Hamburg. Ein international renommierter Darmspezialist und Mediziner, dem Prominente vertrauen. Doch Bodo Eckmann hat noch mehr zu bieten.

Was uns allen unangenehm ist, wenn wir nur daran denken, das ist sein tägliches Geschäft. Da ist der Darm – ganz ohne Charme, sondern in seiner schnöden, geschlungenen Form immer vom Ende her gedacht. Da ist, vom Mund abwärts gesehen, der obere Verdauungsapparat bis zum Magen. Nimmt man beides zusammen, öffnet sich das medizinische Universum, in dem sich Dr. Bodo Eckmann (67) auskennt wie kaum ein Zweiter auf der Welt.

Gut, da wäre noch der Koloskopie-Pionier schlechthin, Prof. Nib Soehendra, ursprünglich aus Indonesien. Er machte als Arzt im Hamburger UKE Verfahren und Geräte zum weltweiten Goldstandard in Sachen Darm. Bei ihm assistierte Eckmann einst. Mit Soehendra stand er am OP-Tisch, bevor er seine eigene Praxis eröffnete, die heute am Glockengießerwall Deutschlands erste Adresse für Darmspiegelungen ist. Und ihn holte Eckmann in sein Team, als Soehendra emeritiert wurde.

Bodo Eckmanns Rat ist unter Weltklasse-Athleten und Künstlern gefragt

In der Wirtschaft würde man sagen: Eckmann ist ein „hidden champion“. Einer, der im Stillen Weltklasse produziert. Und der liefert, wenn seine Arbeit oder vor allem sein Rat gefragt ist. Bei Otto Normalverdauer, bei Udo, bei Hansi, bei Peter und den anderen A-Prominenten. Bei Wladimir und Vitali und den zahllosen Topleuten aus dem Boxen wie eben den Klitschkos, oder bei Weltklasse-Athleten, die auf ihrem Niveau nur Ärzte auf Augenhöhe akzeptieren.

Also ein Promi-Doktor? Es gäbe kein falscheres Etikett für Bodo Eckmann. Über seine Patienten darf er nicht reden – Schweigepflicht. Die aber preisen Eckmann als Mediziner – und als Macher. Dass er über Jahre der Manager (!) von James Last (†86) war, erfuhren die meisten erst, als Eckmann im Michel auf Englisch die Trauerrede hielt. Eckmann organisierte Tourneen, besorgte für den einen oder anderen Star Finanzierungen aufwendiger Projekte. Auf Partys sah man ihn nicht. Morgens ab 7 Uhr steht er immer in seiner Praxis. Der Darm ruft.

Dr. Bodo Eckmann und James Last und seine Frau Christine bei der Party anlässlich des 50jährigen Bestehens der NDR-Sendung
Dr. Bodo Eckmann und James Last und seine Frau Christine bei der Party anlässlich des 50jährigen Bestehens der NDR-Sendung "Die Aktuelle Schaubude" © Imago/Strussfoto | Unbekannt

Bei langwierigen Projekten seiner prominenten Freunde holte er sich ab und an Verstärkung in den streng hygienisch geführten Untersuchungsraum. Dort kommen die Koloskope in eine Art Waschmaschine, die sie nicht nur sauber spült, sondern rein. Bedauerlicherweise hat auch Eckmanns Tag nur 24 Stunden.

Auf Tournee mit James Last von China bis Royal Albert Hall

Mit Hansi ging es um die Welt. Bei der China-Tour von James Last sollte es bei einem Auftritt die Gage erst nach dem Schlussakkord geben. Eckmann musste mit den örtlichen KP-Leuten feilschen und drohen: „Hansi spielt hier nur bei Vorkasse.“ Bei Königs war es anders als bei Kommunisten: Die Royal Albert Hall in London bekam Hansi, selbst wenn andere namhafte Bands verlegt werden mussten. Ein Deutscher, der mit dem „Happy Sound“ in der Heimat der Beatles und der Rolling Stones die Engländer verzückt – komplett irre.

So verrückt, wie James Last selbst auf andere wirken konnte. Der Soundcheck vor einem Konzert ist die heilige Zeit für ungewaschene Musiker und ungeprobte Arrangements. Hansi holte Hunderte Fans in die Halle. Und: „Bodo, besorg mal, lass kurz zählen, 500 Becher Champagner.“ James Last lebte für sein „Non Stop Dancing“. Eckmann war auch in niederschmetternden Momenten für ihn da. Er half dem großen Musiker, mit den schwerwiegenden Erkrankungen zu leben, die ihn heimsuchten.

Wie Bodo Eckmann die Krebsvorsorge voranbrachte

Morgens warteten auf Eckmann nicht mehr Jon Bon Jovi oder „Fettes Brot“, sondern seine Patienten zur Behandlung. Das hatte er sich selbst eingebrockt. Eckmann saß in der Kommission, die dafür gesorgt hat, dass Menschen ab 50 die Darmspiegelung von der gesetzlichen Krankenkasse erstattet bekommen. Es ist eine der Erfolgsgeschichten moderner Medizin. Die Untersuchung gehört zu den wenigen Behandlungen überhaupt, in denen man beim Entdecken einer Auffälligkeit diese sofort beseitigen kann. Polyp entdeckt – Polyp entfernt.

Dr. Bodo Eckmann im Treppenhaus der Praxis am Glockengießerwall.
Dr. Bodo Eckmann im Treppenhaus der Praxis am Glockengießerwall. © Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services | Unbekannt

Damit verhindert der Arzt, dass sich womöglich ein Karzinom bildet. Polypen wachsen sich unter Umständen unbemerkt zum Krebs aus. Wissenschaftlich bewiesen ist, dass die Todesrate seit Einführung der Untersuchung als Kassenleistung um 20 Prozent gesenkt wurde. Nach Zahlen der Felix Burda Stiftung, die sich dem Kampf gegen den Darmkrebs verschrieben hat, erkranken jedes Jahr etwa 61.000 Menschen in Deutschland neu. 24.600 von ihnen sterben am Darmkrebs. Es ist nach Brustkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung.

Die medizinische Fachgesellschaft der Gastroenterologen sagt: In neun von zehn Fällen entwickelt sich der Darmkrebs aus gutartigen Polypen der Darmschleimhaut. Sie wachsen bisweilen über einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren heran.

Um sie zu finden, müssen Ärzte wie Eckmann lange und genau hinschauen. Mit fortschreitender Technik werden die Bilder immer besser aufgelöst. Ausgerechnet im vergangenen Jahr drückte die Kassenärztliche Bundesvereinigung das Honorar um knapp zehn Prozent nach unten. Was in 32 Minuten bei der Darmspiegelung entdeckt werden könnte, soll nun in 18 Minuten gemacht werden. Dazu: Aufklärungsgespräch, Hygiene, Foto- und Videodokumentation. Eckmann sagt: „Mit welchem Argument man jetzt das Honorar absenkt, erschließt sich mir nicht.“

Erst als Ringarzt im Einsatz – dann Box-Funktionär

Wissenschaftliche Theorie, ärztliche Praxis und eigenes Empfinden: Eckmann weiß, wovon er spricht. Ob die Rentnerin mit der AOK-Karte oder der Super-Promi in hilfloser körperlicher und seelischer Verfassung – lautlos hat er die meisten wieder auf die Füße gestellt. Dabei war auch er vor einigen Jahren schwer erkrankt. Seine Frau, selbst Ärztin mit eigener Praxis, die vier Kinder und Enkel mussten um ihn bangen.

Dr. Bodo Eckmann und US-Promoter-Legende Don King im Jahr 2008 beim Boxen am Ring
Dr. Bodo Eckmann und US-Promoter-Legende Don King im Jahr 2008 beim Boxen am Ring © Imago/Thorsten Baering/Moritz Müller | Unbekannt

Seine Praxis hat er mittlerweile an ein Medizinisches Versorgungszentrum verkauft und ist wie die anderen Ärzte dort jetzt angestellt. Ein Teil der Freiheit, die er als weltoffener, liberaler Mann immer wollte, ist damit weg. Doch sein „Arbeitgeber“ ist gut beraten, Eckmann nicht in die Medizin reinzureden. Im Gegenteil. Ein weiteres Stockwerk lässt er am Glockengießerwall einrichten. Der Bedarf ist groß. Auch Corona hat den Patientenstrom nicht gebremst. Wo Hygiene zum Mantra gehört, entwickeln die Patienten Vertrauen.

Und weil er beharrlich für die richtige Medizin eintritt, machte er im bisweilen undurchschaubaren Boxgeschäft „Karriere“: vom Ringarzt zum Doktor für alle Faustkampf-Fälle. Eckmann kümmerte sich um Untersuchungsstandards vor den Kämpfen, sorgte mit dafür, dass der Gesundheitsstatus der Boxer dokumentiert wird. Dass die negativen HIV-Tests vorlagen, dass man mal ein Elektro-Enzephalogramm (EEG) des Hirns macht. Er brachte die Kämpfer im Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) zu regelmäßigen Check-ups.

Die Hamburger Ärzte Dr. Silke und Dr. Bodo Eckmann.
Die Hamburger Ärzte Dr. Silke und Dr. Bodo Eckmann. © Picture Alliance / dpa | Unbekannt

Auch die Klitschko-Brüder suchten Eckmanns Rat

Mit deutscher Lizenz boxten auch die Klitschko-Brüder, Dariusz Michalczewski und Regina Halmich. Irgendwann sollte Eckmann dann als Mittler fungieren zwischen den großen Boxställen von Klaus-Peter Kohl und Wilfried Sauerland. Plötzlich war er Deutschlands Box-Präsident. Den Job nahm er konsequent wahr, nicht als Grüß-August. Eckmann agierte leise, aber nachhaltig. Er tingelte über die Weltkongresse der wichtigen Verbände und predigte ärztliche Standards, bis sie der letzte windige Duodez-Fürst mit angeschlossenem Kämpfer-Gym verstanden hat.

Bild in der Praxis von Dr. Bodo Eckmann. Die
Bild in der Praxis von Dr. Bodo Eckmann. Die "Nachtigall" hat es gemalt. © Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services | Unbekannt

Plietsche Burschen wie die Klitschkos, die sich ungern am Nasenring vorführen lassen, hatten schnell gemerkt: Da ist einer, der nicht im Promi-Becken mitschwimmen will. Oft suchten sie Eckmanns Rat. Gerade, als der junge, ungeduldige, supertalentierte Wladimir das erste Mal in seiner Karriere auf die Bretter geschickt wurde. Oder als der Ältere, Vitali, sich in einem WM-Kampf schwer an der Schulter verletzte und vom amerikanischen Star-Kommentator Larry Merchant als „Weichei“ verspottet wurde. Da war einer gefragt, der die Übersicht behielt.

Begegnung mit Donald Trump

Natürlich lernte Eckmann beim Boxen auch einen auffällig blondierten amerikanischen Casino-King und Immobilien-Zocker kennen. Es war Anfang der Nullerjahre am Ring in Atlantic City. Der „kleine“ Klitschko boxte um die Schwergewichts-Weltmeisterschaft. Dass sein einstiger Sitznachbar Donald Trump mal US-Präsident würde – o je, das konnte ja keiner ahnen. Eckmann erinnert sich an einen auffällig unausgeschöpften Intellekt. Und an Trumps Wortbeiträge, die näher an der Gosse lagen als am Boulevard der Bonmots.

Doch wie heißt ein geflügeltes Wort unter Ärzten? Man muss kein Proktologe sein, um sich mit Arschlöchern auszukennen. Kein Satz, den Eckmann je sagen würde. Für KO-Pointen sind andere da. Aber er mag Boxen. Und Fußball. Eckmann kickte zuletzt in einer Superseniorentruppe. Das Spiel hat er gerne vor sich. Andere gut in Szene setzen, das ist sein Ding. Zum Beispiel die „Nachtigall“, einer von Eckmanns langjährigen Freunden. Der malte mal ein Bild für ihn, das jetzt in seiner Praxis hängt. „Für Bodo“, steht drauf. Und: „World-Champion“.