Der heute 30-Jährige soll sich trotz Engagements bei zwei Proficlubs Tausende Euro Hartz IV erschlichen haben. Prozess in Hamburg.
- Profifußballer aus Hamburg erschleicht sich Hartz IV
- Der Nationalspieler für den Libanon steht deshalb vor Gericht
- Es geht um Sozialbetrug mit Hartz IV
- Insgesamt soll sich der Kicker 10.000 Euro erschlichen haben
- In der Jugend spielte er für den HSV und FC St. Pauli
Hamburg. Profifußballer müssen sich in der Regel keine Sorgen darüber machen, die Miete nicht zahlen zu können oder am Monatsende einen leeren Kühlschrank zu haben. Doch der Sportler S., der in seiner Jugend bereits beim HSV und FC St. Pauli kickte und später als Profi für verschiedene Vereineund die Nationalmannschaft des Libanon gegen den Ball trat, kassierte dennoch Leistungen vom Staat – er erschlich sich in Hamburg Hartz IV.
Ursprünglich hätte sich der heute 30-Jährige bereits im vergangenen November wegen Betruges in zwei Fällen vor Gericht verantworten müssen. Doch die Verhandlung am Amtsgericht musste krankheitsbedingt verschoben werden. Daraufhin wurde sie für den 29. März neu angesetzt – doch auch am Mittwoch platzte der Prozess.
Dreister Profifußballer kickt in Beirut und kassiert Hartz IV in Hamburg
„Er soll am 8. Mai 2019 Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem Sozialgesetzbuch II beantragt und erhalten haben, seiner damit verbundenen Pflicht zur Anzeige von Veränderungen seiner Vermögensverhältnisse jedoch nicht nachgekommen sein und Einkünfte aus Verträgen mit ausländischen Fußballvereinen verschwiegen haben“, sagt Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering zum Fall S..
Demnach hatte der Angeklagte seinen Lebensmittelpunkt seit September 2019 nicht mehr in Deutschland und besaß einen Vertrag mit dem Fußballverein Nejmeh Sporting Club. Dabei handelt es sich um einen Verein aus Beirut, der in der libanesischen Premier League – der höchsten Liga des Landes – spielt.
Zudem soll S. am 14. Juni 2019 einen Mietvertrag über eine Wohnung an der Randstraße in Hamburg-Stellingen abgeschlossen haben. Den Mietvertrag soll er dem Jobcenter vorgelegt und angegeben haben, gemeinsam mit seiner Schwester in die Wohnung ziehen zu wollen. Daraufhin wurden ihm Zahlungen zur Einrichtung der Wohnung und erhöhte Leistungen gewährt, so Oechtering.
Profifußballer kassierte 10.000 Euro unberechtigte Sozialleistungen
Doch ein Umzug in die Stellinger Wohnung stand für den Profifußballer nicht an – und war auch nie geplant. Stattdessen machte er ein Geschäft mit den Räumlichkeiten und kassierte ordentlich ab: Laut Staatsanwaltschaft vermietete er die Wohnung an verschiedene Personen weiter. Oechtering: „Dafür erhielt er monatliche Beträge in Höhe von bis zu 650 Euro zuzüglich unberechtigter Sozialleistungen in Höhe von insgesamt rund 10.000 Euro im Zeitraum Juli 2019 bis Februar 2020.“
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Doch S. bereicherte sich darüber hinaus. Von März bis August 2020 soll er rund 5900 Euro vom Jobcenter erhalten haben. Und das völlig unberechtigt, da er als Profifußballer zum polnischen Verein Bruk-Bet Termalica Nieciecza gewechselt war. Gratis kickte er dort natürlich nicht, sondern bezog ein entsprechendes Grundgehalt. Diese Einkünfte soll er jedoch verschwiegen haben. Großes Geld mit Fußball macht S. aktuell nicht mehr – seit vergangenem Sommer ist er vereinslos.