Hamburg. Konzerte verschiedener Musikstile mit einem Schauspiel-Star, der Großmeister des Kabaretts und vieles anderes – die besten Termine.
Ob Thomas Freitag oder Burghart Klaußner – die vorösterliche Woche ist gottlob nicht nur von Männern geprägt. Starke und kreative Frauen sind in Hamburg auch bei Ausstellungen, auf der Leinwand und Bühnen zu erleben.
Kultur Hamburg: Konzerte
Lisa Politt, gesangsstarke und zweifach ausgezeichnete Kleinkunst- und Kabarettpreisträgerin, sowie ihr unerschütterlicher Gatte, Pianist und Arrangeur Gunter Schmidt sind alles andere als neoliberale Synergieeffekte-Fans. Dass das als Herrchens Frauchen bekannte Duo sein „Weihnachts-Special“ zu Ostern recycelt, hat indes Tradition. Und so beschenken die Polittbüro-Betreiber sich und ihr Publikum von Karfreitag bis Ostermontag noch mal mit Politts persönlichem Geburtstagsprogramm aus dem Dezember: „65 – Das Alter ist sicher!!!“ ist alles andere als besinnlich und Rentnerinnen-like.
Stattdessen dominieren bissiger Humor der Chefin und fein arrangierte Musik der Band mit Background-Sängerin Sarah Politt. Von Kondolenzbesuchen ist bei Familie Politt und Co. ebenso abzusehen wie bei Burghart Klaußner. Der 71 Jahre alte Schauspiel-Star („Das weiße Band“, „Der Staat gegen Fritz Bauer“) lässt mit Band an diesem Sonntag (10.4.) am Steindamm die Liebe zur Musik aufleben.
In der Bühnen-Kneipe „Klaussner! – Die musikalische Reisegaststätte der bedenkenlosen Art“ stehen Lieder von Cole Porter über Tom Waits bis zum vom Mimen verehrten Charles Trenet auf der Karte. Auch da lohnt das Hinhören!
„65 – das Alter ist sicher!!!“ Fr 15.–Mo 18.4., jew. 20.00, Polittbüro (U/S Hbf.), Steindamm 45, Karten zu jew. 20,-/erm. 15,- unter T. 28 05 54 67; www.polittbuero.de
Satire
Seine Nummer mit Willy Brandt, Herbert Wehner und Franz-Josef Strauß auf der „Drei-Bett-Wolke“ ist ein Klassiker des deutschen Kabaretts. Thomas Freitag war nicht nur einer der profiliertesten spöttischen Begleiter der Bonner Republik, er hat auch danach im großen Berlin Kanzler parodistisch in die Knie gezwungen, insgesamt vier von Schmidt bis Merkel. In seinem neuen Programm, das der Großmeister des politischen Kabaretts am Dienstag (12.4.) erstmals im Lustspielhaus präsentiert, versucht Freitag spielend, lesend und erzählend eine Antwort zu finden, woher die menschliche Unfähigkeit resultiert, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.
In seinem 18. Solo fragt sich der seit 46 Jahren als Solist tätige Kabarettist auch selbstkritisch, was falsch gelaufen ist, wenn man Strauß verhindern wollte und dann Trump in die Augen schauen musste. Und nun Putin. In „Hinter uns die Zukunft“ – übrigens auch Titel von Freitags Autobiografie – ist bei allem Komödiantischen mehr denn je klare Haltung gefordert. Dafür steht auch der Hamburger Berufszyniker Lutz von Rosenberg Lipinsky, der tags darauf (13.4.) noch mal sein Programm „Demokratur oder: Die Wahl der Qual“ spielt.
„Hinter uns die Zukunft“ HH-Premiere Di 12.4., 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,- unter T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de
Führung und Gespräch
Objekte aus dem ehemaligen Hamburger Museum Godeffroy, Plünderungsgut des „Boxerkriegs“ aus China, Sammlungsstücke, die aus Hamburger Handelsnetzwerken ins einstige Völkerkundemuseum kamen, Dinge, die zwischen 1933 und 1945 verfolgungsbedingt ihren Eigentümern entzogen wurden – das sind die Themen, die am Tag der Provenienzforschung, dem 13. April, im MARKK, Museum am Rothenbaum, mit dem Publikum diskutiert werden sollen.
Das Team lädt ein zu einem offenen Werkstattgespräch, einer Vitrinenpräsentation des Museums Godeffroy und einer Führung durch die aktuelle Sonderausstellung zu den berühmten Benin-Bronzen. Anmeldungen werden bis 11. April per E-Mail an boxerprojekt @smb.spk-berlin.de erbeten. Der Veranstaltungslink wird einen Tag vor der Veranstaltung an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer versandt.
Tag der Provenienzforschung Mi 13.4., 14.00–18.00, MARKK (U Hallerstraße, Bus 114), Rothenbaumchaussee 64, Eintritt 8,50/erm. 4,50, www.markk-hamburg.de
Lesung
Wie sieht ein Mann, der seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten wie nur wenige andere in Deutschland für das stetige Streben nach Abenteuern steht, dem Älterwerden entgegen? Helge Timmerberg findet mit seinem kürzlich veröffentlichten Buch „Lecko Mio. Siebzig werden“ (erschienen im Piper Verlag) heitere Antworten auf diese und weitere Fragen.
So dürfen sich die Gäste des meist überaus redseligen und weit gereisten Autors am Mittwoch im Bunker-Club Uebel & Gefährlich auf eine unterhaltsame Lesung mit vielen Geschichten auch abseits des Buches freuen.
Helge Timmerberg: „Lecko Mio. Siebzig werden“ Mi 13.4., 20.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstr. 66, Karten: 19,40, www.uebelundgefaehrlich.com
Kino
Philipp Fussenegger und Dino Osmanoviç haben mit ihrem Dokumentarfilm „I am the Tigress“ (deutsch: „Ich bin die Tigerin“) ein bewegendes Porträt der rumänischen Bodybuilderin Tischa Thomas geschaffen. Der rund 80-minütige Film gewährt tiefe Einblicke in ihre vielschichtige Biografie – so erlebt man die Hauptdarstellerin auf Wettbewerben, aber auch als sensibel auftretende Frau in ihrer Rolle als Großmutter.
Der Film behandelt jedoch auch die Diskriminierungen, mit denen die Hauptdarstellerin zu kämpfen hat. Am Karfreitag, 15. April, kommt Regisseur Fussenegger persönlich zur Vorstellung ins Abaton-Kino.
„I am the Tigress“ Fr 15.4., 18.00, Abaton (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten zu 10,-/erm. 9,-; www.abaton.de
Pop
Beim Stichwort kanadische Sängerin fällt den meisten zuerst Céline Dion ein. Sie ist ein Vorbild der gefeierten Newcomerin Charlotte Cardin aus Montreal, obwohl stilistische Vergleiche kaum passen. Die Stimme der Künstlerin aus Quebec erinnert eher an den brüchigen wie emotional mitreißenden Gesang von Amy Winehouse, während auf Cardins Debütalbum „Phoenix“ (2021) eine zeitgeistige, englisch-französische Mischung aus Electro, Dream-Pop, House, Soul und Songwriter-Pop wild kombiniert wird. Am 13. April singt sie im Knust.
Charlotte Cardin Mi 13.4., 21.00, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten zu 27,25 im Vorverkauf; www.kj.de
Jazz
Das wird mächtig eng auf der Bühne der Halle 424 im Oberhafenquartier, besteht das 2018 gegründete Michel Schroeder Ensemble doch aus insgesamt 17 Musikerinnen und Musikern. Der Bandleader hat sich mit dieser Großgruppierung einen Traum erfüllt und schiebt die Erfüllung eines zweiten beim „Guilty Pleasure Music“-Konzert am 11. April gleich hinterher: Seine Band spielt Pop-Lieblingstücke in ganz neuen, jazzigen Arrangements.
Vier Streichern, acht Bläser (zu denen auch Trompeter Michel Schroeder gehört), eine Harfe und eine vierköpfigen Rhythmusgruppe dürften gemeinsam mit Gastsängerin Katharina Koch für ein ordentliches Groove-Feuerwerk sorgen.
Mo 11.4., 19.00, Halle 424 (U Meßberg), Stockmeyerstr. 43, Karten zu 12,-/8,- unter www.halle424.de und an der Abendkasse
Ausstellung
Einen passenderen Ort als das Museumsfrachtschiff „Cap San Diego“ könnte es für Jana Osterhus’ Ausstellung „Die Letzten ihrer Art …“ kaum geben - die Assoziation zur „Arche Noah“ aus der biblischen Geschichte liegt nahe. Die Hamburger Künstlerin möchte sensibilisieren für die Gefährdungen der Tierwelt und Schönheit des Planeten und zeigt von Mitte April bis Mitte Mai einige Hundert ihrer 1001 Abbildungen von Säugetieren, Fischen, Vögeln und Insekten aus allen Regionen der Welt.
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Von der Elefanten-Spitzmaus, dem Mähnenwolf und der Antilope über die Hornisse, den Schneeleoparden bis zum Stichling – Osterhus fängt das Wesen jeder Art auf besondere Weise ein. Mit Acryl, Blattgold, Lackstift und Fineliner auf Leinwand in Formaten von jeweils 20 mal 20 und 25 mal 25 Zentimeter. Der Eintritt zur Vernissage mit Musik am Donnerstag, 14. April, ist frei, ebenso bei Sonderveranstaltungen wie der Filmvorführung von David Attenboroughs „Ein Leben auf unserem Planten“ am 23. April (18 Uhr).
Jana Osterhus: „Die Letzten ihrer Art … und die Anderen“ 15.4.–14.5., jew. 10.00–18.00, Vernissage Do 14.4., 18.00, „Cap San Diego“ (U Baumwall), Überseebrücke, Museumseintritt bis 18.00, nach 18.00 frei; http://www.osterhus-kunst-in-hamburg.de