Hamburg. Energiekrise, Ukraine-Krieg, Inflation: Pastor Bernd Lohse hat einen guten Rat, um mit dieser schwierigen Zeit umgehen zu können.

Manchmal fühlt es sich an, als gäbe es keinen Gott: dann, wenn die Angst mächtig ist und die Nachrichten finster sind, wenn auf Krise auch noch ein Krieg folgt, fühlt man sich atemlos und ausgelaugt. So geht es zurzeit vielen.

Wir wissen es: Angst ist kein guter Ratgeber und Liebe ist nicht in der Angst. Zweifel und Zynismus sind kein Ausweg. Wenn nun auch noch die Tage kürzer werden und der Himmel grau, wo soll die Seele da Nahrung finden?

Gott und die Welt: Ins Grüne gehen entlastet

Ich gehe raus in die Natur, wenn bei mir die Wolken tief hängen und das Beten gar nicht klappen will. Am liebsten gehe ich dann für Stunden in den Duvenstedter Brook, den Rader Wald oder drehe eine große Wittmoor-Runde und komme verwandelt wieder. Dann habe ich erlebt, dass der Rhythmus doch noch funktioniert: mein Atem-Rhythmus, der Herzschlag, das Gehen und der große Rhythmus von Wachsen und Vergehen und wieder neu werden, der Lebensrhythmus.

Der Herbst löst den Sommer ab und schenkt uns gerade eine ungeheure Farbenpracht, erdigen Duft, und bevor die Kühle des Winters mein Gesicht rot macht, staune ich über die Ernte, die vollen Apfelkörbe, die süßen Weintrauben und das massenhafte Klackern der Eicheln. Reich beschenkt sind wir, denke ich und richte meine Augen zum Himmel. „Danke“, sage ich und spüre: Da ist er wieder, der Gott meines Lebens, der Schöpfer und Erhalter, der große Lebensfreund, der sich nicht beirren lässt von Kriegstreibern und Unheilspropheten. Selbst auf den Ruinen unseres Lebens kann er Neues wachsen lassen. Welch ein Trost!

Gott und die Welt: Der Herr ist nicht in der Angst

Gott will in seiner Schöpfung wahrgenommen werden und nicht in martialischen Gesten oder im Drohen. Gott ist nicht in der Angst. Er kommt zart daher, wenn uns bange ist: im Lächeln eines Kindes, in den Tränen eines Trauernden und dem Spiel frisch Verliebter. Gott lässt sich spüren im Licht einer Kerze an unserem Kerzenbaum in St. Jacobi und in gestammelten Worten eines verzweifelten Gebets.

In uns allen steckt ein Stück der großen Schöpfung, denn auch wir werden wieder aufstehen nach Niederlagen, neu anfangen nach der Krise und uns wachküssen lassen von seinem Leuchten, wenn wir gar nicht mehr dran glauben. Vielleicht im Frühling? Gott kommt uns entgegen, trotz allem. Vielleicht auf dem Weg im Wald, der Feldmark oder … Geh nur! Das hilft.