Hamburg. Vergütungsbericht: Allein der HHLA-Vorstand kostet mehr als der gesamte Hamburger Senat. Warum die Gehälter so unterschiedlich sind.
Er hat die Verantwortung für die gesamte Stadt, sie nur für einen kleinen Teilbereich: Dennoch wird Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Vergleich zu den Managerinnen und Managern städtischer Unternehmen deutlich schlechter bezahlt.
Mehr als 35 Vorstände und Geschäftsführerinnen öffentlicher Firmen verdienen erheblich mehr als der Senatschef – das geht aus dem neuen Vergütungsbericht der Stadt für das Jahr 2021 hervor.
Vergütungen in Hamburg: „Wir haben endlich erstmalig hundertprozentige Transparenz“
Die scheinbar ungewöhnliche Nachricht vorneweg: In mehr als 30 städtischen Unternehmen in Hamburg bekommen die Geschäftsführungen überhaupt kein Gehalt. Von der „Elbkinder Kita Hamburg Servicegesellschaft“ über die „MVR Müllverwertung Rugenberger Damm“ bis zur „Schulservice Hamburg Gesellschaft für Facility Management“ – für sie alle steht im Beteiligungs- und Vergütungsbericht der Stadt in der Spalte „Vergütung“ im Jahr 2021 nur ein Strich.
Und das liegt nicht daran, dass die jeweiligen Chefs der Veröffentlichung ihrer Gehälter nicht zugestimmt hätten – das haben inzwischen alle 116 im Beteiligungsbericht erwähnten Unternehmen getan. „Wir haben endlich erstmals hundertprozentige Transparenz“, freute sich Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung des Berichts, den der Senat seit zehn Jahren einmal jährlich präsentiert. Und nein, pro bono arbeiten die Geschäftsführungen dieser Unternehmen auch nicht, so weit geht die Solidarität mit der Stadt dann doch nicht.
Chefinnen von Elbkinder verdienen viel weniger als andere Chefs
Die schlichte Wahrheit ist: Diese gut 30 Firmen sind in der Regel Tochterunternehmen größerer Beteiligungen und werden von deren Management quasi nebenbei mit geführt – daher gibt es dafür kein Extragehalt. Mitunter werden selbst die Chefs dieser Mutterfirmen nicht sonderlich herausragend entlohnt.
So kommen die Geschäftsführerinnen des städtischen Kitabetreibers Elbkinder, Katja Nienaber und Ulrike Muß, auf Jahreseinkommen von 148.000 und 138.00 Euro. Darin ist die maximal mögliche variable Vergütung von 15.000 Euro schon enthalten, dafür müssen 7300 Beschäftigte in mehr als 180 Kitas und die hauseigene Servicegesellschaft gleich mitgeführt werden.
Die Topverdienenden der Hansestadt: HHLA-Vorstände
So viel Verantwortung tragen nicht alle, die ganz oben auf der Liste stehen. Absolute Spitzenverdienerin in den städtischen Unternehmen bleibt die Vorstandschefin der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), Angela Titzrath: Grundgehalt und eine variable Vergütung von jeweils 495.000 Euro plus „geldwerte Vorteile“ (das kann etwa ein Dienstwagen sein) von gut 13.000 Euro addieren sich zu einem Jahreseinkommen von knapp mehr als einer Million Euro.
Nach den Plätzen zwei bis vier unter den bestbezahlten Managern in Diensten der Stadt muss man nicht lange suchen: Es sind die übrigen HHLA-Vorstände Jens Hansen (Jahreseinkommen: 742.000 Euro), Roland Lappin (741.000) und Torben Seebold (712.651). Unmut über diese Größenordnungen gibt es im Rathaus schon lange, doch ändern lässt sich daran kaum etwas, da die HHLA sich mit anderen Hafenkonzernen auf der Welt vergleicht und entsprechend dieser „Peer Group“ bezahlt.
UKE- und Flughafenchef verdienen mehr als 500.000 Euro
Solche internationalen Bezüge haben die meisten anderen städtischen Unternehmen nicht, daher sind die Gehälter dort deutlich bescheidener. So folgt auf Platz fünf wie in den Vorjahren UKE-Chef Prof. Burkhard Göke mit gut 567.000 Euro.
Auf Platz sechs ist Flughafenchef Michael Eggenschwiler mit einem Einkommen von rund 502.000 Euro der größte Aufsteiger. 2020 hatte er „nur“ gut 300.000 Euro verdient, weil die gesamte Geschäftsleitung des Airports infolge der Corona-Pandemie und des Einbruchs der Luftfahrt auf ihre variable Vergütung verzichtet hatte. 2021 wurde sie wieder gezahlt und machte allein 206.000 Euro aus.
So viel bekommen Hamburger Senatsmitglieder
Weitere Spitzenverdiener waren Hochbahn-Chef Henrik Falk mit 411.000 Euro, Jens Meier als Geschäftsführer der Hamburg Port Authority (HPA, 370.000 Euro), Ulrike Helfer als Chefin der HSH Portfoliomanagement AöR (verwaltet und verkauft die von der HSH Nordbank finanzierten Schiffe) mit 352.000 Euro, Saga-Chef Thomas Krebs (343.000 Euro) und der damalige HafenCity-Chef Jürgen Bruns-Berentelg (341.000). Bestbezahlter Kulturmanager der Stadt bleibt der für die Elbphilharmonie und die Laeiszhalle verantwortliche HamburgMusik-Chef Christoph Lieben-Seutter mit 292.000 Euro.
Eher am unteren Ende der Skala findet sich eine Frau, die demnächst Karriere macht: Karen Pein kam als Geschäftsführerin der Projektentwicklungsgesellschaft IBA Hamburg auf ein Jahreseinkommen von rund 170.000 Euro. Wenn sie in zwei Wochen Dorothee Stapelfeldt als Stadtentwicklungssenatorin ablöst, wird die Sozialdemokratin etwas besser bezahlt: Senatsmitglieder erhalten rund 212.000 Euro im Jahr, plus gegebenenfalls einen Familienzuschlag von einigen Hundert Euro im Monat. Das gilt auch für den Bürgermeister. Damit kommen die Regierungsmitglieder auf der Liste der bestbezahlten Führungskräfte in Diensten der Stadt nicht einmal unter die Top 35.
Immer mehr Frauen in leitender Position
Finanzsenator Dressel wollte aber keine Neiddebatte führen, stattdessen lobte er die öffentlichen Unternehmen als „Werkzeuge der Senatspolitik“, die 2021 mit mehr als zwei Milliarden Euro so viel investiert hätten wie nie zuvor – vor allem in die Wärmewende, den Verkehr, das Wohnen sowie in den Hafen. Dass im Gegenzug auch die Verschuldung der städtischen Beteiligungen um knapp fünf Prozent auf 18 Milliarden Euro gestiegen sei, sei in Ordnung – schließlich seien dafür auch Werte geschaffen worden.
- Metallindustrie: „Hart errungener Kompromiss“ bei Gehältern
- Beamte in Hamburg drohen Senat mit neuer Klagewelle
- Metall-Beschäftigte im Norden verdienen bald deutlich mehr
Erfreut registrierte Dressel, dass der Anteil von Frauen an den Geschäftsleitungen von 18,5 auf 22 Prozent gesteigert und das Verhältnis zwischen den Einkommen der Vorstände und den Durchschnittsgehältern der Angestellten leicht von 1 zu 3,89 auf 1 zu 3,80 verbessert wurde: Diese „Spreizung“ solle nicht größer werden.
CDU-Finanzexperte Thilo Kleibauer, kritisierte die zunehmende Verschuldung der öffentlichen Unternehmen: „Gerade in Zeiten steigender Zinsen sollte der Finanzsenator die damit verbundenen Risiken nicht ignorieren. So hat sich alleine bei der Hochbahn der Schuldenstand innerhalb weniger Jahre auf 1,5 Milliarden Euro verdreifacht.“