Hamburg. Eine Analyse der DAK zeigt, welche Spuren die Pandemie in den Seelen von Hamburger Kindern und Jugendlichen hinterlassen hat.

Mehr Angststörungen und Depressionen bei Mädchen, mehr Adipositas-Fälle bei Jungen – die nun schon fast zweieinhalb Jahre dauernde Corona-Pandemie hinterlässt deutliche Spuren in den Seelen der Hamburger Kinder und Jugendlichen. Das zeigt der Kinder- und Jugendreport der DAK Gesundheit in Hamburg, für den ambulante und stationäre Behandlungsdaten für die Jahre 2018 bis 2021 von rund 23.000 Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 17 Jahren wissenschaftlich untersucht wurden

Laut dem Bericht stiegen 2021 die Neubehandlungen von Angststörungen bei den 15- bis 17-jährigen Mädchen um 25 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Bei gleichaltrigen Jungen hingegen sank die Neuerkrankungsrate um 40 Prozent. Mit 38,2 Behandlungsfällen je 1.000 Versicherte gab es bei den Mädchen dieser Altersgruppe im vergangenen Jahr mehr als viermal so viele wie bei den Jungen (8,8 Fälle). Bei den Schulkindern im Alter von zehn bis 14 Jahren nahmen die Angststörungen bei den Mädchen um acht Prozent zu, bei den Jungen aber um sieben Prozent ab.

Zahl übergewichtiger Jungen um 71 Prozent gestiegen

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Depressionen: 2021 stiegen die Behandlungszahlen von 10- bis 14-jährigen Mädchen um 30 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Bei gleichaltrigen Jungen hingegen nahm die Rate der Neuerkrankungen an einer Depression um neun Prozent ab. Anders sah es aus bei den Jugendlichen: Sowohl bei Mädchen (minus elf Prozent) wie auch bei Jungen (minus 18 Prozent) nahm die Zahl der Neuerkrankungen an einer Depression ab.

Bei den Grundschulkindern zeigte sich noch eine ganz andere Entwicklung: Die Zahl der übergewichtigen Kinder nahm deutlich zu. In der Altersgruppe der 5- bis 9-Jährigen stiegen die Adipositas-Zahlen im Vergleich zum Vor-Pandemiezeitraum um 26 Prozent an. Der Anstieg war bei den Mädchen stärker als bei den Jungen. Im Teenageralter hingegen zeigte sich ein gegenläufiger Trend: Bei den 15- bis 17-Jährigen nahmen 2021 die Neuerkrankungen bei den Jungen im Vergleich zu 2019 um 71 Prozent zu, bei den Mädchen hingegen um 21 Prozent ab.

Chef der DAK-Gesundheit: Wichtig sind offene Schulen

„Die neuen Daten zeigen bei Depressionen und Angststörungen eine dramatische Entwicklung“, sagt Jens Juncker, Landeschef der DAK-Gesundheit, in Hamburg zu den Ergebnissen der Analyse. „Wir dürfen die betroffenen Kinder, Jugendlichen und ihre Eltern mit den Problemen nicht allein lassen. In einer konzertierten Aktion müssen Hamburger Politik und Fachleute aus allen beteiligten Bereichen die Folgen der Pandemie kurzfristig bewerten und Sofortprogramme und Hilfsangebote starten."

Wichtig seien offene Schulen im nahenden Corona-Winter. Und auch die Aufrechterhaltung von haltgebenden Alltagsstrukturen, wie beispielsweise Sportvereinen und Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Kinder bräuchten einen sicheren Raum, um sich selbstbestimmt und gesund zu entwickeln.“