Hamburg. Hamburg hält an der Alstertanne fest, die Wirtschaftsbehörde stellt Zuschüsse in Aussicht. Trotzdem soll Energie gespart werden.

Schon in diesen Tagen werden Mitarbeitende der Verwaltung fast rühr­selig: Gerade in dieser Weihnachtszeit werde es ein „Symbol der Hoffnung“ brauchen – und ein solches sehen sie in der großen geschmückten Tanne, die auch in diesem Jahr auf der Alster aufgebaut werden soll. Nicht nur dort soll Hamburg trotz der explodierenden Energiepreise weiter leuchten. Während die „Sperrstunde“ für Leuchtreklamen nun doch verschoben wird, prüft die Wirtschaftsbehörde einen Zuschuss für Weihnachtsmärkte.

Weihnachtsmärkte in Hamburg wollen Energie sparen

Das bestätigte eine Sprecherin der Behörde auf Anfrage. Mit der Hilfe könnten die steigenden Energiekosten für die aufwendige Weihnachtsbeleuchtung zumindest teilweise aufgefangen werden. Sicher ist bereits: Die Weihnachtsmärkte sollen möglichst wie üblich stattfinden und nicht stark durch Auflagen eingeschränkt werden. Geplant ist dabei nur, dass die dortige Beleuchtung in diesem Jahr auf zehn Stunden begrenzt ist, statt wie sonst üblich rund um die Uhr zu erstrahlen. Das nördliche Überseequartier weist bereits darauf hin, dass es auf dem Weihnachtsmarkt in der HafenCity keine Eislaufbahn auf dem Marktplatz des Überseeboulevards geben wird. Grund seien „Energieeinsparungsmaßnahmen“.

Auch ohne Vorgaben würden die Betreiber bemüht sein, möglichst viel Energie zu sparen. „Es gibt ein großes Interesse vonseiten der Schausteller, Energie zu sparen, der Kostendruck ist sehr groß“, sagt Wilfried Thal, Präsident des Landesverbands des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller. Viele Betriebe hätten bereits auf LED-Lampen umgestellt. „Man kann auch den LED-Lampen den Stecker ziehen, aber es hätte keinen großen Einspareffekt“, so Thal. Es sei jedoch in diesem Jahr unwahrscheinlich, dass Heizpilze aufgestellt würden.

Weihnachtsbeleuchtung in Hamburg: Die Maßnahmen zum Energiesparen

Dies schließt etwa Alfons Zerbe, Betreiber der Weihnachtsmärkte auf dem Gänsemarkt und rund um die Hauptkirche St. Petri, bereits aus. „Wir werden auf beiden Märkten diesmal auf die groß beleuchteten Weihnachtsbäume verzichten.“ Die kleinen Bäume werden jedoch wie immer beleuchtet. Zudem würden die Toiletten nicht mehr geheizt und die Weihnachtsbeleuchtung nur von 13 bis 23 Uhr eingeschaltet. Die Zahl der Betreiber von Ständen wird um etwa zehn Prozent reduziert sein. „Einer der Gründe dafür ist, dass die Schausteller kein Personal für ihre Buden finden“, so Zerbe.

Laut Anna Rehberg von der Agentur WAGS Hamburg Event, die den Weihnachtsmarkt in Harburg leitet, sind die Veranstalter sehr froh darüber, dass die Weihnachtsmärkte stattfinden können. „Denn egal wie schwierig die Situation ist, muss es Plätze geben, wo wir ein soziales Miteinander erleben. Außerdem haben Volksfeste ihren Ursprung in Krisenzeiten.“ Auch die Agentur werde sich anpassen. „Früher haben wir die Beleuchtung um 13 Uhr in Betrieb genommen. Vielleicht wird das in diesem Jahr erst um 15.30 Uhr passieren, je nachdem, wann es dunkel wird“, sagt Anna Rehberg.

Rehberg: "Eine Weihnachtskrippe und einen Weihnachtsbaum kann ich mir nicht wegdenken"

Bei der Beratung über mögliche Energiesparmaßnahmen ginge es darum abzuwägen, was essenziell sei und worauf man verzichten könne. Die Situation des Handels dürfe dabei nicht außer Acht gelassen werden. „Die Weihnachtszeit ist die umsatzstärkste Verkaufszeit im Jahr. Wir müssen den Spagat zwischen erfolgreicher Geschäftstätigkeit der Händler und der Energieeinsparung schaffen“, sagt Rehberg. Einige Dinge sind ihr auch auf Weihnachtsmärkten heilig. „Ich kann mir vieles wegdenken. Was ich mir nicht wegdenken kann, sind eine Weihnachtskrippe und ein Weihnachtsbaum.“ Insgesamt sei es wichtig, dass nicht alle Energiesparmaßnahmen gleich gut umgesetzt werden könnten. „Mann kann nicht eine Schablone auflegen und jeder macht das Gleiche. ,Kommunikation‘ ist das Wort der Stunde“.

Wie am Mittwoch entschieden wurde, entschärft die Bundesregierung die allgemeinen Regeln zum Energiesparen. Offiziell wurde nun eine Ausnahme für Weihnachtsbeleuchtung vereinbart. Leuchtreklamen müssen um 22 Uhr abgeschaltet werden – und dies nur bis 6 Uhr morgens. In Hamburg war die schärfere Regelung, die einen Betrieb von Leuchtreklamen nur zwischen 16 und 22 Uhr erlaubte, etwa auf St. Pauli kaum bis gar nicht eingehalten worden. Die Umweltbehörde begrüßte die „Konkretisierung“. Damit werde eine „bundeseinheitliche Anwendung sichergestellt“

Weihnachten Hamburg: Die Alstertanne soll leuchten

Eine nur leichte Einschränkung ist für Bezirksamtschef Ralf Neubauer (SPD) in Mitte auch bei der Alstertanne der richtige Weg. Am Mittwochnachmittag sagte er, dass der Baum nur von 13 bis 23 Uhr leuchten werde. Aber: „Die Alstertanne mit ihren Lichtern vermittelt seit jeher Zuversicht. Darauf wollen wir gerade in diesen schwierigen Zeiten nicht verzichten.“

City-Managerin Brigitte Engler kündigte unterdessen im Gespräch mit dem Abendblatt an, dass es keine Verlängerung der Öffnungszeiten zum Weihnachtsshopping geben werde. Neben den Weihnachtsmärkten solle in der Innenstadt aber wieder die große Weihnachtsparade stattfinden – „an allen vier Adventssonnabenden um 14 und um 17 Uhr“.