Hamburg. Bischöfin Kirsten Fehrs denkt am kommenden Ewigkeitssonntag auch an die verstorbenen Arbeiter im Zuge der WM in Katar.

Am Sonntag ist Ewigkeitssonntag, auch „Totensonntag“ genannt. Der Sonntag vor dem ersten Advent gehört traditionell dem Gedenken an die Verstorbenen. Viele Menschen besuchen die Gräber ihrer Angehörigen, bringen es vor dem Winter ein letztes Mal in Ordnung, zünden vielleicht eine Kerze an, verbringen stille Minuten am Grab.

Die Seele spürt: Dieser Mensch gehört weiterhin zu meinem Leben. Die Eltern, der Partner, das Kind sind nicht mehr da, aber sie gehören für immer zu mir. Sie bleiben – in einer anderen Welt, die die Bibel „Ewigkeit“ genannt hat. Daher der Name dieses Sonntags.

Das Leben endet nicht im Nichts: Ein Trost für Trauernde

Für viele Trauernde ist das ein großer Trost: Der Mensch, der mir so lieb und wichtig ist, bleibt. Er behält seinen Platz im Herzen. Manche, gerade Kinder, stellen sich Konkreteres vor: Er bleibt „als Stern am Himmel“, sie „passt immer auf mich auf“. Den meisten Menschen tut es gut, sich so etwas vorzustellen. Der Verstand mag bisweilen zweifeln, die Seele aber glaubt es trotzdem: Das Leben endet nicht einfach in einem großen Nichts. Jeder Mensch bleibt bedeutsam – auch über den Tod hinaus. Das ist elementare Menschenwürde.

Deshalb gehört der Ewigkeitssonntag dieses Jahr für mich in besonderer Weise auch jenen Menschen, die für die morgen beginnende Fußball-Weltmeisterschaft in Katar gearbeitet haben. Auf Baustellen, die unseren Sicherheitsstandards nicht entsprechen, und unter Arbeitsbedingungen, die aus unserer Sicht nicht akzeptiert werden können. Wie viele ihre Gesundheit oder gar ihr Leben verloren haben, ist kaum sicher zu sagen.

Der Ewigkeitssonntag schafft Bewusstsein

Aber klar ist die Botschaft des Ewigkeitssonntags: Niemand von ihnen wird vergessen. Sie bleiben Mahnung zu Menschenrecht. Sie sind beim Anpfiff dabei und beim Abpfiff, ihre Schicksale gehören zu diesem Großereignis wie ein langer dunkler Schatten. Wer der Toten gedenkt, bewahrt auch die Würde der Lebenden. Im Kleinen wie im Großen. Das bringt der Ewigkeitssonntag ins Bewusstsein. Am Grab der Liebsten oder wo immer Sie einen Moment der Stille finden: Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Wochenende!

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