Hamburg. Wegen der großen Zahl von Ukrainern und Asylbewerbern reichen Erstaufnahmen nicht aus. Wo ein neues Containerdorf entstehen soll.

Rund 45.000 Flüchtlinge muss Hamburg zurzeit unterbringen. Das sind mehr als zwei Prozent der gesamten Hamburger Bevölkerung. Und es werden immer mehr: Täglich kommen rund 100   Menschen aus der Ukraine, aus Afghanistan, Syrien, dem Iran oder Afrika in der Hansestadt an, um Schutz oder ein besseres Leben zu finden. Die Kapazitäten sind nahezu erschöpft. Jetzt wird sogar darüber nachgedacht, Wohnwagen anzumieten, um Flüchtlinge unterzubringen.

Allein rund 22.000 Menschen, die zurzeit in einer öffentlichen Unterbringung leben, kamen erst dieses Jahr in Hamburg an. Es handelt sich um knapp 17.000 Ukrainer und noch einmal rund 5.000 Asylbewerber aus anderen Ländern. Insgesamt leben mittlerweile knapp 40.000 Menschen aus der Ukraine in der Hansestadt.

Viele Ukraine-Flüchtlinge sind privat in Hamburg untergekommen

Viele von ihnen sind privat untergekommen, da es hier bereits eine große Gemeinde Ukrainer gab. Dazu kommen noch einmal rund 3000 Asylbewerber, die sich in diesem Jahr in Hamburg gemeldet haben, danach aber auf andere Bundesländer verteilt wurden.

„Die Zahl der Menschen, die zu uns gekommen sind, hat bereits vor einiger Zeit deutlich das Niveau von 2015 und 2016 überschritten“, sagt Daniel Schaefer, Sprecher der Innenbehörde. „Es sind nicht mehr, wie noch im März, um die 1000, sondern aktuell mehr als 100 Menschen, die sich täglich im Ankunftszentrum in Rahlstedt melden.“ Somit werden es auch weiter kontinuierlich mehr. Aktuell sind laut Schäfer 98 bis 99 Prozent der Plätze in der öffentlichen Unterbringung belegt.

Erstaufnahmen in Hamburg platzen aus allen Nähten

Die Erstaufnahmen platzen aus allen Nähten. An der Schlachthofstraße in Harburg war zunächst der ehemalige Lebensmittelgroßmarkt für die Unterbringung von 400 Menschen hergerichtet worden. Mittlerweile wird jeder geeignete Quadratmeter in der Halle für die Unterbringung genutzt. Vor dem Gebäude, auf dem riesigen Parkplatz, stehen Mannschaftszelte in Zweierreihen, um den Menschen ein Dach über den Kopf zu geben. Zurzeit sind etwa dreimal so viele Menschen dort untergebracht, wie am Anfang geplant. Zelte stehen auch an der Schnackenburgsallee auf dem Gelände der dortigen Erstaufnahme.

Genutzt werden auch Sporthallen. Bislang sind vier von 564 Hallen in Hamburg belegt. Es sind die Sporthallen Ebelingplatz in Hamm, an der Dratelnstraße in Wilhelmsburg, Tessenowweg in der City Nord und Wendenstraße in Hammerbrook.

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Weitere Sporthallen sollen nicht als Unterkunft genutzt werden

„Es handelt sich in allen Fällen um Sporthallen an Berufsschulen“, so Schaefer. Die Umwandlung von Sporthallen in Wohnunterkünfte an anderen Schulen wolle man auf jeden Fall vermeiden. Bislang sei in dieser Richtung nichts vorgesehen.

Zwar wurde auch die Sporthalle an der Budapester Straße auf St. Pauli zeitweise zur Unterbringung von Menschen genutzt. Dort kamen aber die Bewohner des Männerwohnheims Stellingen unter, dass nach einer Explosion evakuiert worden war (wir berichteten). Trotz des geringen Anteils der anders genutzten Sporthallen hat dies Auswirkungen auf die rund 820 im Hamburger Sportbund organisierten Vereine mit etwa 530.000 Mitgliedern, die regelmäßig Hamburgs Sportanlagen für Training und Wettkämpfe nutzen.

„Es sind gerade große Dreifeldhallen, die jetzt als Unterkünfte genutzt werden“, sagt Steffi Klein, Sprecherin des Hamburger Sportbundes. „Das führt natürlich zu Problemen im Sportbetrieb, weil viele Übungsstunden nicht mehr stattfinden können.“ Einzelne Vereine, wie Handballer in Wilhelmsburg, seien besonders betroffen. Zusammen mit den Bezirksämtern versuche man die Auswirkungen auf den Sport so gering wie möglich zu halten. Auch andere Vereine hätten den betroffenen Sportlern geholfen. Doch gelänge es nicht immer, den Verlust der Trainings- und Spielmöglichkeiten zu kompensieren.

Hamburg will Wohnwagen für Geflüchtete mieten

Der Blick über die Stadtgrenze zeigt, dass die Nutzung der Sporthallen für die Unterbringung von Flüchtlingen kein Sonderweg ist. Auch im angrenzenden Landkreis Harburg sind mehrere Sportstätten in Notaufnahmen für Flüchtlinge umgewandelt worden. Aus dem Landkreis Stade hieß es angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen: „Wohnraum wird weiterhin händeringend gebraucht.“

In Hamburg ist man angesichts der kritischen Situation jetzt in einer interne Runde auf die Idee gekommen, Wohnwagen als Unterkunft zu nutzen. Ob und wie der Plan umgesetzt wird, ist offen. Händeringend werden auch weitere Möglichkeiten für die Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften gesucht. Eine schnelle Umsetzung, koordiniert von der Stabsstelle Flüchtlinge und übergreifende Aufgaben, kurz SFA, scheitert oft an fehlendem Material und unterbrochenen Lieferketten.

So ist geplant auf dem Harburger Schwarzenberg, der 2015 schon einmal Standort einer größeren Flüchtlingsunterkunft war, Wohncontainer aufzustellen. Nach bisherigen Planungen wird aber damit gerechnet, dass die Unterkunft erst ab März zur Verfügung stehen wird.