ist Hamburg wieder Schlusslicht? Warum dauert die Umsetzung so lange?“, fragt Stöver.

Längster Lockdown für Hamburgs Schulen

„Die Schulen der Hansestadt haben den im Bundesländer-Vergleich längsten Lockdown erlebt. Damit ist Hamburg Schlusslicht bei der Berücksichtigung der Rechte und Bedürfnisse von Kindern. Der Hamburger Senat hat die Kinder im Stich gelassen“, sagt Anna-Maria Kuricová von der Initiative Familien.

Über eine Klage gegen die coronabedingten Beschränkungen beim Schulunterricht hat das Verwaltungsgericht unterdessen noch nicht entschieden. Eine Hamburger Mutter will – wie berichtet – mit einem Eilantrag erreichen, dass die Schulen zum Präsenzunterricht zurückkehren. Sie beruft sich dabei auf den im Schulgesetz verankerten Beschulungsanspruch.