Hamburg. Ein 34-Jähriger soll als Kurier Kokain, Marihuana und Ecstasy in Hamburg und Umland ausgeliefert haben. Vor Gericht erklärt er das System.

Das Rauschgift lag üblicherweise auf der Rückbank des Autos, verpackt in geruchsdichten Dosen und in exakt abgemessene Mengen portioniert. So konnte der Handel schnell über die Bühne gehen: Das Drogentaxi fuhr vor, der Kunde stieg ein, bezahlte und nahm die vorher bestellte Menge an sich.

Ein ausgeklügeltes System, das sich mit der Zeit immer mehr bewährt hat. Bis eines der Drogentaxis von der Polizei überprüft wurde – und nach und nach die Strukturen einer ganzen Bande offenbar wurden.

Prozess in Hamburg: Mann soll Drogentaxi-Service per Whatsapp organisiert haben

Jetzt im Prozess vor dem Landgericht Hamburg muss sich einer jener Männer verantworten, die als Fahrer für einen Drogen-Lieferservice gearbeitet haben sollen. Die Staatsanwaltschaft wirft Amir P. (Name geändert) bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln vor.

Laut Anklage lieferte der 34-Jährige zwischen September 2020 und Juli 2021 als Kurier Kokain, Marihuana und Ecstasy im Hamburger Stadtgebiet und im Umland an Kunden aus. Die Drogen wurden demnach zuvor bei Hinterleuten von Amir P. bestellt.

Laut Ermittlungen wurde der Vertrieb zwischen den am Lieferservice Beteiligten unter anderem über Whatsapp organisiert. Insgesamt soll der Hamburger Betäubungsmittel im Wert von rund 16.000 Euro an Kunden überbracht haben.

Drogentaxi-Prozess beginnt mit „Deal“

Zum Prozessauftakt haben die Verfahrensbeteiligten eine Verständigung, landläufig Deal genannt, erzielt: Wenn Amir P. ein umfassendes Geständnis ablegt, kommt eine Freiheitsstrafe zwischen 18 Monaten und zwei Jahren mit Bewährung in Betracht.

Schon früh nachdem der Angeklagte in den Fokus der Ermittlungen geraten war, hatte er eingeräumt, an dem Lieferdienst beteiligt gewesen zu sein. Er sei da „in etwas Dummes hineingeraten“, hatte er erzählt. Hintergrund seien Geldprobleme gewesen. Dabei habe er selbst „mit Drogen nichts am Hut“.

Vor Gericht schildert der 34-Jährige, dass er immer wieder Touren übernommen habe, um Drogen auszuliefern. Es habe Hinterleute gegeben, die die Anschaffung des Rauschgifts organisierten, Vorarbeiter, die die Touren organisierten und die Schichtpläne für die Kuriere ausarbeiteten. Dabei war Hamburg in zwei Lieferzonen Ost und West eingeteilt.

Gefahren wurde mehr oder weniger rund um die Uhr. Und die Tageseinnahmen gaben die Fahrer bei Schichtende ab, neue Ware erhielten sie vor Arbeitsantritt. Wo aber die Drogen zentral gebunkert wurden, habe er nicht gewusst, so der Angeklagte.

Eingeteilt und abgepackt worden seien Kokain, Marihuana und die Ecstasy-Tabletten meist in Einheiten, die jeweils 50 Euro wert waren. Kontaktpersonen im Kurierdienst waren demnach zwei Männer, die sich „Jimmy“ und „Flummy“ nannten. Diese sogenannten „Schreiber“ teilten dann den Lieferanten mit, wo der Kunde wartet – und was er bestellt hat. Der Prozess wird fortgesetzt.