Hamburg. In 90 Fällen nutzten die Verdächtigen dabei das Internet als Tatmittel. Wo Delikte wie Beleidigung, Bedrohung gemeldet werden können.

Speziell in den sozialen Netzwerken gären mitunter Hass, Hetze und Häme. Sogenannte „Hater“ hämmern sich auf der Tastatur in Rage, um andere Menschen wegen ihrer Religion, ihrer Herkunft oder ihrer Sexualität abzuwerten. Bis vor einigen Jahren durften sie hoffen, damit straffrei durchzukommen. Doch die Strafverfolgungsbehörden schauen inzwischen genauer hin. Auch in Hamburg. Und seither steigen die Zahlen.

Zumindest war es so noch bis 2021, als die eingeleiteten Ermittlungsverfahren mit 345 Fällen den bisherigen Höchststand erreichten. Dieser Rekordwert dürfte 2022 aber wohl verfehlt werden. Wie die Justizbehörde auf Abendblatt-Anfrage mitteilte, seien bis Ende Oktober des Vorjahres erst 220 Fälle im Zusammenhang mit Hasskriminalität erfasst worden. Dabei handelt es sich um Straftaten, die allein auf dem Hass und den Vorurteilen des Täters beruhen. In 90 Fällen nutzten die Verdächtigen dabei das Internet als Tatmittel. Allein 47-mal hetzten sie hier, im virtuellen Raum, gegen Juden und Ausländer.

Hasskriminalität: Onlineservice soll helfen

In weiteren 29 Fällen schritten die Behörden wegen Beleidigung ein. Insgesamt leitete die Staatsanwaltschaft, wo eine eigene Abteilung für die Verfolgung von Hasskriminalität zuständig ist, 104 Verfahren wegen Beleidigungs- und 22 wegen Körperverletzungsdelikten ein. Hinzu kommen 74 Verfahren wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen wie des Hakenkreuzes. Die Zahl der antisemitisch motivierten Straftaten bleibt weiterhin auf einem recht hohen Niveau: 50 wurden bis Ende Oktober 2022 registriert. 2021 waren es insgesamt 79.

Bis Ende Oktober haben die Behörden zudem 25 Übergriffe auf Schwule, Lesben oder transsexuelle Menschen erfasst. In acht Fällen erlitten die Opfer – mutmaßlich allein wegen ihrer sexuellen Orientierung – sogar körperliche Gewalt. Die meisten eingeleiteten Ermittlungsverfahren hatten wie schon 2021 (176 Taten) einen fremdenfeindlichen Hintergrund: In mehr als der Hälfte der erfassten 94 Fälle mussten die Opfer Beleidigungen und Schmähungen über sich ergehen lassen – häufig im Internet.

Wer sich einfach wehren will: Seit einigen Wochen können alle Bürger über einen von der Koordinierungsstelle „Ohne Hass“ eingerichteten Onlineservice der Staatsanwaltschaft Delikte wie Beleidigung, Bedrohung oder Volksverhetzung www.hamburg-gegen-hass.de melden – Registrierung nicht nötig.