Hamburg. Neuer Bestandteil der Mobilitätswende. Wie die Taxibranche die kontrollierte Umstellung auf klimafreundliche Taxis sieht.
Das Ende für Taxis mit Diesel- oder Benzinmotoren in Hamburg ist besiegelt – die Flotte in der Hansestadt wird elektrifiziert. Vom 1. Januar 2025 sollen nur noch emissionsfreie Taxen und Mietwagen neu zugelassen werden. Diese Regelung ist laut Behörde für Verkehr und Mobilitätswende Bestandteil des in dieser Woche im Senat verabschiedeten Klimaschutzgesetzes. Die Regelung soll auch für jene Mietwagen gelten, die mit einem Chauffeur gebucht werden.
„Gleichzeitig baut der Beschluss auf dem im April 2021 gestarteten Projekt Zukunftstaxi auf: In einem Bündnis mit der Branche fördert die Stadt den Umstieg auf lokal emissionsfreie Taxen finanziell“, sagt Dennis Heinert, Sprecher der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende. „Fuhren vor Beginn des Projektes ganze fünf E-Taxen in Hamburg, sind es heute schon über 350, 25 davon sind mit Wasserstoff betriebene Taxen. Das sind insgesamt mehr als zwölf Prozent der Hamburger Taxiflotte. Hamburg nimmt damit bundesweit die alleinige Spitzenposition ein.“ Hamburg sei die erste deutsche Stadt, die neue Verbrenner verbietet.
2800 Taxis sind auf Hamburgs Straßen unterwegs
Auf Hamburgs Straßen sind laut Verkehrsbehörde etwa 2800 Taxis unterwegs. Jene mit Verbrennungsmotor dürfen auch über das Jahr 2025 hinaus betrieben werden. Da ihre Lebensdauer aber üblicherweise nur bei drei bis vier Jahren liegt, wenn sie im Dauereinsatz sind, dürfte das Ende der Verbrenner noch in diesem Jahrzehnt besiegelt sein. Im Vergleich schneiden die E-Fahrzeuge schon jetzt gut ab. Laut Behördensprecher Heinert zeigen erste Untersuchungen, dass bei den Elektro-Taxen mindestens genauso viele Fahrten gefahren werden wie mit Verbrennern, die Länge der Schichtzeiten unterschieden sich trotz der Ladeprozesse kaum. Bei den laufenden Kosten seien E-Taxen zudem deutlich günstiger.
Auch die Branche trägt die Umstellung laut Verkehrsbehörde mit. Heinert zitiert eine Befragung der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, wonach die große Mehrheit der Hamburger Taxenunternehmen den Umstieg befürwortet, im Gegenzug aber auch eine breite Palette geeigneter Fahrzeuge und ausreichende Lademöglichkeiten fordert.
Die emissionsfreien Taxis sollen 25.000 Tonnen CO2 eingespart werden
Am Mittwoch informierte die Behörde die Gewerbevertreter über die Beschlüsse und wies auf das in Kürze beginnende Anhörungsverfahren hin. Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende (Grüne), sagt: „Das Projekt Zukunftstaxi hat drei wichtige Erkenntnisse gebracht. Zum einen hat die große Nachfrage nach lokal emissionsfreien Taxen gezeigt, dass die Branche bereit und gewillt ist, das Verbrennerzeitalter hinter sich zu lassen. Die E-Taxen haben sich zudem im Betrieb als zuverlässig, komfortabel und günstiger gegenüber den Verbrennertaxen gezeigt. Und gleichzeitig bringt der Umstieg einen sofortigen Klima-Effekt.“
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Schon jetzt seien 2000 Tonnen CO2 eingespart worden, sobald die gesamte Flotte elektrifiziert sei, würden es 25.000 Tonnen. „Dies alles macht es sinnvoll und umsetzbar, ab 2025 in Hamburg nur noch lokal emissionsfreie Taxen zuzulassen. Damit leisten wir gemeinsam mit der Taxibranche einen echten Beitrag zum Klimaschutz. Und von den Chauffeurdiensten mit Mietwagen wissen wir heute schon, dass häufig emissionsfreie Fahrzeuge angeboten und für Eventverkehre bestellt werden“, so der Senator. Gemeinsam mit der Branche wolle man diesen Weg der Modernisierung weiter gehen.
211 255 wählen, dann kommt ein Elektrotaxi
Thomas Lohse, Vorstandsvorsitzender von Hansa Taxi, sagt: „Das Projekt Zukunftstaxi der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende ist aus unserer Sicht ein voller Erfolg. Wir sind der festen Überzeugung, dass die Zukunft unserer Branche elektrisch ist und dass dieser Umstellungstermin machbar ist. Das Gewerbe hat jetzt dafür fast zwei Jahre Zeit und Planungssicherheit.“ Hansa Taxi habe bereits neben der altbekannten Telefon-Bestellnummer 211 211 auch ein Nummer speziell für das Buchen von E-Taxis für Kunden eingerichtet: 211 255.
Auch Alexander Mönch, Präsident von Free Now Germany & Austria, lobt die Pläne: „Die Stadt Hamburg gibt beim Thema Verkehrswende in Deutschland einmal mehr den Ton an. Die vergangenen zwei Jahre Zukunftstaxi-Initiative haben gezeigt, dass der entscheidende Hebel im engen Schulterschluss mit den Akteuren der städtischen Mobilitätslandschaft liegt.“ Free Now vermittle inzwischen knapp 80 Prozent aller verfügbaren emissionsfreien Taxen in Hamburg und bekomme hierfür von Unternehmer- und Fahrgastseite durchweg positives Feedback. Seinen Angaben zufolge wählen immer mehr Nutzer in Hamburg zielgerichtet die nachhaltigere E-Taxi-Option der App.
Branche wird mit Förderprogrammen unterstützt
Hamburg hat im Rahmen des Projekts Zukunftstaxi zusätzlich zur Bundesförderung seit April 2021 zwei Förderstufen zum Ausgleich des derzeit noch bestehenden Mehraufwands für insgesamt 460 E-Taxen (davon 60 E-Inklusionstaxen für die Rollstuhlbeförderung) gestartet. Noch in diesem Frühjahr soll laut Heinert ein weiteres Förderprogramm im Umfang von einer Million Euro aufgelegt und damit 360 E-Taxen sowie fünf spezielle E-Inklusionstaxen unterstützt werden. Der vermehrte Einsatz der E-Taxen soll zudem durch die Schaffung von zunächst einmal 40 neuen E-Taxenständen mit dann 80 für die Taxen exklusiven Schnellladepunkten unterstützt werden.