Hamburg. Falsche Werbeplakate kritisieren Deutsche Bahn um Chef Richard Lutz. Wer sich zu der illegalen Aktion bekennt und was dahintersteckt.
Verspätungen, Ausfälle oder gleich mal wieder ein Streik: Als Kunde der Deutschen Bahn ist man leid- und stressgeprüft. Daher ist es kein Wunder, dass man in Deutschland momentan eher jemanden findet, der fest an einen deutschen Fußballeuropameister glaubt, als zufriedene Bahnreisende. Wie eine Ohrfeige haben nicht wenige die Nachricht empfunden, dass den Vorstandsmitgliedern des Unternehmens trotz des miserablen Zustandes von Zügen, Bahnhöfen und Gleisen dicke Boni ausgezahlt wurden.
Eine Gruppierung hat aus dieser Empfindung heraus jetzt sogar einen illegalen Protest am Hamburger Hauptbahnhof und am Bahnhof Hammerbrook gestartet. Die Mitglieder von „Dies Irae“ (lateinisch: Tag des Zorns) hat sich laut eigener Mitteilung unerlaubterweise Zugang zu mehreren Werbekästen verschafft, um Protestplakate aufzuhängen.
Hamburger Hauptbahnhof: Illegale Plakataktion kritisiert Manager-Boni und 1.-Klasse-System
Diese zeigen – in sehr ähnlichem Design zu klassischer Werbung der DB – Bahn-Chef Richard Lutz, in dessen Sakkotasche Geldscheine stecken. „Volle Züge für euch. Volle Tasche für mich“, steht auf dem Plakat. Die klassische Abkürzung DB steht dabei nicht für „Deutsche Bahn“, sondern „dreiste Boni“.
Doch auch mit dem Zweiklassensystem des Unternehmens für Bahnreisende gehen die Mitglieder von „Dies Irae“ hart ins Gericht. Auf einem anderen Plakat ist in Bahn-typischer Schrift zu lesen: „Lieber voll im Zug sitzen als im vollen Zug sitzen.“ Damit werden die kostenlosen Getränke für Reisende der 1. Klassen in den DB-Lounges kritisiert.
„Wohlhabende Bahnreisende, die sich ein 1.-Klasse-Ticket leisten, haben genug Geld, sich ihre Snacks und Getränke am Bahnhof selbst zu kaufen. Es ist absurd, dass die Deutsche Bahn Schulden macht und weiterhin reichen Fahrgästen gratis Sekt reicht“, wird dies von der Gruppe kommentiert.
Hamburger Hauptbahnhof: Protest gegen Boni des Vorstandes der Deutschen Bahn
„Alle reden von Inflationsausgleich, und die oberen Führungskräfte erhielten ihn prompt. Während untere Lohngruppen nur über Zuschläge auf den Mindestlohn kommen, gönnt man sich Bonuszahlungen, als ob die Bahn ein Selbstbedienungsladen wäre“, kommentiert ein Sprecher von „Dies Irae“ die Aktion und führt weiter aus: „Wer hat, dem wird gegeben: Das scheint das Motto des Topmanagements der Bahn zu sein.“
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„Dies Irae“ ist in den vergangenen Jahren bereits mit anderen Protesten in Form illegaler Plakataktionen aufgefallen. So brachten die Mitglieder etwa nach Ausbruch des Ukraine-Konflikts in mehreren deutschen Metropolen verschiedene Plakate mit Kritik an Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröders (SPD) Russlandnähe an.