Fahrgäste müssen in Zügen übernachten, Flüge fallen bis Sonntagmorgen aus: In Bayern sorgt starker Schneefall für Chaos.
- In München sorgt der starke Wintereinbruch für massive Einschränkungen
- Die Folgen gehen bis nach Hamburg – Flüge fallen aus und der Zugverkehr zum Hauptbahnhof in München wurde eingestellt
- In der Hansestadt ist die Stadtreinigung mit Großaufgebot im Einsatz
München / Hamburg. Der Wintereinbruch in Bayern mit Schnee und Eis könnte im Verlauf des Tages auch Auswirkungen bis in den Norden haben. Die bis zu 40 Zentimeter Neuschnee haben in Bayern auf Straßen und bei der Deutschen Bahn für Chaos gesorgt. Zahlreiche Strecken rund um die Landeshauptstadt München wurden in der Nacht zum Sonnabend gesperrt, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Der Zugverkehr vom und zum Hauptbahnhof in München wurde zunächst eingestellt. Auch der Münchner Flughafen stellte den Flugbetrieb bis vorerst Sonntagmorgen sechs Uhr ein, wie ein Sprecher des Flughafens am Sonnabendvormittag bekannt gab. Damit fallen auch alle Flüge von und nach Hamburg aus.
Die Lage in Norddeutschland hingegen sei derzeit beim Zugverkehr stabil, heißt es von der Deutschen Bahn. Auch die Hochbahn gibt vorläufig Entwarnung, Busse und Bahnen fahren in der Hansestadt wie geplant. Informationen der Verkehrsleitzentrale zufolge ist es auch auf den Straßen in und um Hamburg bislang ruhig.
Der Winterdienst der Stadtreinigung Hamburg hatte im Verlauf der Nacht seit zwei Uhr 725 Mitarbeiter mit bis zu 280 Streu- und Räumfahrzeugen im Einsatz. Die Aktion war nötig, weil im Laufe der Nacht in Hamburg bis zu 5 Zentimeter Schnee fielen. Die Kräfte sollen bis zum Mittag unterwegs sein. Mit weiteren Schneefällen ist zu rechnen.
Wintereinbruch legt Deutsche Bahn und Flugverkehr teilweise lahm
Derweil fiel in München der gesamte öffentliche Nahverkehr aus: U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen fuhren in der bayerischen Landeshauptstadt zunächst nicht mehr. Auf den Straßen im südlichen Bayern gab es zahlreiche Unfälle – bei den meisten blieb es laut Polizei bei Sachschäden. Dem Deutschem Wetterdienst zufolge bleibt es zunächst bei dem winterlichen Wetter. Erwartet werden im Süden und Südosten bis zum Nachmittag andauernde, teils kräftige Schneefälle.
Auch der Fußball ist von dem Wintereinbruch betroffen. Das für Sonnabendnachmittag, Anpfiff 15.30 Uhr, angesetzte Bundesliga-Spiel FC Bayern München gegen Union Berlin ist abgesagt worden. Für Bundestrainer Julian Nagelsmann haben Schnee und Eis andere Auswirkungen. Der 36-Jährige soll am Sonnabendabend bei der Gruppen-Auslosung für die EM 2024 in der Elbphilharmonie in Hamburg sein. Statt wie geplant mit dem Flieger anzureisen, fährt er die über fast 800 Kilometer jetzt mit dem Auto selbst.
Bahn stellt Zugverkehr vom und zum Hauptbahnhof München ein
Die Polizei von Oberbayern Süd forderte die Bevölkerung auf, zuhause zu bleiben. Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr und Räumdienste seien im Dauereinsatz. Viele kleinere Straßen außerhalb von Ortschaften seien stark verschneit oder durch umgestürzte Bäume blockiert. Die Beseitigung von Verkehrshindernissen werde zumindest bis in den späten Vormittag andauern. Der Zugverkehr sei durch umgestürzte und auf Oberleitungen gefallene Bäumen stark eingeschränkt. Wer eine Panne oder Unfall habe, müsse bei Hilfe mit Verzögerungen rechnen.
Deutsche Bahn stellt Züge für gestrandete Fahrgäste bereit
Zwischen München-Pasing und Fürstenfeldbruck, zwischen Tutzing (Landkreis Starnberg) und Weilheim in Oberbayern sowie zwischen Neukirchen und Vilseck (beides Landkreis Amberg-Sulzbach) mussten Züge wegen umgestürzter Bäume an den Bahnhöfen stehen bleiben. Schienenersatzverkehr könne aufgrund der witterungsbedingten Lage auf den Straßen nicht angeboten werden, hieß es weiter. Es müsse mit Verspätungen und Zugausfällen gerechnet werden.
Für betroffene Fahrgäste gilt: Die Zugbindung ist aufgehoben. Die Bahn teilte mit: „Alle Fahrgäste, die ihre am 2. und 3. Dezember in Süddeutschland geplante Reise aufgrund des Wintereinbruchs in Süddeutschland verschieben möchten, können ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen.“
In den frühen Morgenstunden wurde ein Zug aus Stuttgart kommend am Ulmer Hauptbahnhof zum Übernachtungs-Zug umfunktioniert. Auch am Münchner Hauptbahnhof stellte die Deutsche Bahn einen Zug für gestrandete Fahrgäste bereit.
Die Polizei im Freistaat berichtete von zahlreichen kleineren Unfällen auf den Straßen. In Oberbayern, Niederbayern, Mittelfranken und Schwaben blieb es jedoch vorwiegend bei Blechschäden und Leichtverletzten. Vor allem in Schwaben mussten Straßen wegen umgestürzter Bäume zunächst gesperrt werden. Auf der Autobahn 8 bei Weyarn (Landkreis Miesbach) stürzte aus bislang ungeklärter Ursache ein Lkw um.
Bis zu 40 Zentimeter Neuschnee in Süddeutschland – Flugverkehr betroffen
Am Freitag waren bereits am Flughafen München mehr als 150 Starts und Landungen witterungsbedingt abgesagt worden. Gründe dafür seien Schneefall und niedrige Temperaturen am Flughafen, sagte ein Sprecher.
Auch in Baden-Württemberg gab es viel Schneefall und einen wetterbedingten Todesfall. Ein 54 Jahre alter Autofahrer starb bei einem Unfall auf schneeglatter Straße in Emmingen-Liptingen. Bei Stuttgart sorgte der Neuschnee dafür, dass Bäume umstürzten, wie die Polizei berichtete. In der Stadt Vaihingen bei Stuttgart fielen Teile eines Baumes auf eine Stromleitung. In den anderen Bundesländern war es zwar zumeist auch frostig kalt, Unfälle wurden jedoch nicht gemeldet.
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Dem Deutschen Wetterdienst zufolge werden im Allgäu mit 30 bis 40 Zentimetern bis Sonnabendnachmittag die höchsten Neuschneemengen erwartet. In Sachsen seien Neuschneemengen von zehn Zentimeter möglich. Darüber hinaus werden an der Nord- und Ostseeküste sowie im angrenzenden Binnenland häufige Schneeschauer erwartet, die sich im Laufe des Tages bis zum nördlichen Mittelgebirgsraum ausbreiten. Tagsüber werde verbreitet leichter Dauerfrost erwartet. Nur entlang des Rheins und im Emsland sowie unmittelbar am Meer bleibe es vorübergehend an einigen Stellen frostfrei.
In der Nacht zum Sonntag müsse vor allem in Schleswig-Holstein und im südwestlichen Bergland mit strengem Frost mit Tiefstwerten zwischen minus 10 und minus 15 Grad gerechnet werden.