Hamburg. Wegen der schrecklichen Vorfälle ist der Bürgermeister aus Österreich eingeflogen. Auch Bundesinnenministerin Faeser war am Tatort.

Die Betroffenheit war Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) anzusehen. Nachdem sie an der Seite von Hamburgs Innensenator Andy Grote vor dem Königreichssaal an der Deelböge einen großen Kranz niedergelegt hatte, blieb sie mit gesenktem Kopf stehen und wischte sich anschließend zweimal über die Augen. Dann schritt sie auf die zahlreichen Einsatzkräfte zu, die bei dem fürchterlichen Amoklauf am Vorabend Dienst geleistet hatten.

Fast allen Polizeibeamten, Rettungskräften der Feuerwehr und Mitarbeitern des Kriseninterventionsteams schüttelte die Ministerin die Hand, mit vielen wechselte sie mehrere Sätze. Während das vor den Kameras der vielen Pressevertreter stattfand, zog sich Faeser anschließend für ein längeres Gespräch mit den leitenden Einsatzkräften hinter parkende Polizeibusse zurück.

Amoklauf Hamburg: Bundesinnenministerin Nancy Faeser legt einen Kranz nieder

Die Deelböge, die nach dem Attentat erst am Freitagmorgen wieder freigegeben worden war, wurde für den Besuch von Nancy Faeser und Andy Grote am Nachmittag erneut gesperrt. Um 16.30 Uhr trafen die Limousinen der Innenministerin und ihrer Entourage ein. Sie wurden von Innensenator Grote und begrüßt. Gemeinsam schritten die Politiker dann auf den Königreichssaal zu, in dem am Vorabend acht Menschen ihr Leben verloren und viele verletzt und traumatisiert wurden. Begleitet wurden sie unter anderem von zwei Polizeibeamten, die die beiden Kränze aus weißen Blumen trugen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser besuchte zusammen mit Andy Grote den Tatort.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser besuchte zusammen mit Andy Grote den Tatort. © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Nach den Gesprächen mit den Einsatzkräften trat die Bundesinnenministerin vor die Kameras und Mikrofone. Die Bundesregierung empfinde tiefes Mitgefühl mit den Opfern und Schwerverletzten sowie ihren Angehörigen und Freunden. „Es ist eine furchtbare Tat, die kaum in Worte zu fassen ist.“ Sie sei tief bewegt und beeindruckt davon, wie gut der anschließende „großartige und vorbildlich“ Einsatz funktioniert habe. „Es ist umsichtig und schnell gehandelt worden. Und das hat vielen Menschen das Leben gerettet.“ Jetzt sei es wichtig, dass sich die Einsatzkräfte selber helfen ließen, so Faeser. Das gelte natürlich auch für die Mitglieder der Zeugen Jehovas, mit deren Vertreter sie zuvor lange gesprochen hatte.

Faeser zu neuem Waffegesetz: Solche Taten sollten so in Zukunft vermieden werden

Sie wolle vor allem ihre Wertschätzung und Dankbarkeit überbringen, so die Innenministerin. Zu dem konkreten Tathergang könne sie nichts sagen, das würden die laufenden Ermittlungen ergeben. Doch sie verwies auf das neue Waffengesetz, das sie in Berlin bereits auf den Weg gebracht habe. Damit sollten Taten wie in Halle, Hanau und jetzt Hamburg in Zukunft vermieden werden. Es beinhalte auch die Forderung nach einem psychologischen Eignungstest für Waffenbesitzer. Eine solche hatte auch Innensenator Andy Grote bereits ins Gespräch gebracht.

Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) brach seinen privaten Urlaub am Freitag ab, um nach Hamburg zurückzukehren. Da es keinen früheren Flug aus Österreich gab, konnte er erst um 16 Uhr starten – direkt nach der Landung wollte er zum Tatort fahren.

Ein Mann betet vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf.
Ein Mann betet vor dem Gebäude der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf. © dpa | Georg Wendt

Peter Tschentscher brach privaten Urlaub ab

Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat seinen Urlaub in den österreichischen Alpen am Freitag abgebrochen, um nach Hamburg zurückzukehren. Der Bürgermeister war am Donnerstagabend umgehend informiert worden. Um 21.04 gingen die ersten Notrufe noch während des Amoklaufs bei Polizei und Feuerwehr ein. Eine halbe Stunde später schickte der Lagedienst der Polizei Tschentscher eine sogenannte „Erstinformation” über die schrecklichen Ereignisse an der Deelböge in Alsterdorf. Tschentscher las die Nachricht an seinem Urlaubsort. Laufend wurde der Bürgermeister in den folgenden Stunden über die Pressestellen der Polizei und des Senats über die jeweilige Lage und den Stand der Ermittlungen informiert. Sehr schnell meldete sich auch Innensenator Grote telefonisch bei dem Bürgermeister.

Um 23.31 Uhr setzte ein Mitarbeiter der Senatskanzlei einen Tweet ab, in dem Tschentscher seine Bestürzung über die Ereignisse und seine Anteilnahme ausdrückte. Wie immer hatte er die Sätze zuvor selbst formuliert. Noch in der Nacht traf der Bürgermeister die Entscheidung, seinen Urlaub abzubrechen und nach Hamburg zurückzukehren.

Peter Tschentscher (SPD) und Katharina Fegebank (Bündnis 90/Die Grünen) geben ein Statement.
Peter Tschentscher (SPD) und Katharina Fegebank (Bündnis 90/Die Grünen) geben ein Statement. © Christian Charisius/dpa

Der Bürgermeister nahm einen Flug nach Hamburg um 16 Uhr

Nach der üblichen „Morgenlage”, in dem er auf den aktuellen Stand gebracht wurde, ging es um die Frage, wie die Rückreise am schnellsten zu bewerkstelligen war. Es stellte sich heraus, dass es nur einen Flug von Innsbruck nach Hamburg gab – um 16 Uhr. Das bedeutete, dass sich Tschentscher nicht gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Tatort in Alsterdorf ein Bild von der Lage machen können würde, deren Besuch in Hamburg für 16.30 Uhr vorgesehen und nicht verschiebbar war.

Tschentscher ließ sich direkt vom Flughafen nach Alsterdorf fahren, gedachte gegen 18.30 Uhr gemeinsam mit Grote und der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) der Opfer vor der Kirche der Zeugen Jehovas und sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Der Bürgermeister dankte den Rettern und Polizisten für den professionellen Einsatz. Nur der schnelle Zugriff der Polizei habe den Mord an weiteren Menschen verhindern können.