Hamburg. Wozu der Leiter des Hamburger Imfpzentrums in den Messehallen rät. Hoher Beratungsbedarf bei der Verimpfung von Astrazeneca.

Es erinnert an pandemie-freie Zeiten, als sich am Flughafen in Fuhlsbüttel lange Taxischlangen bildeten, um Fluggäste zu transportieren. Hier am Eingang West des Hamburger Impfzentrums in den Messehallen fährt an diesem Ostermontagmittag ein Taxi nach dem anderen an und ab und bringt Impflinge zum ersehnten Impftermin.

Es war richtig viel los in den zwei Messehallen A2 und A3 über Ostern. So viel wie noch nie seit dem Start der Impfkampa­gne in Hamburg Ende des vergangenen Jahres: 7094 Impftermine standen allein am Ostermontag an. Rekord.

Über die Osterfeiertage sind knapp 26.000 Menschen versorgt worden

Mit dem Taxi ist auch Thomas Kirchner aus Bramfeld ins Impfzentrum gekommen. Als Transplantationspatient ist der 64-Jährige impfberechtigt und bekommt heute seine erste Dosis. Jeder, der 80 Jahre alt und älter ist, bekommt Taxifahrten zum Impfzentrum von der Stadt Hamburg bezahlt. Mit Herrn Kirchner und den anderen ist die Kapazität des 15.800 Quadratmeter großen Impfzentrums erstmals ausgelastet.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

„Seit Karfreitag haben wir uns sukzessive von gut 6000 auf 6600 Impfungen pro Tag am Sonnabend hochgearbeitet“, sagt Walter Plassmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, die im Auftrag der Sozialbehörde das Impfzentrum betreibt. Damit sind über die Osterfeiertage knapp 26.000 Menschen versorgt worden.

 Impfungen in den Arztpraxen beginnen Mitte der Woche

Auslöser der stark gestiegenen Impfzahl war die Ankündigung der Sozialbehörde am Gründonnerstag, nicht nur die 78- und 79-jährigen zum Impfen einzuladen, sondern alle Menschen über 75 Jahren. „Sie wurden mit dem Impfstoff von Astrazeneca geimpft“, so Plassmann weiter, „er ist nahezu ausnahmslos gut vertragen worden.“ Dies zeige, dass die Entscheidung, diesen Impfstoff der älteren Bevölkerung vorzubehalten, richtig gewesen sei. Die hohe Zahl der Impfungen soll nun weiter beibehalten werden.

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 „Zu den rund 7000 Impfungen am Tag im Impfzentrum werden Mitte der Woche die Impfungen in den Arztpraxen beginnen“, kündigte Plassmann an, „wenn der Impfstoff in der angekündigten Menge geliefert wird, kommen wir damit rasch dem ‚Turnaround‘ näher.“ Das Impfzentrum ist täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Eine Ausweitung der Öffnungszeiten ist derzeit nicht vorgesehen, weil ja auch nur eine bestimmte Menge an Impfstoff täglich zur Verfügung steht.

Beratungsbedarf bei der Verimpfung von Astrazeneca ist derzeit sehr hoch

Am Ostermontag wurden lediglich zwei Impfstoffe verimpft, Moderna und Biontech, „weil wir Astrazeneca aufgebraucht haben, bis auf Reste für die Zweitimpfungen“, sagt Dirk Heinrich, medizinischer Leiter des Impfzentrums, dem Abendblatt. Der Beratungsbedarf bei der Verimpfung von Astrazeneca ist derzeit sehr hoch, weil viele Menschen verunsichert sind.

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Heinrich bittet die Impfberechtigten, möglichst ohne Begleitung zu kommen, damit das Prozedere zügig verläuft und sich nicht zu viele Menschen in den Messehallen aufhalten. „Und die Impflinge sollten möglichst pünktlich und nicht zu früh kommen. Wer fünf Minuten zu spät kommt, erhält auch noch die Impfung.“

Auswählen können die Impflinge ihr Vakzin nicht

 Wie berichtet, soll Astrazeneca nach einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission bei Jüngeren nicht mehr eingesetzt werden. Hintergrund sind Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen. Der Leiter des Impfzentrums sagt, nur wenige hätten ihren Impftermin mit Astrazeneca abgesagt, das Vertrauen in das Präparat sei erschüttert und dennoch: „Die große Mehrheit lässt sich damit impfen.“

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Auswählen könnten die Impflinge ihr Vakzin allerdings nicht, so Heinrich. „Das ist kein Wunschkonzert. Wenn einmal so viel Impfstoff zur Verfügung steht, dass dieser in der Apotheke erhältlich ist, dann ja. Aber auch dann müssen sie das mit ihrem Arzt besprechen, und dann muss das ihre Krankenkasse auch noch bezahlen.“

Biontech-Impfstoff  ist nach Verlassen des Tiefkühlers 120 Stunden haltbar

Ab Dienstag bekommen auch Hamburger Haus- und Facharztpraxen den Impfstoff von Biontech geliefert. Starten würden die Praxen, so Heinrich, wohl frühestens am Mittwochnachmittag. „Die meisten fangen wohl am Donnerstag und Freitag an“, sagt er.

Dirk Heinrich, leitender Arzt im Impfzentrum.
Dirk Heinrich, leitender Arzt im Impfzentrum. © Unbekannt | Andreas Laible

Das Vakzin ist nach dem Verlassen des Tiefkühlers (minus 75 Grad) 120 Stunden haltbar. Für alle niedergelassenen Praxen steht deutschlandweit eine Million Impfdosen bereit. Ursprünglich sollte das Hamburger Impfzentrum bis Ende Mai in Betrieb sein, diese Zeit wurde mittlerweile auf Ende Juni ausgedehnt.

Zahlen der registrierten Infektionen sind über das Osterwochenende gesunken

Unterdessen sind die Zahlen der registrierten Infektionen über das Osterwochenende gesunken – was allerdings auch daran liegen könnte, dass sich wohl an Feiertagen weniger Menschen testen lassen oder Fälle verspätet gemeldet werden. Seit Mittwoch vergangener Woche ging die 7-Tage-Inzidenz kontinuierlich zurück: von 163,7 auf 150,9 am Ostermontag. Am Sonnabend meldete die Sozialbehörde 461 neue Infektionen, am Ostersonntag 208 und am Ostermontag 255.

 Nach letztem Stand (Sonnabend) werden 259 Menschen wegen eines schweren Covid-19-Verlaufs in Hamburger Kliniken behandelt, 91 auf Intensivstationen. Bisher wurden seit Pandemiebeginn 63.217 Infektionen bei Hamburgerinnen und Hamburger festgestellt. Am Sonnabend meldete die Behörde vier weitere Corona-Tote, am Osterwochenende gab es keine weiteren Meldungen. Insgesamt sind 1397 Hamburgerinnen und Hamburger mit einer Corona-Infektion verstorben. Das entspricht 2,2 Prozent der bekannten Infizierten.

CDU fordert 24-Stunden-Impfzentrum

Die CDU hat derweil gefordert, in Hamburg ein 24-Stunden-Impfzentrum nach dem Vorbild des Saarlandes einzurichten. Dort betreibe die Bundeswehr ein zusätzliches Zentrum mit 1000 Impfungen pro Tag. Dies sei „ein gutes Angebot der Bundeswehr, das auch Hamburg umgehend aufgreifen sollte“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. „Bereits im Laufe des Aprils soll auch in Hamburg mehr Impfstoff ankommen, und man sollte jede Möglichkeit nutzen.“