Hamburg. Das Ende einer langen Reise ins „gelobte Hamburger Land“. Auch in einer anderen Stadt ist Udo Lindenberg schon Ehrenbürger.
Man könnte denken, dass für einen Rock ’n’ Roller, für einen, der immer gern gegen das Establishment aufbegehrt und für eine bessere, friedlichere und gerechte Welt gekämpft hat, die Ernennung zum Ehrenbürger Hamburgs eine schöne Auszeichnung ist, mehr aber auch nicht. Bei Udo Lindenberg ist das etwas anderes: Für den Musiker ist gestern ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen, der umso stärker wurde, je älter der scheinbar Unsterbliche wurde.
Der Wunsch, eines Tages dort zu stehen, wo er am Mittwochabend stand, war so groß, dass er in den vergangenen zehn Jahren mindestens eine andere wichtige Ehrung absagte, weil er befürchtete, damit eine mögliche Ehrenbürgerschaft zu gefährden.
Udo Lindenberg in Gronau schon lange Ehrenbürger
In Gronau, seiner westfälischen Heimatstadt, ist er schon lange Ehrenbürger, dort steht auch ein Lindenberg-Denkmal. Hamburg, seine Auserwählte, zierte sich, und es schien lange ausgeschlossen, dass einer wie Udo, der mit dem Hut, das werden könnte, was Helmut Schmidt, John Neumeier oder Michael Otto geworden sind. Dass es jetzt, im Jahr 2022, so weit ist, sagt natürlich etwas über Lindenbergs Lebensleistung, aber auch viel über die Entwicklung und Veränderung der (Hanse-)Stadt.
Für Udo, der von allen selbstverständlich wie der kürzlich verstorbene Ehrenbürger Uwe Seeler nur mit dem Vornamen angesprochen wird, der geduzt wird und zurückduzt, auch wenn der Bürgermeister vor ihm steht, ist mit dem gestrigen Abend eine lange Reise zu Ende gegangen. Eine Reise, die ihn vor mehr als 50 Jahren aus der Provinz in die große Stadt gezogen hat, der er treu geblieben ist, weil er glaubte, hier seine Herzensheimat gefunden zu haben. Udo Lindenberg hat Hamburg gesucht, und Hamburg hat (endlich) Udo Lindenberg gefunden.
Udo Lindenberg: Eine fiktive Begegnung
Ich habe ihn mal per SMS gefragt, wie das war, als er Ende 1968 in Hamburg landete, in der Nähe des Hauptbahnhofs – gekommen, um zu bleiben. Er schickte ein Bild zurück, dass die Gegend rund um das Saturn-Haus am Anfang der Mönckebergstraße zeigt, und schrieb folgende Sätze über eine fiktive Begegnung des alten mit dem jungen Lindenberg, die wir an dieser Stelle genau so veröffentlichen, wie sie bei mir auf dem Handy landeten:
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„hab ihn getroffen, er stand da, leicht angelehnt an einer telefonzelle, gedankenverloren, sich leise erinnernd, dann wieder von krassen gedankensprüngen bewegt, beinahe wär er mir weggesprungen , ich hielt ihn fest , an einem Zipfel seiner panik – Lederjacke und sprach: verweile doch , du bist so schön-verrückt , ver- rückt, weggerückt von El Normalo. erzähl mir mal, nach Beendigung deiner irrlichternden wander- und lehrjahre , wann hast du zum ersten mal das gelobte hamburger Land betreten; und war das hier, an dieser Stelle? ja, hier bin ich als Tramper aus ‘nem LKW ausgestiegen, paar groschen aus der tasche gezogen, die nummer von rainer rubinck gewählt, die einzige hambg nummer die ich hatte ( eine Tramperbekanntschaft von irgendwann ), was hatte ich noch mit? 100 DM , trommelstöcke , that was it , am freitag, den 13. Dezember 68.“