Hamburg. Beim Erdbeben in der Türkei stürzte das Haus von Cansu Özdemirs Großeltern ein. Auch Hamburger im Katastrophengebiet im Einsatz.
Nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien mit vielen tausend Toten bangt auch die Fraktionschefin der Hamburger Linken, Cansu Özdemir, um Angehörige in der Region. „Das Haus meiner Großeltern ist eingestürzt, eine Tante liegt unter den Trümmern“, sagte die 34-Jährige der „Mopo“. „Meiner Familie geht es sehr schlecht.“
Ihre Angehörigen leben demnach in und um die Stadt Malatya in Ostanatolien: „Nach dem ersten Beben sind fünf meiner Familienmitglieder aus der Stadt aufs Land geflohen.“ In einem Dorf, rund eine halbe Autostunde von Malatya entfernt, leben Özdemirs Großeltern.
Erdbeben in Türkei: Hamburgs Linksfraktionschefin in Sorge
Beim zweiten Beben sei das Haus ihrer Großeltern eingestürzt, „als alle beim Frühstück gesessen hätten. Eine Cousine meiner Mutter wurde tot geborgen, eine weitere Tante liegt noch unter den Trümmern, vermutlich ebenfalls tot“, sagte Özdemir. Staatliche Hilfe sei in dem Gebiet, in dem viele Kurden leben, noch nicht eingetroffen.
Viele Helfer aus aller Welt haben sich nach dem schweren Erdbeben auf den Weg Richtung Türkei gemacht. Holger Grinnus und seine Frau Martina von der BRH Rettungshundestaffel, die in Wilhelmsburg ihren Sitz hat, startete am Montag – ohne zu wissen, was genau auf sie zukommt.
Erdbeben in der Türkei – Hamburger retten Verschüttete
Das Ehepaar gehört zum Rettungsteam von ISAR („International Search and Rescue“), das bis zum Mittwochmorgen bereits drei Menschen aus den Trümmern retten konnte – eine Frau, einen Mann und einen 16 Jahre alten Jugendlichen.
„Die Frau haben wir bereits gerettet, bevor wir unseren Lagerplatz in Kırıkhan erreicht hatten“, erzählt Grinnus. „Wir sind auf der Fahrt dorthin von Menschen angesprochen worden zu helfen. Die Frau war eingeklemmt, aber gut ansprechbar.“ Ein Teil des Teams holte sie aus den Trümmern.
Erdbeben – Hamburger in der Türkei: "Zerstörungen unvorstellbar“
„Die Zerstörungen sind unvorstellbar“, sagt Grinnus, der nach Haiti und Indonesien nun bereits zum dritten Mal in einem Katastrophengebiet eingesetzt ist. „Ganze Häuserblocks sind zusammengebrochen. Dann sieht man ehemals vierstöckige Gebäude, die jetzt nur drei Stockwerke haben, weil das Untergeschoss weggebrochen und der oberen Teil darauf gesackt ist.“ An anderen Häusern hängen Balkone abgeknickt an der Fassade.
In Kırıkhan lief es nicht wie geplant. Der ursprünglich vorgesehene Lagerplatz konnte nicht erreicht werden. „Die Straße dorthin war zerstört“, sagt Grinnus. Andere Plätze standen zunächst nicht zur Verfügung.
Erdbeben in Türkei: Helfer aus Hamburg retten Mann aus Trümmern
„Überall auf den Parkplätzen oder an freien Stellen stehen Fahrzeuge, in denen die Menschen jetzt untergekommen sind“, sagt der Helfer von der Rettungshundetsaffel Hamburg-Harburg. Dann setzte sie auch noch der Busfahrer aus, der sie vom Flughafen Gaziantep zum Einsatzort bringen sollte – weil er zurück musste.
„Wir haben dann eine andere Fahrgelegenheit organisiert und auch einen guten Lagerplatz gefunden. Er hat ausreichend Platz und liegt einigermaßen zentral. Bis nach Mitternacht baute ein Teil des 55-köpfigen ISAR-Teams Zelte auf.
Hamburger nach Erdbeben in Türkei – Verkehr macht Probleme
Um 8 Uhr Ortszeit rückten die Helfer am Mittwochmorgen wieder in den Einsatz aus. „Wir haben den Jugendlichen und den Mann aus den Trümmern retten können“, so Grinnus. Aktuell lief am Morgen eine weitere Rettungsaktion für eine Frau. Sie ist unter Trümmern begraben, lebt aber noch. „Wir arbeiten mit schwerem Gerät, versuchen den Beton zu zerschneiden“, sagt Grinnus. Die Spürhunde sind an anderen „Verdachtsstellen“ im Einsatz, um nach Überlebenden zu schnüffeln.
„Das Wetter ist hier aktuell gut. Es ist kühl, aber nicht eiskalt. Es ist trocken und die Sonne scheint“, sagt Grinnus am Mittwochmorgen. Probleme macht der Verkehr. Grinnus: „Wenn das Navi anzeigt, dass man zehn Minuten braucht, kann es doch eine gute Stunde dauern, bis man am Ziel ist. Es sind viele Fahrzeuge auf der Straße. Überall sind Menschen, die helfen wollen oder nach jemanden suchen.“