Hamburg. Nach „Küchenfreunde“, „Was wir wirklich lieben“ und „Botanic District Bar“: Hannes Schröder eröffnet neues Bistro.
Ein Laden in St. Georg, etwa in der Mitte der Langen Reihe gelegen. Bislang war hier eine Saftbar beheimatet. Der Tresen steht noch, auch zwei Sofas und der lange Holztisch. Die Wand ziert ein überdimensionales Graffiti. Bald wird nicht nur dieses Kunstwerk verschwinden, sondern ein völlig neues Konzept einziehen. Dahinter steckt ein umtriebiger Hamburger Gastronom.
Sein Name ist Hannes Schröder. Der 39-Jährige betreibt das Restaurant Küchenfreunde am Lehmweg in Eppendorf, in der Nachbarschaft die angesagte Botanic District Bar. Nebenan ist auch das dritte Gastrokonzept „Was wir wirklich Lieben“ beheimatet. Das Deli setzt vor allem auf vegane und vegetarische Gerichte. Seit August vergangenen Jahres gibt es im ehemaligen Vespers an der Kreuzung Osterstraße/Eppendorfer Weg in Eimsbüttel auch das Restaurant „Was wir wirklich Lieben Herzstück.
Hamburger Gastronom plant Bistro an der Langen Reihe
Und an der Langen Reihe soll es jetzt ein „Was wir wirklich Lieben“-Feinkostladen mit Bistro und 26 Sitzplätzen geben. Die Eröffnung ist für Ende September geplant. „Wir setzen auch hier an diesem Standort voller Lebenslust auf rundum gesundes Essen. Es wird unser Gemüsebeet mit diversen veganen Salaten geben, aber auch Quiches, Bowls und Curries sowie ein Tagesangebot“, sagt Schröder beim Ortstermin mit dem Abendblatt.
Auch Sandwiches – das Brot wird selbst gebacken – können bestellt werden. „Unser Konzept ist ganz einfach. Alle Gerichte sind schon so vorbereitet, dass sie direkt verzehrfertig mit nach Hause oder ins Büro genommen werden können. Oder die Gäste essen bei uns und bekommen ihre Bestellung direkt am Tresen auf den Teller. Das geht schnell, ist unkompliziert und wenig personalintensiv.“ Es wird auch an einer Produktlinie mit eigenen Saucen und Gewürzen gearbeitet.
Schröder übernahm Kraftwerk von Tim Mälzer
Ein weiteres Objekt von Schröder ist das Kraftwerk an der Leverkusenstraße in Bahrenfeld, das er 2018 von Kultkoch Tim Mälzer übernommen hat. Diese hippe Location kann für Veranstaltungen für bis zu 200 Personen genutzt werden und hier ist auch die Produktionsküche für alle Standorte. Wie bei all seinen Konzepten will Schröder auch an der Langen Reihe viel Holz für das Interieur verarbeiten. „Wir nehmen für neue Projekte häufig Möbel aus unserem Bestand, die ich dann abschleife und neu Lackiere. Die Einrichtung soll entspannt und heimelig sein“, sagt Schröder.
An der Wand soll ein Bild entstehen, das den familieneigenen Kastanienhof in der Lüneburger Heide zeigt. Dort kommen zum Beispiel die Kartoffeln und die Kräuter her, die später für die Lokale von Schröder verarbeitet werden. Auf dem ehemaligen Demeter Kastanienhof in Bleckede haben alle Erzeugnisse Bio-Qualität. Von einem Nachbarhof werden die Eier bezogen.
Fleisch direkt von der Schlachterei
„Es wäre utopisch zu sagen, wir können all unsere Produkte auf unserem eigenen Hof anbauen beziehungsweise nur aus der Region beziehen. Aber wir versuchen, wirklich so viel wie möglich von befreundeten Händlern zu ordern, die zu unserer Philosophie passen. Und die ist, dass wir Top-Qualität und vor allem gesundes Essen anbieten. Natürlich findet man bei uns auch Fleisch auf der Speisekarte, das wir zum Beispiel von Metzgers beziehen. In unserem Deli an der Hegestraße kommt die Hähnchenbrust direkt von der Schlachterei Harms nebenan.“
Von sich selbst sagt der Küchenmeister, der sieben Jahre lang vor seiner Selbstständigkeit – im Jahr 2012 hat Schröder den ersten Küchenfreunde Laden am Grindelhof eröffnet – für die Luxushotelkette Hyatt gearbeitet hat: „Ich stehe ständig unter Strom und habe neue Ideen. Deshalb hatte ich bislang auch keine Expansionsstrategie, aber es wurde doch immer mehr“, sagt der 40-jährige Unternehmer lächelnd. Ernst wird er, als er noch einmal auf das Thema Fleisch zu sprechen kommt: „Wir setzen es ja bei ,Was wir wirklich lieben´ schon weitgehend um, dass wir Fleisch nur noch auf Wunsch als Topping verwenden und ansonsten nur vegane und vegetarische Speisen anbieten.“
Hannes Schröder ist auch ein gefragter Berater
Und das soll noch weiter ausgebaut werden, auch bei den Küchenfreunden. „Die Menschen müssen Fleisch mehr zu schätzen wissen. Das Tier muss die bestmögliche Aufzucht haben, bevor es auf den Teller kommt.“ Hannes Schröder hat ein Ziel vor Augen: „Fleisch und auch Fisch dürfen keine Massenware mehr sein, sondern sollten sich in den kommenden Jahren zu einem Luxusgut entwickeln.“
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Übrigens ist Hannes Schröder nicht nur Gastronom, sondern auch Berater für die Branche. Gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin Katharina Görke hat der Unternehmer vor geraumer Zeit Querbeet-Konzepte gegründet. „Wir kreieren Küchenkonzepte, Speisekarten oder kümmern uns um Social Media für Gastrounternehmen und Hotels“, sagt Schröder.
Hamburger Erfolgs-Gastronom wird Vater
Zu seinen Kunden gehört zum Beispiel die Ratsherren Brauerei mit ihrem „Alten Mädchen“ in den Schanzenhöfen, der Ratsherrn Bar am Mühlenkamp und dem neu eröffneten Konzept „Das Lokal“ an der Bismarckstraße in den ehemaligen Räumen von Elbe 76. Für die Designmarke NinetyNine der in Hamburg ansässigen Hotelkette Centro hat Schröder das Frühstückskonzept und eine Bowl Bar in verschiedenen deutschen Städten entwickelt.
Dass es nicht immer vegan oder vegetarisch sein muss, zeigt sich bei einem weiteren Kunden. Das ist die JOHO Broilerbar mit Standorten in Prerow, Zingst und Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Aber die wohlschmeckenden Hühner kommen natürlich nicht irgendwo her, sondern vom Hof Bimöhlen im Kreis Segeberg in Schleswig-Holstein. Und demnächst hat der umtriebige Unternehmer ein weiteres Projekt. Das ist allerdings rein privater Natur. Voraussichtlich Ende September - also passend zur Eröffnung vom neuen Laden an der Langen Reihe – wird der Tausendsassa zum ersten Mal Vater.