Hamburg. Der Bund plant eine völlig neue Trasse nach Niedersachsen und einen neuen S-Bahn-Tunnel in der Stadt, zwei Milliardenprojekte.

Von Hamburg Hauptbahnhof nach Hannover in weniger als einer Stunde und zum Fernbahnhof Altona in einem neuen Tunnel: Das sind zwei Milliardenprojekte, die der Bund im Rahmen seines "Deutschlandtakt" genannten Plans zum Ausbau des Schienenverkehrs in Hamburg umsetzen will.

Für die schnellere Verbindung nach Niedersachsen sollen nicht etwa die bestehenden Gleise "ertüchtigt" werden, wie es im Amtsdeutsch heißt: Stattdessen ist eine komplett neue Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Maschen und Hannover geplant, auf der die Züge Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h erreichen sollen. Damit würde die Fahrtzeit auf 59 Minuten sinken (ohne Halt in Harburg).

Deutsche Bahn: Hamburg-Hannover mit Hochgeschwindigkeit

Bisher dauert es mindestens eine Stunde und 15 Minuten von Hamburg in die niedersächsische Landeshauptstadt. Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) freut sich über die Aussicht auf eine schnellere Verbindung: "Mit einer deutlich geringeren Fahrtzeit von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof steigern wir die Attraktivität der Bahnnutzung deutlich und erreichen ein wichtiges Puzzlestück im Deutschlandtakt."

Auch der niedersächsische Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) begrüßte die Pläne zum Ausbau. Allerdings befürworte er eher den Ausbau der bestehenden Strecke statt eines Neubaus. So müsse bei den Planungen nicht bei Null angefangen werden müssen.

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Mit 300 km/h von Hamburg nach Hannover – neben der A7?

Gegenüber dem NDR, der zuerst über die Pläne für die neue Bahnstrecke berichtet hatte, erläuterte Tjarks darüber hinaus den voraussichtlichen Verlauf der neuen Trasse: "Das ist eine Strecke, die mit hoher Wahrscheinlichkeit entlang der A7 laufen wird – ab Maschen Richtung Hannover." Die Kosten sind im aktuellen Entwurf der Infrastrukturliste, die dem Abendblatt vorliegt, mit 3,50 Milliarden Euro veranschlagt.

Die Bahn prüft schon länger verschiedene Trassen-Varianten, um die Fahrten zwischen Hannover und Hamburg zu beschleunigen. Neben dem Ausbau der bestehenden Strecke werden Alternativlösungen zwischen der Bestandsstrecke und der Autobahn A7 auf ihren Nutzen für den Verkehr und die Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt hin untersucht. Dem Bundesverkehrsministerium zufolge ist eine Festlegung auf eine der Varianten bislang noch nicht erfolgt.

Vom Hauptbahnhof zum neuen Fernbahnhof Altona im Tunnel

Die Projekte des Deutschlandtakts sind im August als Ganzes vom Bundesverkehrsministerium in die höchste Dringlichkeitskategorie gehoben worden: Als Maßnahmen im "Vordringlichem Bedarf" erhalten sie höchste Priorität im Bedarfsplan für die Bundesschienenwege.

Im Entwurf der Infrastrukturliste findet sich noch ein weiteres Milliardenprojekt mit noch direkterem Hamburg-Bezug: Die als "Entlastungstunnel" ins Gespräch gebrachte Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und dem neuen Fernbahnhof Altona am Diebsteich.

S-Bahn-Gleise werden für den "Deutschlandtakt" benötigt

Das Projekt, die bisherige Verbindungsbahn unter die Erde zu verlegen, um die S-Bahn-Gleise für den Fern- und Regionalverkehr nutzen zu können, wird in der Hamburger Politik mit vorsichtigem Optimismus betrachtet: Zwar werde der Tunnel grundsätzlich begrüßt, es seien aber auch noch viele Fragen offen, hieß es im Frühjahr aus dem Rathaus.

So geht auch aus dem derzeitigen Entwurf nicht direkt hervor, ob die Haltestellen Sternschanze und Holstenstraße unterirdisch angebunden werden sollen oder aber als Knotenpunkte wegfallen. Enak Ferlemann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, hatte angekündigt, dass der Bund die Kosten für den Tunnel übernehmen werde, weil die oberirdischen Schienenkapazitäten für die Einhaltung des Deutschlandtaktes benötigt würden.

S-Bahn Hamburg: Umbau der Verbindungsbahn für drei Milliarden Euro

Im Hauptbahnhof, so der derzeitige Stand auf der Entwurfsliste, sollen die bisher für den S-Bahn-Verkehr vorgesehenen Gleise 3 und 4 für den Fern- und Regionalverkehr umgebaut werden. Außerdem ist die Rede von einer "Tieflegung der S-Bahn von der Verbindungsbahn mit zwei zusätzlichen Bahnsteigkanten".

Kostenpunkt: 2,66 Milliarden Euro. Weitere 336 Millionen Euro sind für den Umbau der Verbindungsbahn veranschlagt, für darüber hinausgehende Umbauarbeiten sind weitere 33 Millionen Euro in der Liste aufgeführt.

S-Bahn-Tunnel und Hochgeschwindigkeitstrasse noch Zukunftsmusik

Bis Hamburg-Hannover in weniger als einer Stunde und ein neuer S-Bahn-Tunnel aber mehr sind als Pläne auf Papier, dauert es selbst im besten Fall noch: Der Deutschlandtakt verweist auf einen Zielfahrplan 2030. Insgesamt haben die Pläne ein Volumen von mehr als 40 Milliarden Euro.

Die Deutsche Bahn begrüßte die Pläne des Bundesverkehrsministeriums: Die Einstufung zahlreicher Projekte in den "Vordringlichen Bedarf" sei "ein wichtiger und erfreulicher Schritt", so eine Bahnsprecherin.