Hamburg. Einsätze im Notdienst haben sich seit Sommer verdoppelt. Grund sind viele Atemwegsinfekte – besonders in einer Altersgruppe.

Wer ärztliche Hilfe außerhalb der Sprechstunden benötigt, wird möglicherweise keine Hilfe bekommen. Denn: Der Arztruf 116 117 hat seine Kapazitätsgrenzen erreicht und die Hamburger Notaufnahmen in den Krankenhäusern haben mehr denn je zu tun.

„Der ärztliche Bereitschaftsdienst in Hamburg ist derzeit stark belastet. Die Einsatzzahlen im fahrenden Notdienst haben sich im Vergleich zu den Sommermonaten verdoppelt, auf derzeit bis zu 700 am Tag. Daher kann es zu Wartezeiten kommen“, sagt Jochen Kriens von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), die den Bereitschaftsdienst betreibt. Die Grippesaison hat begonnen, und 95 Prozent der Anrufer klagen über Atemwegsinfekte. Sie rufen die 116 117 an, um sich testen zu lassen, weil sie befürchten, es könnte Corona sein.

Arztruf 116117 und Notaufnahmen in Hamburg überlastet

„Ein Engpass besteht derzeit darin, dass aufseiten des Dienstleisters, der Einsatzfahrzeuge und Sanitäter stellt, die personellen Kapazitäten begrenzt sind“, so Jochen Kriens. Es sei richtig, die 116 117 anzurufen, wenn man dringend ärztliche Hilfe benötigt und keine Lebensgefahr besteht. Kriens: „Medizinische Beschwerden werden zuerst abgearbeitet, dann erst Corona-Tests.“ Wenn die Erkrankung lebensbedrohlich ist, sollte man den Notarzt über die 112 rufen.

In der Notaufnahme berichtet Michael Wünning, Chefarzt des Zentrums für Notfall- und Akutmedizin am Marienkrankenhaus, hat das Patientenaufkommen in den vergangenen sechs bis acht Wochen deutlich zugenommen. „Während die Menschen in der ersten Coronawelle noch zu Hause geblieben sind, meiden die Menschen die Notaufnahmen nicht mehr.“

UKE verzeichnet deutlich höhere Patienten-Zahlen

Ähnlich am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE): „Die Patientenzahlen in der Zentralen Notaufnahme befinden sich deutlich über den Zahlen während der ersten und zweiten Welle. Die Anzahl der Patienten in der Notaufnahme des Kinder-UKE hat in den vergangenen Monaten zugenommen; seit September ist vor allem die Zahl der Kinder mit einem Infekt der oberen Luftwege gestiegen“, so eine UKE-Sprecherin.

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Auch in den Asklepios-Kliniken blickt das ohnehin schon stark belastete Personal der Notaufnahmen mit Sorge auf die weitere Entwicklung. „Im Bereich der Kindermedizin sehen wir eine auffällige Häufung von Fällen mit RSV-Infektionen (das Humane Respiratorische Synzytial-Virus), eine durch Viren ausgelöste Atemwegsinfektion bei kleinen Kindern“, so Konzernsprecher Mathias Eberenz.

Das katholische Kinderkrankenhaus Wilhelmstift meldet ebenfalls einen Anstieg an Patienten. „Aufgrund der hohen Anzahl an RS-Infektionen ist der Anstieg höher als im Vorjahreszeitraum“, so Sprecherin Maike Hinrichs.