Hamburg. Es kann viel geschehen auf dem Golfplatz: Geheimnisvolles, Skurriles, Gefährliches. Sogar Morde sind schon vorgekommen ...

Eine Weisheit aus Schottland besagt: „Beim Golf geht es nicht um Leben und Tod – es geht um mehr.“ „Das hat uns neugierig gemacht. Es geht um mehr als Leben und Tod? Was kann das sein?“, fragt Abendblatt-Gerichtsreporterin Bettina Mittelacher im True-Crime-Podcast „Dem Tod auf der Spur“ mit Rechtsmediziner Klaus Püschel. „Es hat uns veranlasst, Golf aus unserer beruflichen Sicht unter die Lupe zu nehmen“, sagt Püschel.

Die Journalistin und der Rechtsmediziner wollten wissen, was mit dem Menschen beim Golf passieren und welche tödliche Gefahren dieser Sport bergen kann. Denn es kann viel geschehen auf dem Golfplatz: Geheimnisvolles, Skurriles, Gefährliches. Sogar Morde sind schon vorgekommen!

Andererseits wollte das Experten-Duo auch herausfinden: Was macht diesen Sport so faszinierend, dass alles andere offenbar dahinter zurücktritt? Golf sei die schönste Nebensache der Welt, heißt es. „Kein Wunder, dass so viele Menschen an diesem attraktiven und vielfältigen Sport Gefallen finden. Er kann in fast jedem Alter ausgeübt werden und ist technisch reizvoll“, meint Mittelacher. „Jeder kann sich sein ganz persönliches Ziel setzen, gemessen am Handicap. Und Golfplätze sind ein landschaftliches Highlight. Doch Golf ist nicht nur schön. Und bei unserem wissenschaftlichen Ansatz geht es um nicht natürliche Abläufe auf den Golfplätzen dieser Welt. Wieder einmal gilt: Es gibt (fast) nichts, was es nicht gibt ...“

„Und einer besonderen Gefahr wollen wir uns heute intensiv widmen“, sagt Püschel. „Den Blitzen. Dafür ,beamen‘ wir uns gewissermaßen als Beobachter auf einen Golfplatz in Hessen.“

Vier Frauen auf Golfplatz in Hessen durch Blitz getötet

Es ist ein Nachmittag Ende Juni im Jahr 2012. Vier Frauen haben sich zu einem Flight versammelt, also einer Gruppe, die die Bahnen gemeinsam spielt. Ihre Ehemänner bilden einen gesonderten Flight. Am Ende dieses Golf-Tages im hessischen Waldeck hat ein Gewitter eine menschliche Tragödie ausgelöst, wie sie wohl kaum jemals in der Welt vorgekommen ist. Die vier Frauen werden durch einen Blitzschlag getötet. Ihre Ehemänner indes kommen unverletzt davon.

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„Millionen Blitze treffen täglich die Erde“, erläutert Püschel. Wo der Blitz einschlägt, fließen Ströme bis zu 400.000 Ampère. Doch während vor rund 50 Jahren noch 40 bis 100 Menschen allein in Deutschland jährlich durch Blitze tödlich getroffen wurden, sind es seit der Jahrtausendwende nur noch drei bis sieben Deutsche im Jahr — und das bei Hunderttausenden Blitzen, die alljährlich hierzulande einschlagen. Blitze sind also ein vergleichsweise geringes Risiko, setzt man sie beispielsweise in Relation zu den Gefahren im Straßenverkehr oder der Wahrscheinlichkeit, etwa an Krebs zu erkranken und zu versterben. Dennoch ist es ein Fakt, dass Blitze ex­trem gefährlich sind. Es gilt unter anderem: Niemals unter einen mächtigen, allein stehenden Baum stellen, während ein Gewitter tobt! Denn die Blitze suchen sich singuläre, hohe Gegenstände oder Erhebungen aus, um dort bevorzugt einzuschlagen.

Blitzeinschlag: Frauen wiesen Spuren von Verbrennungen auf

„Und damit sind wir zurück auf dem Golfplatz“, sagt Püschel. „Hier gibt es ausgedehnte freie Flächen, wenige, oft einzeln oder in kleinen Gruppen stehende Bäume. Man kann wohl sagen: Was Golfplätze optisch so reizvoll erscheinen lässt, macht sie bei Gewitter so gefährlich. Aber nicht nur Bäume bieten Ziele für einen Blitzeinschlag — sondern ebenso die Fahnenstangen auf den Grüns sowie Unterstände. Sie können zur tödlichen Falle werden.

So wie bei dem schrecklichen Ereignis aus dem Jahr 2012. Als die vier Frauen auf dem Golfplatz in Hessen in das Gewitter geraten, entscheiden sie sich, Schutz in einem Holzunterstand zu suchen. Dieser liegt ausgerechnet auf dem nahezu höchsten Punkt der Anlage und unter Kirschbäumen. Und so wurde der Unterstand für die Golfspielerinnen zum Verhängnis. Als die Männer wenig später ihre Frauen finden, ist der Anblick, der sich ihnen bietet, erschütternd. Die Frauen sind leblos, sie sitzen oder liegen in dem Unterstand, jede weist Spuren von Verbrennungen auf. Für drei von ihnen kommt jede Hilfe zu spät. Einzig eine 50-Jährige kann reanimiert werden und wird intensivmedizinisch behandelt. Vier Tage nach dem Blitzeinschlag verstirbt auch sie. „Generell kann man sagen, dass Rechtsmediziner an den Körpern der Toten in den meisten Fällen Verbrennungen der Haut und geformte Veränderungen feststellen“, erklärt Püschel. „Die Todesursache ist häufig Herzversagen.“

Lebensgefahr! So verhalten Sie sich bei Blitz und Donner richtig

Ein paar Ratschläge des Verbands für Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik wollen Mittelacher und Püschel an ihre Hörer weitergeben: Wenn weniger als 30 Sekunden zwischen Blitz und Donner vergehen, besteht Lebensgefahr! In diesem Fall sichere Orte aufsuchen, also Gebäude mit Blitzschutzanlage oder geschlossene Fahrzeuge. Wenn sichere Plätze nicht erreichbar sind, Mulden suchen und hinhocken, die Beine dicht zusammenstellen. Mindestens zehn Meter Sicherheitsabstand zu Bäumen halten. Und: Zäune, Stangen oder Ähnliches nicht berühren!