HAmburg. Das erstklassige Fischrestaurant XO Seafoodbar liegt in einer der spannendsten Gastromeilen der Stadt. Was Gäste hier erwartet.

Die parallel zur Reeperbahn gelegene Paul Roosen- und anschließende Clemens Schultz-Straße haben sich im vergangenen Jahrzehnt zu einer der spannendsten Gastromeilen der Stadt entwickelt. Maßgeblichen Anteil daran hat einer der umtriebigsten und kreativsten Gastronomen: Der noch recht junge Fabio Haebel, der erst mit seinem ursprünglich aus einer Tarterie entstandenen Haebel Aufsehen erregte, anschließend eine echt coole Naturweinbar dranhängte um dann pünktlich zum ersten Lockdown 2020 (Timing ist alles!) seine gegenüberliegende XO Seafoodbar eröffnen zu wollen.

Restaurant Hamburg: Erstklassiges Seafood gibt es mitten auf dem Kiez

Das hat dann doch noch geklappt – und das ist ein rechter Segen: Ist hier doch eine der attraktivsten Stätten der Einkehr entstanden für Menschen, die gern erstklassiges Seafood genießen (will heißen: einer meiner Lieblingsläden in Hamburg). Das können sie sogar mit gutem Gewissen tun, denn alles, was auf den Tisch kommt, stammt aus nachhaltigem, ressourcenschonendem Fang oder Zucht, flankiert von Bio-Gemüsen aus der Umgebung.

Dafür, dass hier auf höchstem kreativen Niveau gekocht wird, sind die Preise sogar noch ganz akzeptabel: Die köstlichen kleinen Sprotten auf geröstetem Brot aus der eigenen Bäckerei (die gibt’s mittlerweile auch) mit Sauerrahm und fermentiertem Chutney kosten 11 Euro, ein, zugegebenermaßen überschaubares, flambiertes Shrimps-Ensemble mit Biskuitmayonnaise, Pumpernickel und Rettich schlägt mit 22 Euro zu Buche.

Bei den Hauptgerichten belastet der gebratene Kalmar mit Haselnuss-Miso-Mayonnaise das Portemonnaie mit überschaubaren 21 Euro. Für die erstklassige Bouillabaise mit Sauce Rouille verlangt man handelsübliche 29 Euro und der verlässlich gute und topfrische Tagesfang „au poivre“ mit delikatem Kartoffel-Kapernpüree und Pfeffer markiert mit 32 Euro auch schon die Spitze der Hauptgerichtspreisskala.

Restaurant Hamburg: Das Paradies für Seafood-Freunde liegt auf dem Kiez

Aber all das ist müßig: Wer schlau ist und gerne seinen Verstand an der Garderobe abgibt, um einfach nur zu genießen, ordert samt Mitessern sogleich das "Chefs Choice Überraschungsmenü" zum Teilen (66 Euro p. P.) und darf sich sodann gewiss sein, die leckersten Gerichte von der aktuellen Tageskarte peu à peu auf seinem Tellerchen vorzufinden. Auch die von Sommelier Jonas kundig kuratierten und kommentierten Weine sind preiswürdiger als in anderen Spitzenrestaurants zu haben: Der schon sehr ansehnliche 2021er Grüne Veltliner vom jungen Weinviertler Johannes Zillinger kostet gerade mal 28 Euro pro Pulle.

Fabio Haebel (Archivbild)
Fabio Haebel (Archivbild) © Michael Rauhe

Mit seinem gelungenen 2019er Silvaner Alte Reben ist mit Nicolas Olinger einer der aufstrebendsten Frankenwinzer mit an Bord, und der schon gehobenes burgundisches Format aufweisende 2020er Chardonnay Leithaberg von Heinrich aus dem Burgenland kostet vertretbare 37 Euro.

Wem der Gusto nach noch Spannenderem steht, der kann hier tief in die aufregende, neue europäische Naturweinszene eintauchen – ich habe hier einige nie geahnte, subtile und tiefgründige geschmackliche Offenbarungen erlebt (allerdings nicht für 30 Euro die Flasche). Da auch der Service seinen Dienst am Gast mit Freude versieht, bleibt als Fazit nur, dass dies gerade eines der einkehrwürdigsten Restaurants der Hansestadt ist. Well done, Herr Haebel.

XO Seafoodbar, Paul-Roosen-Str. 22, Tel. 0151/724 230 46, Mi-Mo ab 17 Uhr, Di. geschlossen, www.thisisxo.de