Hamburg. Untreue-Verdacht gegen Ex-Fraktionschef der Grünen im Bezirk Mitte. Hat er Bewirtungsbelege falsch abgerechnet?
In den vergangenen Tagen haben zahlreiche Hamburger Politiker und Medienschaffende Post vom Landeskriminalamt (LKA) Hamburg bekommen. Es geht um Bewirtungsbelege, die vom ehemaligen Grünen-Mitte-Fraktionschef Michael Osterburg gegenüber seiner Fraktion abgerechnet wurden.
Die jetzt angeschriebenen Personen sind darauf vermerkt. Insgesamt seien rund 120 Zeugenfragebögen versendet worden. Nach derzeitigem Stand müssten dies die letzten noch ausstehenden Befragungen sein, sagte Liddy Oechtering, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hamburg auf Abendblatt-Anfrage.
Bereits seit Mai vergangenen Jahres ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue (wir berichteten) gegen Osterburg. Es soll laut Staatsanwaltschaft um 67.900 Euro gehen, die aus Fraktionsgeldern stammen sollen. So soll Michael Osterburg von 2014 bis 2019 Bewirtungsbelege falsch abgerechnet und unter anderem technische Geräte aus Fraktionsmitteln bestellt haben.
Weitere Bewirtungsbelege ausgewertet
Bereits vor geraumer Zeit wurden Politiker und Medienschaffende, die auf Bewirtungsbelegen auftauchten, vom LKA angeschrieben. Dem Abendblatt hatten zahlreiche Personen versichert, nicht an diesen Essen mit Osterburg teilgenommen zu haben.
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Nun wurden also weitere Bewirtungsbelege ausgewertet und an die Betroffenen versendet, die sich nun schriftlich gegenüber dem Landeskriminalamt äußern müssen. Auch mehrere Abendblatt-Redakteure haben in den vergangenen Tagen diese Schreiben erhalten und tauchen auf zahlreichen Bewirtungsbelegen auf. Sie versichern, dass es diese Essen nicht gegeben habe.
Verfahren gegen den einstigen Grünen-Politiker wird sich noch hinziehen
Allein der Autor dieses Artikels ist auf sechs Bewirtungsbelegen als Gesprächspartner vermerkt, war aber bei diesen angeblichen Treffen nicht anwesend. Und Osterburg ließ es sich gutgehen – mit wem auch immer er gespeist hat: So gibt es einen Bewirtungsbeleg über ein Abendessen im Restaurant Block House an der Kirchenallee. Es wurde Filetsteak gereicht und Desserts bestellt.
Die Rechnung beträgt laut Beleg inklusive Trinkgeld 190 Euro, und als Anlass hat Osterburg „Pressehintergrund“ vermerkt. Nur weder die beiden auf dem Beleg vermerkten Abendblatt-Redakteure noch PR-Unternehmerin Friederike Beyer, die ebenfalls aufgeführt ist, können sich an die Zusammenkunft am Abend des 10. Mai 2017 erinnern.
Unterdessen wird sich das Verfahren gegen den einstigen Grünen-Politiker noch hinziehen. „Wann die Ermittlungen insgesamt abgeschlossen sein werden, kann derzeit nicht prognostiziert werden“, sagte Oechtering.