Hamburg. Sie kämpfen für mehr Gleichberechtigung: Rund 2500 Beschäftigte haben am Mittwoch ihre Arbeit niedergelegt. Das sind die Forderungen.
Mit Beginn der Frühschicht sind Beschäftigte von Kitas und sozialen Einrichtungen in Hamburg am Mittwoch nach der zweiten gescheiterten Tarifrunde in einen ganztägigen Warnstreik getreten. In der Hansestadt folgten rund 2500 Beschäftigte dem Aufruf von Ver.di und versammelten sich am Mittwochmorgen auf dem Gänsemarkt. Im Anschluss an eine Kundgebung zogen die Demonstrierenden über den Jungfernstieg zum Rathaus.
Dass der Streik mit dem Weltfrauentag zusammenfiel, ist kein Zufall. „Im Sozial-und Erziehungsdienst sind immer noch mehr als 80 Prozent der Beschäftigten Frauen. Heute wie vor 100 Jahren geht es darum, am internationalen Frauentag mehr Respekt, mehr Gleichberechtigung und bessere Bezahlung durchzusetzen“, sagte Hilke Stein, Fachbereichsleiterin Gesundheit, soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft in Hamburg. „Um dem Fachkräftemangel in diesen anspruchsvollen Berufen, in denen immer noch überwiegend Frauen und viele von ihnen in Teilzeit arbeiten, begegnen zu können, bedarf es dringend finanzieller Anerkennung.“
Warnstreik Hamburg: Erzieherinnen und Erzieher fordern höhere Gehälter
Daniela Meyer, Erzieherin beim Kita-Träger Elbkinder, steht rote Nelken verteilend auf dem Gänsemarkt: „Ich demonstriere heute für mehr Gehalt – weil wir Profis sind, und Profis brauchen mehr“, sagt sie. „In den sozialen Berufen sind ja viel mehr Frauen beschäftigt. Es ist genau der richtige Tag, um auf die Straße zu gehen und zu sagen: ,So, wir stehen für uns ein! ‘“
Eltern von Kita-Kindern und Nutzer sozialer Einrichtungen mussten sich auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Hamburgs größter Kita-Träger Elbkinder hatte nach eigenen Angaben alle Eltern rechtzeitig zu Ausfällen informiert. 28 Prozent der circa 180 Elbkinder-Kitas waren am Mittwoch geschlossen. In den übrigen Einrichtungen lief der Betrieb weiter, jedoch teils in reduziertem Umfang und vorrangig für Eltern, die ihre Kinder nicht anderweitig betreuen lassen konnten. Etwa 32 Prozent der rund 5600 Erziehungskräfte hätten gestreikt, 16 Prozent seien aus anderen Gründen abwesend gewesen.
Ver.di fordert mindestens 500 Euro mehr Gehalt im Monat
Ver.di fordert für 2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat sowie 200 Euro mehr für Auszubildende und Praktikanten. In den ersten beiden Tarifrunden haben sich die Gewerkschaften und die Arbeitgeberverbände nicht annähern können. Die nächste und voraussichtlich entscheidende Tarifrunde steht am Monatsende an.
Kritik kam vonseiten der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA). Mit dem Streik der Mitarbeiter von Kita-Einrichtungen machten die Gewerkschaften Tarifpolitik auf Kosten von Eltern und jungen Familien, so VKA-Präsidentin Karin Welge.
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Arbeitnehmer sehen die Forderungen als angemessen an
Andrea Müffelmann, ebenfalls bei den Elbkindern beschäftigt, sieht das anders: „Die Forderungen sind angemessen und meiner Meinung nach sehr realistisch.“ Sie hofft auf ein baldiges Zugeständnis der Arbeitgeber, „dann wird es vielleicht nicht zu mehr Streiks kommen müssen.“ Das ist auch das Credo ihrer Kollegen, die auf dem Gänsemarkt und während des Demozuges immer wieder proklamieren: „Wenn wir die ,Zehneinhalb‘ nicht kriegen, lassen wir die Arbeit liegen!“
Die Beschäftigten folgender Kita-Träger und sozialen Dienste in Hamburg waren von Ver:di zum Warnstreik aufgerufen: Elbkinder, Ballin-Stiftung, ASB Kitas, Studierendenwerk, Hamburger Schulverein, Asklepios Kitas, Fördern und Wohnen, „Leben mit Behinderung Hamburg, Lebenshilfewerk, Alida Schmidt Stiftung und Elbe Werkstätten. Ver.di hatte Eltern schon im Vorfeld um Verständnis gebeten und darauf hingewiesen, sich bei den Kita-Einrichtungen über eventuelle Schließungen zu erkundigen.