Hamburg. Pilotprojekt in Hamburg bestätigt Hypothese, dass Daten aus dem Abwasser zur Beurteilung der Lage genutzt werden können.
Im Februar 2022 hatte die Bundesregierung das Pilotprojekt „ESI-CorA – Systematische Überwachung von SARS-CoV-2 im Abwasser“, gestartet. Hamburg wurde als einer der 20 Projektstandorte ausgewählt und untersucht seither wöchentlich vier Proben aus dem Klärwerk Köhlbrandhöft. Die einjährige Projektlaufzeit endet für Hamburg Ende Januar.
Geprüft wurde, ob auf Grundlage von Abwasseruntersuchungen Aussagen oder sogar Vorhersagen für den Inzidenzverlauf in der Bevölkerung getroffen werden können. Das vorläufige Projektergebnis: Die gewonnenen Daten zeigen tatsächlich Trends des Corona-Infektionsgeschehens an. Sie können als Indikatoren zur Beurteilung der Pandemielage dienen.
Hamburg: Daten aus Abwasser zeigen Pandemielage an
In einem neuen bundesweiten Projekt wird das Abwassermonitoring nun fortgeführt. Hamburg bewirbt sich für eine erste Phase des Anschlussprojektes zunächst bis Ende April 2023 – und auch für das dann folgende Projekt namens AMELAG. Das teilten Umweltbehörde, Sozialbehörde und das Institut für Hygiene und Umwelt in Hamburg am Mittwoch mit. Das ESI-CorA-Projekt wird in Hamburg von der Umweltbehörde koordiniert und gemeinsam mit der Gesundheitsbehörde, Hamburg Wasser und dem Institut für Hygiene und Umwelt durchgeführt.
„Unser Abwasser enthält Informationen, mit denen wir verlässlich den Verlauf der Pandemie nachzeichnen können. Das dafür angewendete Verfahren hat sich bewährt und liefert aussagekräftige Ergebnisse", so Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). "Das ist ein echter Erfolg, der uns nicht nur in Sachen Corona weiterhilft, sondern auch in Zukunft ein erprobtes Instrument im Umgang mit Pandemien an die Hand gibt.“
RKI veröffentlicht Viruskonzentration für Hamburg und andere Standorte
Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Schlotzhauer: „Die Ergebnisse des Projekts sind vielversprechend. Sie sind aus meiner Sicht ein gutes Instrument, um den Gesundheitsschutz der Hamburgerinnen und Hamburger in der Lageeinschätzung zu ergänzen, auch wenn aus Abwasserdaten nicht direkt auf die aktuelle Inzidenz geschlossen werden kann. Das Abwassermonitoring zeigt – unabhängig vom Testverhalten der Bevölkerung – realistische Trendverläufe und hilft so bei der Beurteilung des Infektionsgeschehens.“
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Beginnend mit Juni 2022 stellt das RKI einen Trend-Vergleich für die am Projekt beteiligten Abwassermonitoring-Standorte zur Verfügung. In diesem lassen sich die steigenden und fallenden berechneten Viruskonzentrationen über die bundesweit verteilten Standorte gut verfolgen. Eine Zusammenfassung dieser Trendanalyse wird auf dem Pandemieradar des RKI dargestellt. Detailliertere standortspezifische Trends werden im RKI Wochenbericht zu COVID-19 veröffentlicht.
Am Ende der Projektlaufzeit findet eine Bewertung der Ergebnisse statt. Schon jetzt hat sich das Potenzial der Abwasseruntersuchungen auf SARS-CoV-2 gezeigt und eine Ausweitung des abwasserbasierten Monitorings, beispielsweise durch die Integration weiterer Standorte, wird diskutiert.
Hintergrund: Abwassermonitoring in Hamburg
- Bereits mehrere Tage bevor Menschen Symptome entwickeln und testen lassen, scheiden sie bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 Viren aus. Das Infektionsgeschehen lässt sich daher über eine Analyse des Abwassers abbilden. Auch unentdeckte Infektionen ohne Symptome können bei dieser Methode erfasst werden. Die Abwasserüberwachung bietet somit das Potenzial, ergänzend zum vorhandenen Meldesystem, Informationen zum Infektionsgeschehen beizutragen und ermöglicht zusätzlich das frühzeitige Erkennen von Veränderungen im Infektionsgeschehen.
- In Hamburg wurde für das Projekt eine „Allianz der Kompetenzen“ gebildet: Die Proben entnimmt Hamburg Wasser zweimal pro Woche an den Zuläufen der Kläranlage Köhlbrandhöft/Dradenau. In den Abwasserproben liegen die Viren naturgemäß sehr verdünnt vor, daher konzentriert das Institut für Hygiene und Umwelt die Proben zunächst auf und isoliert anschließend die gesamte in den Proben enthaltenden Erbinformationen. Nun wird eine digitale PCR-Analyse eingesetzt, um zu bestimmen, wie stark die Probe mit SARS-CoV-2 belastet ist. Diese hochmoderne Methode ist grundsätzlich in der Lage, Viren auch in sehr geringen Mengen quantitativ nachzuweisen.