Hamburg. Der in die Insolvenz gerutschte Lokalsender hat einen Sanierungsplan. Zwei bekannte Investoren steigen komplett bei Hamburg 1 ein.
Der in die Insolvenz gerutschte Lokalsender Hamburg 1 ist offenbar gerettet. Zwei prominente Hamburger Unternehmer finanzieren den Weiterbetrieb und sollen als künftige Anteilseigner mit je 50 Prozent beteiligt werden. Der eine ist Mitgründer Frank Otto (65), der andere Jürgen Hunke (79), der als Multi-Investor, Mäzen, ehemaliger HSV-Präsident und Aufsichtsrat sowie Retter der Kammerspiele und Bürgerschaftskandidat der Statt-Partei mittlerweile in die Stadtgeschichte eingegangen ist.
Otto und Hunke äußerten sich in einem Videocall mit dem Abendblatt optimistisch über die Zukunft von Hamburg 1. Das Insolvenzverfahren könne in Kürze aufgehoben werden. Der Sanierungsplan ist allerdings noch von einer Gläubigerversammlung an diesem Freitag abhängig. Otto hielt bis dato 40 Prozent an Hamburg 1. Weitere Anteile hielt die Michel Medien Beteiligungs GmbH.
Hamburg 1: Frank Otto und Jürgen Hunke wollen sanieren
Otto sagte: „Mit vereinter Kraft werden wir den Sender wirtschaftlich auf Vordermann bringen, indem wir das bestehende Geschäftsmodell dort stärken, wo es erfolgreich ist, und im Digitalen dort ausbauen, wo es sinnvoll ist.“ Otto sagt, er glaube an Bewegtbild. Er sieht große Potenziale auch in der Internetverbreitung und in Plattformen wie Instagram („Ist inzwischen von der Foto- zur Videoplattform geworden“) und TikTok.
Hunke erklärte seinen Einstieg so: „Mit meinem Engagement folge ich meinem Herzen: Seit jeher schlägt es für lokale Medien, für Hamburg und für gute Marken. Hamburg 1 vereint das alles miteinander.“ Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit Frank Otto. Es sei eine Hamburger Lösung. Und es sei nicht ausgeschlossen, sagte Hunke, dass in Zukunft noch andere aus Hamburg oder eng mit der Stadt verbundene Gesellschafter einsteigen könnten.
Es ist das erste gemeinsame Medienprojekt der Investoren. „Auch glaube ich an die Kraft des Teams um Michael Schmidt, den Sender konzeptionell fit für die digitale Zukunft zu machen“, sagte Hunke.
Hamburg 1: Medienanstalt hat grünes Licht gegeben
Hunke wie Otto investieren nach Angaben des Senders je rund 500.000 Euro, um die Gläubiger zu bedienen und den Sendebetrieb aufrechtzuerhalten. Die aufsichtführende Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein habe die neue Gesellschafterstruktur bereits genehmigt.
Dem Vernehmen nach hat Hamburg 1 zwar Corona-Hilfen beantragt, sie aber nicht bekommen. Wegen der Staatsferne des Rundfunks wollte der Hamburger Senat auf Anraten der Landesmedienanstalt offenbar keinen Sender finanzieren. Gesellschafter Otto sagte, dafür habe er Verständnis, vor allem vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte, in der die Nationalsozialisten sich der Medien bemächtigt hätten, um ihre Propaganda zu betreiben. Doch bei den Corona-Hilfen wäre es nur um die technische Verbreitung gegangen, die ebenfalls hohe Kosten verursache.
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Hamburg 1 war 1995 unter anderem von Frank Otto, dem Axel Springer Verlag, der Deutschen Fernsehnachrichten Agentur und dem Medienunternehmen Time Warner gegründet worden. Später kam die Kirch-Gruppe dazu. Die Gesellschafterstruktur änderte sich noch mehrfach.