Hamburg. Die Männer der Hochbahn-Wache kontrollieren Fahrkarten, aber auch den 3G-Nachweis. So viele Strafen wurden an einem Tag fällig.

Gemeinsam kommen die drei Herren von der Hochbahn-Wache auf fast 50. Dienstjahre. Vor Corona war es ihre Aufgabe, die Fahrkarten zu kon­trollieren und in den U-Bahnen und den Stationen für die Sicherheit der Fahrgäste zu sorgen. Doch aufgrund der Pandemie haben Fotios T., der seit 35 Jahren für die Hochbahn-Wache arbeitet, und seine Kollegen Daniel F. – seit elf Jahren dabei – und Daniel T. – ist seit drei Jahren an Bord – zusätzliche Aufgaben bekommen.

Innerhalb des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) gilt seit dem 24. November die 3G-Regel. Das heißt, in den öffentlichen Verkehrsmitteln dürfen die Kunden nur noch mitfahren, wenn sie geimpft oder genesen sind beziehungsweise einen negativen CoronaTest vorweisen können, der nicht älter als 24 Stunden ist.

HVV Hamburg: 3G-Pflicht – wer verstößt, muss 80 Euro zahlen

Wer dagegen verstößt, dem droht seit dem 14. Dezember eine Vertragsstrafe von 80 Euro. Bislang wurden nach Abendblatt-Informationen mehr als 85.000 Fahrgäste überprüft und 634 Verstöße festgestellt. Und seit dem 15. Januar müssen alle Fahrgäste ab dem 14. Lebensjahr eine FFP2-Maske tragen. Wer dieser Vorschrift nicht einhält und stattdessen zum Beispiel eine OP-Maske trägt, der wird mit 40 Euro zu Kasse gebeten. „Die FFP2-Tragequote liegt bei etwa 90 Prozent. Unser Ziel sind 95 Prozent. Ein Risiko für die anderen Fahrgäste besteht nicht, denn das Tragen einer FFP2-Maske dient vor allem dem Selbstschutz“, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum.

Das Abendblatt durfte die drei Sicherheitskräfte von der Hochbahn exklusiv begleiten. Treffpunkt ist der Jungfernstieg. Die Hochbahn-Wache ist mit ihren rund 400 Mitarbeitern 24-Stunden und 365-Tage im Einsatz. Wir starten in der U 2 vom Jungfernstieg mit Ziel Schlump.

HVV-Großkontrolle: Eine Frau zeigt ihren Testnachweis vor

Die drei Männer steigen in ihren dunkelblauen Uniformen ein, verteilen sich an den Türen und sagen unisono: „Guten Tag. Die Fahrausweise und ihren 3G-Nachweis bitte.“ Sofort halten die Fahrgäste ihre Tickets und ihre Mobiltelefone mit den entsprechenden Impfnachweisen parat. Eine Dame hält einen ausgedruckten Negativtest in der Hand. Daniel F. und seine Kollegen schauen sich alles ganz genau an. „Für uns ist das kein Problem, dass wir jetzt zwei zusätzliche Dinge kontrollieren müssen. Die meisten Fahrgäste sind kooperativ und wir bekommen sehr viel Zuspruch“, erzählt Daniel F.

Aber es gibt eben auch die Kunden, die es nicht so genau nehmen. Ein Fahrgast muss an den Messehallen aussteigen. Der Argentinier, der nach eigenen Angaben seit einem Jahr in der Hansestadt lebt, trägt eine OP-Maske – unter der Nase – und hat keine Fahrkarte dabei. Der junge Mann wird um seinen Ausweis gebeten und die Personalien werden aufgenommen. Das war eine teure Fahrt mit der Hochbahn. 100 Euro sind fällig: 60 Euro für den fehlenden Fahrschein und 40 Euro für die nicht korrekte Maske. Eines fällt bei dieser Reportage auf, die drei Herren von der Hochbahn-Wache sind bei der Ansprache der Kunden ruhig, beinahe schon einfühlsam. „Wir gehen mit Fingerspitzengefühl vor. Natürlich sind wir dafür verantwortlich, dass die Regelungen eingehalten werden, aber wir wollen ja das die Fahrgäste sich trotzdem wohlfühlen“, sagt Fotios T.

Daniel T. kontrolliert den 3G-Nachweis bei einer Kundin.
Daniel T. kontrolliert den 3G-Nachweis bei einer Kundin. © Unbekannt | Michael Arning

Die Fahrt geht von den Messehallen weiter in Richtung Schlump. Es läuft alles. Manch einer hat noch den gelben Impfpass dabei. Egal, wichtig ist, dass alle Nachweise am Mann sind, beziehungsweise an der Frau. Das ist leider bei einer jungen Dame nicht der Fall, die nach eigenen Angaben auf dem Weg zur Arbeit ist. Sie kann keinen Impfnachweis oder Test vorweisen.

Kein Impfnachweis? Kunden müssen aussteigen

Daniel F. bittet die Kundin an der Station Messehalle mit auszusteigen. Gefühlt fünf Minuten lang tippt sie auf ihrem Handy herum. Angeblich sucht die junge Dame nach ihrem PIN, um den negativen Corona-Test aufzurufen. Aber sie findet ihn nicht, und wieder werden der Ausweis  verlangt und die Personalien aufgenommen. 80 Euro sind fällig, die innerhalb von 30 Tagen überwiesen oder in den Geschäftsstellen des HVV eingezahlt werden können.

Weiter geht die Fahrt vom Schlump mit der U 3. Das Ziel ist die Kellinghusenstraße. Und wieder werden die drei von der Hochbahn fündig. Ein junger Mann mit einem Kakao im Tetrapak in der Hand, muss aussteigen. Den Impfnachweis kann er erbringen, aber er hat keine Fahrkarte und trägt eine OP-Maske. Das kostet insgesamt 100 Euro. Der Fahrgast verhält sich kooperativ, erzählt das er eigentlich immer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt. Deshalb habe er das mit der FFP2-Maske noch nicht mitbekommen. Das ist ja vielleicht noch glaubwürdig. Aber warum hat er denn kein Ticket gelöst? Das habe er bewusst gemacht. Ein wenig schmunzeln muss Daniel F. bei der Frage des Kunden, ob er denn mit dem Kostenbescheid der Hochbahn, nun weiterfahren könne. Die Antwort heißt: Nein.

Auch interessant

Auch interessant

Der Tross setzt sich wieder in Bewegung. Mit der U1 geht es zum Startpunkt am Jungfernstieg. Die fährt ab in Norderstedt und das ist in Schleswig-Holstein. Dort gilt keine FFP2-Masken Pflicht. Ein junger Mann, der nachweislich sein Ticket in dem Nachbarland gelöst hat, trägt eine OP-Maske. Er muss am Klosterstern erstmal aussteigen. Aber in diesem Fall erfolgt nur eine Aufklärung über die gültigen Regeln in Hamburg und der Fahrgast wird gebeten, sich einen korrekten Mundschutz zu kaufen.

HVV Hamburg: Mann mit Maske am Kinn beschimpft Kontrolleure

Ankunft am Jungfernstieg. Dort sind gerade drei andere Mitarbeiter der Hochbahn-Wache mit einem schwierigen Fall beschäftigt. Ein angetrunkener Mann wurde aus der U-Bahn geholt. Er sitzt auf einer Bank, die Maske unter das Kinn gezogen und beschimpft die drei Männer, hat offensichtlich nichts dabei, was man für eine Fahrt im HVV braucht. Die Polizei ist gerufen, um die Personalien festzustellen. Entspannt schaut Daniel F. auf das Szenario. „Auch das gehört zu unsrem Alltag. Aber für uns zählt das Motto, immer ruhig bleiben.“