Hamburg. Schon vor sechs Jahren sollte die Essensausgabe nachhaltiger werden. Nun ist eine Änderung in Sicht. Zu spät, wie manche finden.

Das war eine eindeutig zu vollmundige Ankündigung des damaligen Justizsenators Till Steffen: Bereits vor sechs Jahren versprach der Grünen-Politiker, die Essensausgabe für die Gefangenen in den Hamburger Justizvollzugsanstalten auf ressourcenschonende Behälter wie kompostierbare Menüschalen umzustellen.

Damit sollte der seit 2019 geltende Umweltleitfaden des rot-grünen Senats, der die nachhaltige Beschaffung für Ämter und Behörden vorschreibt, auch in Haftanstalten angewendet werden.

Doch die Realität sieht anders aus. Seit 2020 ist Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) im Amt, aber die Müllberge hinter Gittern sind kaum kleiner geworden. Im vergangenen Jahr wurden allein 383.000 Alu-Menüschalen für die Warmverpflegung der Gefangenen verwendet und nach einmaligem Gebrauch weggeworfen. Das hat der Senat in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Richard Seelmaecker mitgeteilt.

Justiz Hamburg: Kompostierbare Alternativen für Gefängnisse unbrauchbar

Doch damit nicht genug: 710.406 Joghurt-, Quark- und Margarinebecher wurden verteilt. Hinzu kamen 155.000 Getränkekartons sowie Konservendosen, Frischhaltebeutel und weiteres Verpackungsmaterial. Nur in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Hahnöfersand erfolgt die Verpflegung der Inhaftierten in Mehrwegverpackungen und -geschirren.

Die Verwendung von ressourcenschonenden Alternativen zu den Alu-Menüschalen in den anderen Haftanstalten ist mittlerweile gestoppt. „Für die Warmverpflegung der Gefangenen außerhalb der JVA Hahnöfersand hat eine Marktuntersuchung ergeben, dass die Umstellung auf kompostierbares Menüschalenmaterial keine geeignete, nachhaltige Alternative darstellt. Die am Markt erhältlichen, kompostierbaren Menüschalen sind für den Justizvollzug unbrauchbar, da sie nach Befüllung keine ausreichend lange Festigkeit aufweisen“, schreibt der Senat in seiner Antwort auf die Seelmaecker-Anfrage.

Stattdessen will die Justizbehörde nun auf eine traditionelle Verteilung von Speisen hinter Gittern zurückgreifen: die sogenannte Verkellung. Dabei wird das Essen in einem Sammelbehälter auf die jeweilige Station gebracht und mit einer Schöpfkelle auf Mehrweggeschirr aus Hartglas gefüllt und an die Gefangenen verteilt.

Verkellung soll neues, nachhaltigeres Konzept werden

„Nach positiver Evaluation der Pilotierung der Verkellung in einem Teilbereich der JVA Billwerder ist die Beschaffung des notwendigen Equipments zur Ausweitung im Spätherbst 2022 erfolgt“, schreibt der Senat. Zug um Zug soll die Umstellung auch in den anderen Haftanstalten erfolgen.

„Lediglich in Einzelfällen wird weiterhin die Notwendigkeit bestehen, vorportioniertes Essen in Menüschalen vorzuhalten, etwa aufgrund der räumlichen Gegebenheiten sowie bei terminbedingter Abwesenheit von Inhaftierten während der Essensausgabe, insbesondere in der Untersuchungshaftanstalt“, heißt es in der Senatsantwort weiter. Die Justizbehörde „sucht weiter nach geeigneten Alternativen zu den Aluminium-Menüschalen“, fügt der Senat hinzu.

Viele Tonnen Aluminium hätten bei früherer Umsetzung gespart werden können

„Lieber spät als nie. Nun soll also in allen Hamburger Justizvollzugsanstalten auf das bereits in Hahnöfersand seit jeher praktizierte System der Essensausgabe durch Verkellen ungestellt werden. Das hätten wir bereits seit unserer Forderung 2019 haben und damit Tonnen Aluminium sparen können“, sagte der CDU-Justizpolitiker Seelmaecker.

Den CDU-Antrag vom August 2019, die Essensausgabe „aus Thermoboxen mit Gastronorm-Behältern auf das zur Haftraumausstattung gehörende Geschirr“ erfolgen zu lassen, hatte die rot-grüne Mehrheit in der Bürgerschaft damals abgelehnt.

„Es ist aber erfreulich, dass sich die grüne Justizbehörde demnächst an die Vorgaben ihres eigenen Leitfadens halten will, und ich kann nur hoffen, dass diese Umstellung jetzt nicht wieder weitere Jahre dauert“, sagte der CDU-Politiker.

Restaurants müssen auf Nachhaltigkeit setzen, Gefängnisse bisher nicht

Einen Seitenhieb kann sich der CDU-Abgeordnete nicht verkneifen: „Während Gastronomen seit Beginn des Jahres von den Grünen verpflichtet wurden, Mehrwegverpackungen für den Außer-Haus-Verkauf vorzuhalten, werden in Hamburgs Gefängnissen immer noch Berge an Alu- und Plastikbehältnissen entsorgt.“