Hamburg/Kiel. 2021 wurden mehr Menschen geboren als starben. Doch in einem Bereich verzeichnet das Statistikamt einen negativen Saldo.
Die Einwohnerzahl in Hamburg ist gestiegen – zumindest ein bisschen: 1.853.935 Menschen lebten Ende 2021 in der Hansestadt. Das sind nach Angaben des Statistikamts Nord 1457 beziehungsweise 0,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Obwohl die Bevölkerungszahl nur geringfügig zugenommen hat, wurde damit der höchste Stand seit 1965 erreicht. Damals gab es 1.854.361 Hamburgerinnen und Hamburger.
"Die Zunahme der Bevölkerung resultiert daraus, dass im vergangenen Jahr mehr Menschen geboren wurden als starben", teilte das Statistikamt am Freitag mit. 21.018 Kinder kamen 2021 in Hamburg zur Welt, während 18.845 Bürgerinnen und Bürger im selben Jahr verstarben.
Bevölkerungszahl in Hamburg – mehr Fort- als Zuzüge
Der Saldo aus Zu- und Fortzügen ist dagegen negativ. "Während 87.108 Menschen die Hansestadt zur neuen Heimat machten, zogen 87.178 Menschen aus Hamburg fort", heißt es in der aktuellen Mitteilung. Das Saldo: minus 70 Personen.
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Die Zahl der Deutschen sank in Hamburg zwischen Ende 2020 und Ende 2021 um 6621 auf 1.534.008 Menschen. Die Zahl der Ausländerinnen und Ausländer stieg dagegen um 8078 auf 319.927 Bürgerinnen und Bürger. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung betrug damit 17,3 Prozent.
Bevölkerung in Hamburg: Nach Wiedervereinigung Phase der Zuwanderung
Nach dem bisherigen Rekord von knapp 1,86 Millionen Einwohnern 1964 war Hamburg mehr als zwei Jahrzehnte geschrumpft. 1986 lebten nur noch 1,57 Millionen Menschen in der Hansestadt. Vor allem nach der deutschen Wiedervereinigung setzte jedoch eine lang anhaltende Phase der Zuwanderung ein, die durch die Flüchtlingsbewegungen ab 2015 noch verstärkt wurde. Auch die Geburtenzahlen stiegen wieder an.
In manchen Jahren waren unterm Strich bis zu 25.000 Neubürger hinzugekommen, sodass mittlerweile wieder der Bevölkerungsstand der 60er-Jahre erreicht ist. Anders ausgedrückt: Die 300.000 Menschen, die die Stadt damals verloren hatte, sind inzwischen zurückgewonnen worden.
Hamburg 2031 erstmals mehr als zwei Millionen Einwohner?
Das bringt einerseits große Vorteile mit sich: Mehr Einwohner bedeuten auch mehr Nachfrage, mehr Kaufkraft, höhere Steuereinnahmen und Vorteile im Länderfinanzausgleich, der auf Basis der Bevölkerungszahlen berechnet wird. Die Kehrseite: Wohnungsmangel, steigende Mieten, enormer Bedarf an neuen Schulen und Kitas, mehr Staus und Kapazitätsprobleme im öffentlichen Nahverkehr. SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf hatte 2018 daher eine große Debatte ausgelöst, als er sagte, er glaube, dass Hamburg auch 2,2 Millionen Bewohner verkraften könne.
Davon ist die Stadt noch ein gutes Stück entfernt. Doch auch das Statistikamt Nord ging in einer Prognose aus dem vergangenen Jahr davon aus, dass die Hansestadt 2031 erstmals mehr als zwei Millionen Einwohner haben wird. Zu rund zwei Dritteln werde der Zuwachs auf Wanderungsgewinnen beruhen und zu einem Drittel auf dem anhaltenden Geburtenüberschuss, so die Erwartung der Experten.
Deren Daten sind übrigens durchaus umstritten. Als die Statistiker im Rahmen des Zensus 2011 Hamburgs Einwohnerzahl um 80.000 Menschen nach unten korrigiert hatten, war der Senat sogar juristisch dagegen vorgegangen – erfolglos. Da diese Zensus-Daten bis heute fortgeschrieben werden, klafft zwischen dieser „offiziellen“ Bevölkerungszahl und dem Melderegister, das die Stadt führt, eine Lücke: Gemeldet sind in Hamburg sogar 1,906 Millionen Menschen, mehr als je zuvor. Die Chance zur Korrektur besteht: Derzeit läuft ein neuer Zensus.
Bevölkerung auch in Schleswig-Holstein weiter gewachsen
Auch in Schleswig-Holstein ist die Zahl der dort lebenden Menschen im vergangenen Jahr um 0,4 Prozent auf gut 2,92 Millionen gestiegen. Wie das Statistikamt Nord berichtet, war dies der höchste Bevölkerungsstand seit 1949. Der Grund liegt darin, dass erneut mehr Menschen in das Land zogen als es verließen. Während 93.568 Menschen kamen, zogen 70.554 weg.
Negativ war dagegen wieder der Saldo aus Geburten und Todesfällen: 25.298 Kinder kamen zur Welt; 36.792 Menschen starben. Die relativ stärksten Bevölkerungszuwächse gab es in Flensburg mit plus 1,3 Prozent sowie in den Kreisen Segeberg und Herzogtum Lauenburg mit plus 0,9 beziehungsweise plus 0,8 Prozentpunkten. Nur in Neumünster und Kiel sank die Bevölkerungszahl – und zwar um 0,5 beziehungsweise 0,1 Prozent.