Hamburg. Schülerin soll mit ihrer Familie von Hamburg in den Kosovo abgeschoben werden. Dagegen regt sich kreativer Protest im Wilhelmsburg.

Es ist ein bewegender Appell: Mit einem Youtube-Video protestieren seit Beginn der Woche Schülerinnen und Schüler aus Wilhelmsburg gegen die Abschiebung ihrer Klassenkameradin. Fast 10.000 mal wurde der gut zweiminütige Clip schon aufgerufen.

Das elfjährige Mädchen aus der Nelson-Mandela-Schule ist in Hamburg geboren und soll mit ihrer Familie in den Kosovo zurückkehren. Auch ihr zwölfjähriger Bruder, der die sechste Klasse des Helmut-Schmidt-Gymnasiums auf der Elbinsel besucht, würde nach Angaben von Lehrern durch die Abschiebung direkt aus dem Klassenverband gerissen.

Schüler protestieren mit Youtube-Video gegen Abschiebung

"Wir geben euch nicht ab", lautet der Spruch, mit dem die Schüler, aber auch viele Lehrkräfte gegen die Abschiebung der Familie Nimonaj-Stefan protestieren.  "Wir sind fassungslos", sagt etwa die Klassenlehrerin der Elfjährigen in dem Youtube-Video. "Das Mädchen, das ich unterrichte, ist aufgefallen durch Neugier, durch Wissbegierigkeit, sie ist eine treibende Kraft in unserer Klasse."

"Ein Mitschülerin von uns wird einfach abgeschoben", sagt ein Schüler in dem Clip. "So was geht gar nicht", meint ein anderer. "Ich verstehe das nicht, sie wurde hier geboren", ergänzt eine weitere Mitschülerin. Einige der Jugendlichen halten Plakate mit Aufschriften wie "Ihr gehört zu uns" und "Jeder hat ein Recht zu leben" in die Kamera.

Unterstützung von Lehrern und Gewerkschaft

"Die Aktion gegen die drohende Abschiebung ist auf Initiative der Schüler und Schülerinnen entstanden, wir unterstützen sie aber nachdrücklich", sagt ein Sprecher der Nelson-Mandela-Schule dem Abendblatt, der zugleich auch Interkultureller Koordinator und Lehrer für Politik ist. "Das Mädchen, um das es hier geht, kann kein Albanisch, war niemals im Kosovo und könnte dennoch bereits Ende des Monats in einem fremden Land sein, statt weiterhin bei uns zu lernen, Mädchenfußball zu spielen und das ohnehin schon stürmische Leben einer Jugendlichen zu leben."

Ihrer Mitschülerin und deren Bruder droht die Abschiebung aus Hamburg in den Kosovo. Eine Delegation aus Schülern der Nelson-Mandela-Schule und des Helmut-Schmidt-Gymnasiums überreicht 3700 Unterschriften an Landesschulrat Thorsten Altenburg-Hack.
Eine Delegation aus Schülern der Nelson-Mandela-Schule und des Helmut-Schmidt-Gymnasiums überreicht 3700 Unterschriften an Landesschulrat Thorsten Altenburg-Hack. © Nelson-Mandela-Schule | Unbekannt

Scharfe Kritik an der drohenden Abschiebung von Schülerinnen und Schülern kommt auch von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die das Video aus Wilhelmsburg auf ihre Internetseite stellte. "Wir fordern Schulsenator Ties Rabe dazu auf, sich gegen diese unmenschliche Praxis einzusetzen, denn Kinderrechte haben einen höheren Stellenwert, als staatliches Abschiebeinteresse", erklärte der Hamburger GEW-Vorsitzende, Sven Quiring.

"Schule und Ausbildung für alle sind elementare Menschenrechte. Eine reiche Stadt wie Hamburg kann hier ein Zeichen setzen für ein menschenwürdiges Aufwachsen und eine Zukunft aller Menschen, die hier leben."

Unterschriften gegen die Abschiebung gesammelt

Eine Delegation von Schülern der Nelson-Mandela-Schule und des Helmut-Schmidt-Gymnasiums hat am Dienstag eine Liste mit 3700 Unterschriften an Landesschulrat Thorsten Altenburg-Hack in der Hamburger Schulbehörde übergeben, um sich für ein Bleiberecht der Familie einzusetzen. Eine Stellungnahme aus der Behörde war zunächst nicht zu bekommen.

Auch interessant

Auch interessant

Auch interessant

Das Amt für Migration wollte sich auf Abendblatt-Anfrage mit Blick auf das laufende Verfahren ebenfalls nicht zu der drohenden Abschiebung äußern. "Der Fall ist uns aber bekannt, er liegt derzeit zur weiteren Prüfung bei der Härtefallkommission der Hamburger Bürgerschaft", sagte Sprecher Matthias Krumm. Die Kommission soll sich noch an diesem Donnerstag mit dem Schicksal der Familie befassen. Solange das Verfahren in der Schwebe sei, werde es aber auch keine Abschiebung geben, betonte Krumm.