Hamburg. Polizei hat erste Hinweise auf den Ausgangspunkt der Detonation. In der Nacht muss auch das Nachbarhaus evakuiert werden.
Eine schwere Explosion hat Hamburg erschüttert: Um 9.50 Uhr schallt ein lauter Knall durch die Winterstraße in Ottensen. Die Fassade eines dreigeschossigen Altbaus stürzt ein, Mauerwerk wird auf die Straße geschleudert, begräbt einen vor dem Haus geparkten Transporter unter sich.
Ein Mann wird lebensgefährlich verletzt – am Nachmittag Entwarnung, sein Zustand hat sich stabilisiert. "Die Explosion muss enorm gewesen sein", sagte Feuerwehr-Sprecher Martin Schneider dem Abendblatt. Schon wenige Minuten später treffen die ersten Einsatzkräfte ein, schnell sind 80 Feuerwehrleute und mehrere Dutzend Polizeibeamte vor Ort.
Suche nach weiteren Verletzten mit Hund und Drohne
Im Lauf des Donnerstags wird klar: Der Ort der Detonation liegt im Keller des 130 Jahre alten Hauses. Das finden Brandermittler des Landeskriminalamtes heraus. Die Ursache für das Unglück ist aber auch am Freitagmorgen noch unklar.
Das liegt auch daran, dass akute Einsturzgefahr herrscht – die Einsatzkräfte können das Gebäude nicht betreten. Mit der Kamera eines Polizeihubschraubers, einer Drehleiter, später auch mit einem Spürhund und einer Drohne, suchten sie die Trümmer ab. Zunächst war unklar, ob Menschen verschüttet worden sind: „Wir wollten ausschließen, dass da noch einer drunter liegt“, so Schneider.
In Anbetracht des Trümmerfelds auf der Winterstraße ist die Verletztenbilanz niedrig: Zwei Menschen wurden bei dem Unglück unweit des Bahnhofs Altona verletzt, nur einer davon schwer: "Die Person erlitt Verbrennungen zweiten und dritten Grades und wurde ins Unfallkrankenhaus Boberg gebracht", so Schneider. Unbekannt ist noch, wo der Mann sich zum Zeitpunkt der Explosion aufhielt.
Bürgermeister wünscht schwerverletztem Hausbewohner "gute Genesung"
Der 22-Jährige, der in dem zerstörten Gebäude wohnt, sei inzwischen außer Lebensgefahr, teilte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Nachmittag mit. "Ich wünsche ihm gute Genesung. Die Stadt wird den Betroffenen helfen, wo es geht", sagte der SPD-Politiker bei einem Pressestatement nach der Ministerpräsidenten-Konferenz über die aktuelle Corona-Lage.
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Der zweite Verletzte, ein 41 Jahre alter Mann, war auf dem Gehweg von einem umherfliegenden Trümmerteil getroffen und leicht verletzt worden. Feuerwehrleute versorgten die Verletzten. In dem dreigeschossigen Haus sind insgesamt fünf Bewohner gemeldet. Die vier unverletzt gebliebenen Mieter hatten sich bereits in Sicherheit bringen können. Das Kriseninterventionsteam des Deutschen Roten Kreuzes übernahm später die Betreuung der Anwohner sowie mehrere Zeugen, Passanten und Handwerker.
Explosion in Hamburg: Altbau unbewohnbar und einsturzgefährdet
Ungewöhnlich: Die Fassade im Erdgeschoss blieb stehen. Nicht einmal die Fenster wurden aus der Fassade gedrückt. Dort, wo die Wohnungen frei liegen, blickt man in Wohnzimmer. Selbst der Adventskalender hängt in einem Raum noch wie unbeschädigt an der Wand. „In anderen Räumen standen noch die Vasen auf den Tischen“, sagt ein Feuerwehrmann. Auch sind keine Trümmerteile in die gegenüber liegenden Wohnhäuser, die keine zehn Meter entfernt sind, geschleudert worden.
Bereits am Mittag kam ein Bausachverständiger, um die Schäden zu begutachten. Er erklärte das Haus Nummer 13 für unbewohnbar. Das betroffene Gebäude gilt als hoch einsturzgefährdet. Besonders instabil soll dabei die Dachkonstruktion sein, die von außen eher unbeschädigt wirkt. Experten des THW sollen das Gebäude abstützen, um einen unkontrollierten Einsturz zu verhindern. Dafür wurde Spezialmaterial angefordert. Die beiden angrenzenden Gebäude, die vorsorglich evakuiert worden waren, wurden am späten Nachmittag wieder freigegeben.
Die Bewohner des vom Einsturz betroffenen Gebäudes kamen bei Bekannten unter. Zuvor hatten sich mehrere Anwohner aus dem Raum Altona bei der Polizei gemeldet und Übernachtungsmöglichkeiten angeboten.
Das Nachbarhaus mit der Nummer 15 musste in der Nacht zum Freitag erneut evakuiert werden. Das THW hatte während der Stabilisierungsarbeiten Risse in der Hausfassade festgestellt, teilte ein Sprecher des Lagedienstes der Polizei am Freitagmorgen mit. Um 23.54 verließen die sechs betroffenen Bewohner das Haus. Sie wurden in einem Hotel untergebracht.
Explosion in Hamburg direkt neben einer Kita
Einen großen Schreck haben auch die Kinder und Erzieher in der benachbarten Kita Chocoladenfabrik bekommen. "Und wie!", sagte Kita-Leiter Sedat Pince am Vormittag dem Abendblatt. Die Einrichtung befindet sich direkt im Gebäude neben dem Explosionsort. "Es hat laut geknallt, dann sind Staubwolken durch den Eingang gekommen", so Pince. "Glücklicherweise wurde bei uns niemand verletzt."
Eltern, die ihre Kinder abholen wollten, sind von der Polizei zu einem Nebeneingang begleitet worden. Doch einige Kinder blieben auch dort. "Wir sind bis 17 Uhr hier", sagte Pince weiter. "Wir kriegen das irgendwie hin."
Explosion Hamburg: Ursache weiterhin noch unklar
Ob das zerstörte Gebäude, das noch über Holzbalkendecken und ein hölzernes Treppenhaus verfügt, saniert werden kann, steht noch nicht fest.
Unklar ist auch die Ursache der Detonation.„Das Haus hat einen Gasanschluss, und den haben wir stillgelegt. Ob er ursächlich für die Explosion war, wird die Polizei klären müssen“, sagte Feuerwehrsprecher Schneider. In den kommenden Tagen werden die Ermittler des Landeskriminalamtes Zeugen befragen, Spuren auswerten und Bilder von Drohnen auswerten. Am Freitagmorgen wurde die Einsatzstelle an die Polizei Hamburg übergeben.
Bis zum Donnerstagabend war es durch Sperrungen rund um die Winterstraße noch zu Verkehrsbehinderungen in Ottensen gekommen.