Hamburg. Daniela Plantholz behandelt im Amalie Sieveking Krankenhaus Patienten mit Herzproblemen. Warum Manager immer seltener dazugehören.

Wenn Männer Herzprobleme haben, sind das meist klassische Beschwerden. „Sie haben Brustschmerzen, die in den Hals ausstrahlen und/oder in den linken Arm. Wenn das über eine gewisse Zeit anhält, sollte man ärztlichen Beistand suchen – insbesondere wenn die Beschwerden in der Intensität unter Belastung immer mehr zunehmen oder die Betroffenen Luftnot unter Belastung haben“, sagt Daniela Plantholz im Podcast „Hamburger Klinikhelden“.

Sie ist Leitende Oberärztin der Klinik für Innere Medizin – Kardiologie im Evangelischen Amalie Sieveking Krankenhaus in Volksdorf. Hingegen seien die Beschwerden von Frauen mit Herzproblemen häufig atypisch­ und würden von diesen schwerer als solche erkannt. „Das ist leider so. Beschwerden bei uns Frauen sind auch mal auf der rechten Seite, manchmal im Bauch, manchmal im Rücken.“ Frauen sollten diese Symptome ärztlich abklären lassen, rät die Expertin.

Notfallpatienten kommen mit Luftnot oder Herzinfarkten in die Klinik

Überwiegend würden ihre Patienten als Notfälle eingeliefert, sagt die Fachärztin für Innere Medizin, Kardiologie und zudem noch für Pneumologie (Lungenheilkunde). Viele Patienten würden aber auch vom Facharzt oder Hausarzt eingewiesen werden, weil bei Vorsorgeuntersuchungen Auffälligkeiten festgestellt wurden oder sie wegen ihrer Beschwerden beim Arzt waren. Die Notfallpatienten kämen meist mit Luftnot, Brustbeschwerden, geschwollenen Unterschenkeln oder Herzrhythmusstörungen, aber auch mit Herzinfarkten.

Dass sie in der Kardiologie gelandet sei, sei eher dem Zufall geschuldet, sagt die 49-Jährige. Zufälle hätten ihren ganzen Lebensweg geprägt. Dass sie Medizin studieren will, habe sie schon mit 16 Jahren gewusst, „weil mich der menschliche Körper fasziniert hat. Im praktischen Jahr hat mich die innere Medizin begeistert.“ Ihr ÄiP (Ärztin im Praktikum) hat sie in der Lungenheilkunde absolviert.

podcast-image

Im Anschluss habe es keine freie Stelle in der Gastroenterologie gegeben, in der sie sich beworben hatte. Aber die kardiologische Abteilung habe jemanden gesucht, der Lungenspiegelungen durchführen kann. „Und so bin ich in der Kardiologie gelandet, und das hat mir viel Spaß gemacht. Von der Kardiologie im Albertinen Krankenhaus bin ich in die Amalie gekommen, um meinen Facharzt zu komplettieren.“

Herzprobleme treten bei Frauen häufig nach der Menopause auf

Das Evangelische Amalie Sieveking Krankenhaus arbeite insbesondere mit der Herzchirurgie im Albertinen eng zusammen und habe trotz einer noch überschaubaren Größe eine vergleichsweise große Kardiologie, in der neben dem Chefarzt sechs Oberärzte tätig seien. Das Einzugsgebiet ist groß, die Patienten kommen aus Hamburg und Schleswig-Holstein, die angebotenen Leistungen seien vielfältig.

Der überwiegende Teil ihrer Patienten sei schon älter, weil die Menschen insgesamt älter werden, sagt Plantholz, und „weil das Herz einfach schwächer wird im Laufe des Lebens.“ Der Frauenanteil bei den Patienten habe deutlich zugenommen, wobei gerade Durchblutungsstörungen des Herzens bei Frauen häufig erst nach der Menopause auftreten. „Das heißt, die Frauen kommen tatsächlich tendenziell später. Aber die Rate an Herz­infarkten und Durchblutungsstörungen hat gefühlt zugenommen aufgrund frühen Rauchbeginns und Übergewichts.“

Das seien auch die Risikofaktoren, die zu Herzproblemen führten. Mit dem Übergewicht gehe oft Diabetes einher, auch der Bluthochdruck werde häufig durch Übergewicht ausgelöst. Diese Faktoren könne aber jeder selber beeinflussen, sagt die Kardiologin. Auch sportliche Betätigung und Bewegung seien wichtig fürs Herz und dessen Gesundheit.

Ein ungesunder Lebensstil beschert ihr schon junge Patienten

Das klassische Bild vom Manager, der sich so überarbeitet, dass er irgendwann das Herz überfordert, gibt es laut Plantholz inzwischen deutlich seltener. Es gebe viele Menschen, die sehr auf ihre Gesundheit achten und viel Sport treiben. „Aber es gibt halt auch diese Schere genau in die andere Richtung: Menschen, die leider nicht auf sich aufpassen, die teilweise schon in jungen Jahren übergewichtig werden.“

Und diese Kluft sei einfach größer geworden. Da kommen manchmal schon Patienten im Alter von Ende 20 mit einem Herzinfarkt. Das sei zwar selten und hänge zum Teil auch mit erblichen Faktoren zusammen. Doch ein Lebensstil mit ungesunder Ernährung, Rauchen und wenig Bewegung könne auch junge Menschen zu Herzpatienten machen.

Als interventionelle Kardiologin verbringe sie viel Zeit im Herzkatheterlabor, wo sie mit Kon­trastmitteln die Durchblutung des Herzens darstelle und dann Stents (Drahtgeflechte), einsetze, um etwa bei einem Herzinfarkt notfallmäßig Engstellen zu beseitigen und die Durchblutung des Herzgewebes zu verbessern, erklärt Plantholz ihre Tätigkeit. Die Abklärung und Behandlung von pneumologisch bedingten Beschwerden sind ein weiterer Schwerpunkt der Lungenfachärztin: Sie sagt „Herz und Lunge hängen mit ihren Kreisläufen zusammen.“

Herzkranke Kinder behandelt ihre Abteilung nicht. „Angeborene Herzfehler werden bereits im Mutterleib entdeckt und können dann auch in frühester Kindheit korrigiert werden. Das ist ein eigenes Fachgebiet in der Kardiologie.“