Hamburg. Ein Besuch bei Jason Chue am neuen Sitz in der HafenCity. Der New Yorker erzählt, was er besonders an Hamburg schätzt.

Wenn Jason Chue aus seinem Büro schaut, dann hat er das Nikolaifleet und die historischen Häuser an der Deichstraße im Blick. Ein wenig weiter rechts ist der Turm vom Mahnmal St. Nikolai zu sehen. Das Abendblatt hat den neuen US-Generalkonsul zu einem exklusiven Gespräch getroffen – zum ersten Mal in den neuen Räumen des Generalkonsulats im Amundsen-Haus im Gebäudekomplex des Hanseatic Trade Centers an der Straße Kehrwieder in der HafenCity. Der bisherige Amtssitz am Alsterufer wird aktuell saniert. Wie das imposante Gebäude danach genutzt wird, ist noch offen.

Der neue Generalkonsul, der seit 1. August als Nachfolger von Darion Akins im Amt ist, hat jetzt also Fleet- statt Alsterblick. Die Besucher müssen zunächst durch eine Sicherheitsschleuse und werden dann zum Büro des Generalkonsuls geführt. Und der ist bestens gelaunt. „Ich bin begeistert von Hamburg. Es erinnert mich so viel an meine Heimat New York. Diese Stadt ist auch so pulsierend und weltoffen, es gibt spektakuläre Bauten.“

Warum der neue US-Generalkonsul „begeistert von Hamburg“ ist

Der 46 Jahre alte Jurist ist auch sehr angetan davon, „dass hier die Broadway-Musicals gespielt werden“. Deshalb hat sich Jason Chue auch schon zur Premiere von „Hamilton“ angekündigt. Das neue Stück wird ab Oktober im Operettenhaus auf dem Kiez aufgeführt. Er freut sich außerdem auf das Reeperbahn-Festival, das am 21. September startet. „Ich bin kulturell sehr interessiert, habe auch schon drei Konzerte in der Elbphilharmonie besucht.“ Chue hat vor seinem Jurastudium an der Columbia Universität in New York auch Theaterwissenschaften studiert. Sprachwissenschaften übrigens auch.

Da kam er das erste Mal mit der deutschen Sprache in Berührung. Obwohl der neue US-Statthalter erst seit Ende Juli in Hamburg ist, spricht er gut Deutsch. „Zur Vorbereitung auf meine neue Aufgabe habe ich fünf Monate lang intensiv am Spracheninstitut des US-Außenministeriums gelernt“, erzählt er. Auch wenn er damit nicht kokettiert, er ist offensichtlich ein Fremdsprachentalent, beherrscht Spanisch, Portugiesisch, Mandarin, Türkisch und Französisch.

„Das ist wirklich Multikulti pur"

Jason Chue ist in New York geboren und der Sohn chinesischer Einwanderer. Er hat im Stadtteil Queens gewohnt. „Das ist wirklich Multikulti pur. Dort leben unzählige Nationen.“ In New York hat Chue die Anschläge vom 11. September 2001, bei denen Terroristen zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers steuerten und rund 3000 Menschen starben, hautnah miterlebt. „Mein Büro in einer Anwaltskanzlei war etwa fünf Kilometer entfernt. Ich werde diesen schrecklichen Tag nie vergessen. Aber es hat mich auch dazu gebracht, über mein Leben nachzudenken.“

Vielleicht war das auch mit ausschlaggebend dafür, dass sich Chue 2005 für den diplomatischen Dienst beworben und seinen Job als Rechtsanwalt an den Nagel gehängt hat. „Ich wollte Brücken bauen. Das macht für mich einen Diplomaten aus.“ Er hat schon viel von der Welt gesehen, unter anderem an der US-Botschaft in Caracas in Venezuela und in Nikosia auf Zypern gearbeitet. Seine letzte Station war das US-Außenministerium in Washington.

„Eines meiner Wunschziele war Hamburg"

Als dann der nächste Auslandsaufenthalt anstand, gab es eine Reihe von Städten zur Auswahl. „Eines meiner Wunschziele war Hamburg. Ich hatte schon viel positives über diese Stadt gehört. Ich bin ein großer Freund von Deutschland, war als Tourist vorher bereits in Berlin und München“, sagt Chue. Doch das Diplomatenleben ist kein Wunschkonzert. „Ein Komitee hat dann darüber entschieden, dass ich für den Posten des Generalkonsuls in Hamburg geeignet bin.“

Zu seinem Amtsbezirk gehören neben Hamburg auch Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Nach und nach wird er nun die Ministerpräsidenten beziehungsweise Bürgermeister der Bundesländer besuchen, natürlich ist auch schon ein Termin mit Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) verabredet. Sein Ziel sei es, die „bereits hervorragenden Beziehungen zwischen Norddeutschland und den USA noch weiter auszubauen“, so Chue. „Ich möchte auch den Austausch zwischen jungen Menschen aus Deutschland und Amerika weiter fördern.“ Enge Kontakte mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik zu knüpfen ist ein weiteres Anliegen von ihm.

„Ich habe keinen Nine­-to-five-Job"

Jason Chue steckt den Gesprächspartner mit seiner fröhlichen und offenen Art geradezu an. Es dürfte ihm also leichtfallen, sich in die Herzen der Hamburger Gesellschaft zu spielen. „Ich habe keinen Nine­-to-five-Job. Ein Teil meiner Aufgabe ist es, an Veranstaltungen teilzunehmen und zu netzwerken. Das macht Spaß, denn so lernt man viele spannende Menschen kennen.“

Mit nach Hamburg hat der Single einen treuen Begleiter gebracht: seinen Shiba Inu. Das ist ein japanische Hunderasse. „Yuki ist so süß und ganz lieb“, sagt Chue und zeigt auf seinem Handy ein Foto. Morgens und am Abend stehen für die beiden ausgiebige Spaziergänge auf dem Programm. Da ist es praktisch, dass seine Dienstwohnung in der Nähe der Außenalster liegt. „Wir waren auch schon im Stadtpark und Planten un Blomen.“

Jason Chue vom Christopher Street Day begeistert

Begeistert berichtet Jason Chue auch vom Christopher Street Day, der im August in Hamburg stattfand. „Da waren unglaublich viele Menschen. Ich war wirklich beeindruckt von dieser bunten Parade, und das zeigte mir einmal mehr, wie weltoffen diese Stadt ist.“

Die meisten Möbel in seinem Büro hat Chue vom Vorgänger übernommen, er sitzt an einem schweren Holzschreibtisch. Gäste werden in der braunen Ledersitzecke platziert. „Ich bin noch dabei auszupacken, und dann werden hier auch ein paar persönliche Dinge aufgestellt.“ An der Garderobe hängt ein gelber Beutel mit der Aufschrift „Ok, But First Coffee“ (Ok, aber zuerst Kaffee). Den hat er aus New York mitgebracht. Jason Chue lacht. „Ohne Kaffee kann ich nicht arbeiten.“

US-Konsulat: „Wir haben viel Kunst"

Zum Abschied begleitet Chue die Gäste über die mit grauem Teppich ausgelegten Flure, vorbei an dem Konferenzraum mit Platz für bis zu 49 Personen, zum Ausgang. Große Repräsentationsräume wie an der Alster gibt es hier nicht. Die weiß gestrichenen Wände sind noch kahl. „Wir haben viel Kunst, die wir demnächst aufhängen werden.“ Und zum Schluss verrät Jason Chue noch, dass er auch gerne Karaoke singt. Vielleicht ist der US-Generalkonsul schon bald in der Thai Oase auf der Großen Freiheit anzutreffen.