Hamburg. Der rote Planet ist im Dezember am Sternenhimmel so gut zu sehen wie lange nicht. Auch Sternschnuppen erleuchten die Winternächte.
Am 21. Dezember um 21 Uhr 47 Mitteleuropäischer Zeit passiert die Sonne im Sternbild Schütze den südlichsten Punkt ihrer Jahresbahn. Mit dieser längsten Nacht des Jahres beginnt der Winter auf der Nordhalbkugel und der Sommer auf der Südhalbkugel unseres Planeten. Lange Winternächte bieten uns ein prächtiges Panorama der Planeten und die wohl schönsten Sternbilder überhaupt.
Eröffnet wird dieser Reigen von Merkur und Venus. Beide Planeten, die innerhalb der Erdbahn die Sonne umrunden, tauchen im Dezember allmählich aus dem Glanz der Sonne wieder am Abendhimmel auf – in unseren nördlichen Breitengraden allerdings erst in der zweiten Monatshälfte.
Sie bewegen sich bis zum Jahresende als Tandem tief am Südwesthorizont. Am 21. Dezember erreicht Merkur seine größte östliche Elongation von der Sonne und steht eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang weniger als eine Handbreite über dem Horizont.
Nachthimmel Hamburg: Venus glänzt als Abendstern
Rechts unterhalb leuchtet die viel hellere Venus. Sie kann bei klarer Horizontsicht dann wohl erstmals in ihrer Rolle als „Abendstern“ glänzen, während Merkur sich nur mit Mühe bemerkbar machen kann. Am 24. Dezember gesellt sich eine schöne Mondsichel zu dem Planetenpaar am Abendhimmel.
Schauen Sie 30 Minuten nach Sonnenuntergang nach Südwesten: Der Mond bildet tief am Horizont mit Merkur und Venus ein schönes, fast gleichseitiges Dreieck. An den Weihnachtsfeiertagen leuchtet der Sichelmond dann östlich („links“) neben den beiden Planeten.
Venus und Merkur stehen am Abend des 28. Dezember am engsten zusammen. Venus entfernt sich weiter von der Sonne und gewinnt bis zum Silvesterabend an Sichtbarkeit als „Abendstern“, während Merkur ins Stocken gerät. Er strebt auf seine nächste Begegnung mit der Sonne zu.
Nachthimmel Hamburg: Jupiter ist kaum zu übersehen
Auch Saturn fällt zurück, und wir erwischen den Ringplaneten am besten schon bei Ende der Abenddämmerung, denn er geht zu Monatsbeginn um 22 Uhr und am Monatsende bereits um 20 Uhr unter. Der ferne Planet wandert im Steinbock und bekommt am 2. Weihnachtsfeiertag Besuch durch den zunehmenden Mond, der abends südlich an ihm vorbeizieht.
Nach dem Untergang der Venus ist ein heller Lichtpunkt am Himmel kaum zu übersehen. Es ist der Riesenplanet Jupiter, der nach Einbruch der Dunkelheit hoch im Süden leuchtet. Mit einem Fernglas können wir die wechselnde Stellung der vier hellsten Jupitermonde verfolgen, die beidseits des Planeten fast wie „Perlen an einer Schnur“ aufgereiht wirken.
Jupiter geht vor Mitternacht unter
Auch wenn Jupiter im Dezember weiterhin der hellste Lichtpunkt der Nacht ist, so regiert der Riesenplanet nur noch die erste Nachthälfte und geht am Jahresende bereits vor Mitternacht unter. Schon zu Monatsbeginn hat Planet Mars das Zepter übernommen und erreicht seine spektakuläre Opposition am 8. Dezember.
Zu diesem Zeitpunkt überholt unsere Erde den langsameren Mars und befindet sich zwischen Sonne und Mars. Die beiden Gestirne stehen sich daher am Himmel gegenüber, und Mars ist die ganze Nacht als auffällig heller, rötlich-orange leuchtender „Wanderstern“ zu sehen.
Es ist dies für uns auf der Nordhalbkugel der Erde die seit Jahren beste Mars-Sichtbarkeit, denn Mars wandert im nördlichsten Tierkreissternbild Stier und erreicht so um Mitternacht eine Höhe, wie wir sie seit Jahren nicht erlebt haben. Und Mars leuchtet in der wohl schönsten Himmelsregion überhaupt, nahe der beiden Sternhaufen Plejaden und Hyaden.
Mars verschwindet und taucht wieder auf
Für ein zusätzliches Spektakel sorgt unser Mond, der zum Oppositionszeitpunkt des Mars ebenfalls der Sonne gegenübersteht: Als Vollmond pirscht er sich in der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember immer näher an Mars heran. Zwischen 6 und 7 Uhr morgens zieht er dann vor ihm vorbei.
Mars verschwindet für eine knappe Stunde hinter der Mondkugel, bevor er am rechten, westlichen Mondrand wieder auftaucht. Ein seltenes Spektakel für alle Frühaufsteher, die vor Beginn der Morgendämmerung mit dem Fernglas gen Westen schauen, kurz bevor der Mond unter- und die Sonne aufgeht.
Im Laufe des Dezembers, wenn die Erde den Mars überholt hat, fällt der rote Planet weiter zurück. Dabei bewegt er sich scheinbar rückwärts, also westwärts im Tierkreis. Während er zu Monatsbeginn noch genau über Orion zu finden ist, nähert er sich bis Weihnachten dem Sternhaufen der Plejaden - dem „Siebengestirn“ - und steht dann über Aldebaran, dem rötlich funkelnden Hauptstern des Stiers.
Himmelsjäger Orion besonders auffällig
Die auffälligste Sternfigur am Winterhimmel ist der Himmelsjäger Orion. Eine Kette von drei gleichhellen Sternen bildet den Gürtel, jeweils zwei helle Sterne darüber und darunter Schultern und Füße des Jägers. Ziehen wir von Sirius eine Linie über die Gürtelsterne des Orions nach Westen, treffen wir rechts über Orion auf Aldebaran, das rote Auge des Stiers – und darüber hinaus auf das „Siebengestirn“.
Sirius ist Teil des großen „Wintersechsecks“ aus hellen Sternen, das sich rund um Mars und Orion spannt: Dieses „Wintersechseck“ beherrscht schon vor Mitternacht die Himmelsszene im Südosten und steigt bis Mitternacht mit dem hellen Mars hoch in die Himmelsmitte im Süden.
Sirius leuchtet mit Mars um die Wette. Doch Mars sticht den Sirius aus, denn er erscheint genauso hell und fällt im Unterschied zum funkelnden Stern Sirius durch sein ruhiges, rötliches Licht auf.
Zwei Sternschnuppenströme erscheinen am Weihnachtshimmel
Als besondere „Garnierung“ des Weihnachtshimmels treten im Dezember auch zwei Sternschnuppenströme in Erscheinung, die Geminiden und die Ursiden. Die Geminiden sind vom 4. bis 17. Dezember aktiv und erreichen ihren Höhepunkt am 14. Dezember.
Leider stört helles Mondlicht den Genuss. Besser ist es beim zweiten Meteorschauer. Da fällt der Höhepunkt mit dem Neumond am 23. Dezember zusammen. Die „Ursiden“ sind zwischen dem 17. und 26. Dezember aktiv.
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Wer bis nach Mitternacht ausharrt, erlebt, wie im Osten bereits das Frühlingssternbild Löwe immer höher steigt. Gegen 5 Uhr morgens thront es schon hoch im Süden, während Orion bis zum Beginn der Morgendämmerung dem Westhorizont entgegenstrebt.
Die Monatssternkarte aus dem Planetarium Hamburg mit dem Sternen-Podcast ist zu finden unter: www.abendblatt.de/sterne