Hamburg. Das beliebte Lokal am Jenischpark macht dicht – schon bald. Der Verpächter war den Betreibern noch entgegengekommen.

Eine Hamburger Institution steht vor dem Aus: Der Mai wird voraussichtlich der letzte Monat für das Restaurant „To’n Peerstall“ am Jenischpark sein. „Wir sind sehr traurig“, sagte Betreiberin Katharina Baumgartner am Donnerstag gegenüber dem Abendblatt. Man habe Generationen im „Peerstall“ aufwachsen sehen: Manche ihrer älteren Gäste hätten schon mit 18 ihr Bier an der Bar getrunken und seien auch jetzt noch Stammgäste, die inzwischen auch ihre Enkel mitbringen würden.

Entsprechend sei ihr die Entscheidung nicht leicht gefallen: „Nicht unbedingt wegen uns, vor uns gab es auch andere Betreiber. Wir haben den Laden nicht aufgebaut und eingerichtet, sondern nur übernommen“, so Baumgartner. „Aber es stirbt eine Institution in Klein Flottbek.“ Ein Restaurant, das seit 60 Jahren unverändert – so wie es jetzt ist – bestanden habe, verschwinde damit von der Bildfläche.

Restaurant Hamburg: „To’n Peerstall“ am Jenischpark schließt

Doch das Haus selbst ist noch viel älter. Im Jahr 1810 zerstörten Napoleons Truppen das Gebäude und brannten es nieder. Vier Jahre später wurde es wieder aufgebaut. Auf die Idee, das bis Ende der 1950er-Jahre tatsächlich als Pferdestall genutzte Bauwerk in eine Gastronomie zu verwandeln, kamen ein Bierkaufmann und der Unternehmer Helmut Farchmin.

In dem 120 Quadratmeter großen zentralen Raum konnten in den vergangenen Jahren 100 Gäste auf handgezimmerten Stühlen Worpsweder Art Platz finden. Oder auf den Barhockern an der 15 Meter langen, hufeisenförmig gestalteten Holztheke. Katharina Baumgartners Eltern Evelyn und Hansi, Quereinsteiger in der Gastronomie, übernahmen das Restaurant im April 1984 und kauften den Vorbesitzern das Inventar ab. Zu der Einrichtung gehören schon seit Jahren Kutscherlampen, alte Wagenräder und Holzpferde von einem französischen Kinderkarussell. An den Fachwerkwänden hängen Heuraufen, Trensen, Zaumzeug und Zügel.

„To’n Peerstall“: Familie übernahm Restaurant 2012

„Und dann haben wir das Beste daraus gemacht, mit viel Herzblut“, sagte Baumgartner zu der Übernahme durch ihre Familie. Im Jahr 2012 löste die gelernte Hotelfachfrau ihre Eltern im Restaurant am Hochrad ab. Dort stehen heute „Stallmeister-Spezialitäten“ wie das Holsteiner Katenschinkenbrot oder Tatar vom Rind auf der Karte, bewirtet wird von 17 bis 23 Uhr, donnerstags bis montags.

Vor eineinhalb Jahren begannen Gespräche mit den Pächtern, um einen neuen Vertrag aufzusetzen. Damals sah es zunächst nach einer passenden Lösung aus. „Ich wollte gerne einen komplett neuen Pachtvertrag haben“, sagt Baumgartner. In der Woche vor Ostern gab es einen weiteren Austausch. Doch die Konditionen seien nicht passend gewesen.

Restaurant am Jenischpark schließt Ende Mai

„Uns wurde tatsächlich mit der Pacht entgegengekommen. Aber es ist einfach so, dass wir uns leider nicht einig geworden sind“, sagt die Betreiberin. An diesem Donnerstag fiel daher ihre Entscheidung: Nach jetzigem Stand soll das Restaurant Ende Mai schließen.

Das Lokal „Ton‘s Peer Stall“ in der Straße Hochrad (Othmarschen) soll geschlossen werden.
Das Lokal „Ton‘s Peer Stall“ in der Straße Hochrad (Othmarschen) soll geschlossen werden. © Michael Arning | Unbekannt

Ob es danach weitergeht, ist fraglich: „Wir haben uns natürlich schon ein wenig umgeguckt, aber bis dato gibt es keine Pläne. Man müsste ein passendes, ähnliches Objekt finden, um weitermachen zu können. Die ganzen Möbel würden wir ja mitnehmen wollen, das kann man nicht einfach irgendwo hineinsetzen. Sonst kommt das Flair nicht rüber.“ Damit würden sich neben Familie Baumgartner vier Festangestellte und drei Minijobber eine neue Arbeit suchen müssen. Im Juni wird Katharina Baumgartner das Restaurant räumen, gegebenenfalls auch mit Inventarverkäufen.

Restaurant in Hamburg: Verpächter und Betreiber wurden sich nicht einig

Verpächter Jan Hoff bedauert die Entscheidung von Katharina Baumgartner sehr, wie er auf Abendblatt-Anfrage sagte. „Wir sind uns seit Jahren fast freundschaftlich-familiär verbunden gewesen, und ich habe seit meiner Kindheit dort immer gerne und oft gegessen“, so Hoff. „Aber bei den jüngsten Verhandlungen sind wir uns einfach nicht einig geworden. Auch für Verpächter gibt es hohe Auflagen, die erfüllt werden müssen.“ Hoff signalisierte dennoch weiter Verhandlungsbereitschaft: „Unsere Tür steht für Gespräche weiter offen, und es wäre schön, wenn wir doch noch zu einer Lösung kommen könnten.“

In unmittelbarer Nähe zum „Peer­stall“ betreut Hoff derzeit ein aufwendiges Bauprojekt. Die „Biesterfeld(t)er Landstelle“ ist bereits seit acht Generationen im Besitz der Familie Biesterfeldt-Hoff. Eine mehr als 200 Jahre alte Scheune wird aktuell restauriert und mit einem Neubau kombiniert. Parallel lässt Eigentümerfamilie Hoff die historische Hofanlage so weit wie möglich in den Originalzustand zurückversetzen.