Hamburg. Verfeindete Linksextremisten klettern auf Balkon des besetzten Gebäudes, um es zu besetzen. Die Flora sei „proisraelisches Aktivisten-Zentrum“.
Das kann man wohl als Kampfansage betrachten. Mindestens 30 mutmaßlich linksextreme, antiimperialistische und propalästinensische Aktivisten haben am späten Dienstagnachmittag die Rote Flora am Schulterblatt geentert. Sie waren zwar offenbar nicht richtig drin, hatten sich aber vor dem Gebäude versammelt, und einige gelangten auch auf den Balkon, wie auf einer Instagram-Seite, die linksradikale Inhalte verbreitet, zu sehen ist. Am Dienstag gegen 17 Uhr hieß es da, die Rote Flora sei kurzzeitig besetzt worden. Kurioserweise ist die Rote Flora ihrerseits seit fast 35 Jahren von Linksextremisten besetzt.
Wie auf diversen Kanälen, zum Beispiel auf X (früher Twitter) oder Instagram zu sehen ist, hatten sich die Aktivisten vor der Roten Flora aufgestellt und dort Banner hochgehalten. Auf einem war zu lesen „Häuser ohne Linke für Linke ohne Häuser“. Oben standen auch ein paar, die ihre Faust kämpferisch erhoben hatten. Eine entrollte Palästina-Fahne lag über der Brüstung des Balkons.
Rote Flora Hamburg: Pro-Palästina-Aktivisten entern besetztes Haus in der Schanze
Als Grund für die Aktion hieß es, dass die Rote Flora inzwischen dafür berüchtigt sei, zu einem proisraelischen und proamerikanischen „Aktivisten“-Zentrum der sogenannten Antideutschenbewegung geworden zu sein. Eine in dem Video-Post auf Instagram durch einen Pixel-Effekt unkenntlich gemachte Teilnehmerin der Aktion ist dort mit verfremdeter Stimme zu hören: Die Aktion sei auch nur die erste von mehreren, die noch folgen und dazu führen würden, dass Anti-Imperialisten in dem Haus den „Ton angeben“.
In einem weiteren Video derselben Instagram-Plattform ist zu sehen, wie die Aktivisten sich vor dem Gebäude versammeln und „Hoch die internationale Solidarität“ skandieren. Nach Angaben einer Hamburger Journalistin war die Aktion aber nach nicht mal fünf Minuten beendet. Gegen 18 Uhr hieß es von der Polizei, man habe noch keine weiteren Erkenntnisse zu dem Vorfall. Ein Abendblatt-Fotograf meldete ungefähr zur gleichen Zeit: „Absolut nix mehr los.“
Rote Flora: Schon am 1. Mai gab es eine Kampfansage in Richtung Schulterblatt
Wie das Abendblatt erfuhr, ist man bei der Roten Flora über die Aktion extrem verärgert. Schon auf der „Revolutionäre 1. Mai“-Demo der antiimperialistischen, mit der Flora verfeindeten Gruppierung „Roter Aufbau“ gab es eine Kampfansage in Richtung Schulterblatt. Da hielten Demonstranten ein Spruchband mit der Aufschrift „,Rote‘ Flora – Halt‘s Maul. Gegen den antipalästinensischen Konsens“ hoch. Sie spielten darauf an, dass die Rote Flora nach dem Terrorangriff der Hamas ihre Solidarität mit Israel bekundet hatte.
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Bemerkenswert ist auch, dass auf dem Transparent das Wort „Rote“ in Anführungszeichen stand. Offenbar sieht man sich beim „Roten Aufbau“ mit den Anarchisten vom Schulterblatt noch nicht mal mehr im gleichen politischen Biotop. Das wiederum passt zu einem Banner, mit dem die Aktivisten heute vor der Flora posierten. Darauf stand geschrieben: „Gute Nacht, weiße Flora“ – eine Anspielung darauf, so hieß es in der auf Instagram verbreiteten Meldung, dass die Flora hauptsächlich von „weißen Aktivisten“ frequentiert werde, „die den US-Imperialismus“ unterstützten.