Hamburg. Am Sternenhimmel kommt der Riesenplanet der Erde so nah wie seit fast 60 Jahren nicht mehr. Welche Nacht ein Spektakel bietet.
Am Sternenhimmel über Hamburg kündigt sich der Herbst an: Am 23. September, um 3 Uhr morgens MESZ, erreicht die Sonne den Herbstpunkt. Sie kreuzt im sogenannten Waagepunkt die Äquatorebene der Erde südwärts „ausgewogen“. Das heißt, dass Tag und Nacht gleich lang sind.
Zu Monatsbeginn grüßt uns abends die Sichel des zunehmenden Mondes am Südwesthorizont. Bereits am 3. September ist Halbmond – das sogenannte Erste Viertel des rund vierwöchigen Mondumlaufs. Dabei steht der Halbmond unweit von Antares, dem roten Herzstern des Skorpions. Auch am Monatsende finden wir ihn wieder dort, tief am Südwesthorizont in der Abenddämmerung, nachdem er eine Runde um die Erde und durch die Tierkreissternbilder absolviert hat.
Nachthimmel Hamburg: Wega und Deneb fallen auf
Fast senkrecht über uns leuchten zu Beginn der Nacht zwei auffällig helle Sterne. Es sind die beiden nördlichen Sterne des Sommerdreiecks: Wega und Deneb. Wega im Sternbild Leier ist 25 Lichtjahre entfernt und besitzt mehr als die 60-fache Sonnenleuchtkraft. Mit über 3000 Lichtjahren ist Deneb mehr als hundertmal weiter entfernt als Wega und besitzt eine Leuchtkraft, die unsere Sonne 300.000-mal übertrifft.
Deneb ist ein 8000 Grad heißer Riesenstern und mehr als 200-mal größer als unsere Sonne. Unterhalb der beiden Sterne steht der etwas schwächere Stern Atair, der die Südspitze des Sommerdreiecks markiert. Im September steht es um 22 Uhr optimal in der Himmelsmitte hoch über der Südrichtung platziert.
Jupiter ist der „Superstar“ am Herbsthimmel
In südöstlicher Richtung fällt uns abends ein ungemein heller Lichtpunkt auf. Es ist der Planet Jupiter. Er ist der „Superstar“ am Herbsthimmel! Jupiter ist die ganze Nacht zu sehen, denn er steht der Sonne in diesem Monat am Himmel genau gegenüber – in Opposition. Alle 13 Monate ist dies der Fall, denn unsere Erde, die etwa fünfmal näher die Sonne umkreist, überholt in diesem Rhythmus den Riesenplaneten. Am 26. September ist es wieder so weit, und Jupiter kommt uns diesmal in seiner Oppositionsstellung mit 591 Millionen Kilometern so nah, wie seit Langem nicht mehr, denn er steht kurz vor dem sonnennächsten Punkt in seiner knapp zwölfjährigen Umlaufbahn um die Sonne.
Daher kommen sich Erde und Jupiter bei dieser Opposition so nah wie seit 1963 – also fast 60 Jahre – nicht mehr. Erst wieder in 107 Jahren wird der Riesenplanet so nah und damit so hell am Nachthimmel leuchten. Bei Sonnenuntergang geht der in einem ruhigen Licht strahlende Planet im Osten auf, erreicht in der Mitte der Nacht seine größte Höhe im Süden und geht bei Sonnenaufgang im Westen unter. Nehmen Sie ein Fernglas zur Hand und richten Sie es auf Jupiter! Sie erkennen rechts und links von ihm bis zu vier kleine „Sternchen“ – es sind die vier großen Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Callisto, die schon Galilei vor 400 Jahren mit dem Fernrohr verfolgte.
Am 10. September ist Vollmond
Jupiter bewegt sich vor dem fernen Sternenhintergrund der Fische. Dieses Tierkreissternbild geht zusammen mit dem Riesenplaneten abends im Osten auf und steht in der Mitte der Nacht hoch im Süden. Es ist abseits der Milchstraße gelegen und enthält daher keine hellen Sterne. Über Jupiter finden wir allerdings ein auffälliges Sternenquadrat, das sogenannte „Herbstviereck“. Senkrecht über uns funkelt das „Himmels-W“ der Kassiopeia und am Nordhorizont die Sterne des Großen Wagens in ihrer tiefsten Stellung. Deutlich unauffälliger als Jupiter leuchtet weit rechts von ihm, im horizontnahen Sternbild Steinbock, sein „kleiner Bruder“ Saturn. Er ist schon mehr als doppelt so weit von uns entfernt.
Vom 7. bis 8. September zieht der zunehmende Mond südlich an diesem Planeten vorbei. Am 9. September zeigt er sich abends zwischen Jupiter und Saturn, bevor er am 10. September mittags die exakte Vollmondstellung erreicht. Sobald er abends dann im Osten aufgeht, ist er schon näher an Jupiter herangerückt. Erfahrenen Beobachtern gelingt es dann mit einem Fernglas und einer genauen Aufsuchkarte, knapp über diesem September-Vollmond, auch den Planeten Neptun zu finden.
Mond begegnet Jupiter
Fürs bloße Auge bietet dann wieder die Nacht vom 11. auf den 12. September etwas Besonderes: Der Mond ist ins Sternbild Walfisch vorgerückt und begegnet Jupiter. Gegen 21 Uhr beginnt ihr „Paarlauf“ über dem Osthorizont. Bis kurz nach 2 Uhr morgens steigen Mond und Jupiter als hellste Gestirne der Nacht dabei hoch in die Südrichtung. Ein herrlicher Anblick, die beiden zusammen am Himmel zu sehen!
Auch an den Abenden nach dem Septembervollmond ist unser Erdtrabant noch fast genauso hell, und er taucht fast zur selben Zeit auf, da er sich im Bereich Fische-Widder maximal schnell nach Norden bewegt und damit seine tägliche „Verspätung“ von in der Regel 50 Minuten merklich kompensieren kann: Sein Aufgang erfolgt Abend für Abend nur jeweils etwa zehn Minuten später – er ist somit auch an den darauffolgenden Abenden weiterhin bei Beginn der Dunkelheit als helles Licht am Himmel.
Der „Erntemond“ leuchtete den Bauern bei der Arbeit
Traditionell wird dieser, dem Herbstbeginn am nächsten gelegene Vollmond, daher als „Erntemond“ bezeichnet, denn er war eine willkommene Leuchte, die die Fortsetzung der bäuerlichen Arbeit bis tief in die Nacht erlaubte – nicht nur in der Vollmondnacht selbst, sondern auch in den Nächten danach!
Während der abnehmende Mond von Jupiter ostwärts in Richtung Sternbild Stier strebt, begegnet er am 14. September im Widder dem Planeten Uranus und vom 15. bis 17. September bieten sich die vielleicht schönsten Konstellationen des Monats: Zunächst steigt nach 21 Uhr im Nordosten die funkelnde Sternformation des Siebengestirns – der Sternhaufen der Plejaden – im Stier herauf, gefolgt vom abnehmenden Mond und gegen 22.30 Uhr von dem Planeten Mars. Einen Abend später geht der Mond erst gegen 22 Uhr auf und kurz danach Mars, der knapp unterhalb des Mondes steht.
Nachthimmel: Erde rückt an Mars heran
Rechts davon strahlt der ebenfalls rötliche Aldebaran, der hellste Stern im Stier. In der Nacht darauf, vom 17. auf den 18. September, geht der Mond gegen 22:30 Uhr auf, ein Halbmond: das Letzte Viertel , das zwischen den Hörnerspitzen des Stiers den nördlichen Gipfel des Tierkreises erreicht, den unsere Sonne zu Sommerbeginn innehatte. Bereits gegen Mitternacht ist diese Formation im Osten höher gestiegen, und wir genießen ein prächtiges Himmelsbild mit dem Halbmond, rechts daneben den rötlichen Gestirnen Mars und Aldebaran, sowie darüber dem Siebengestirn.
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Mars leuchtet nun bereits heller als Aldebaran, denn unsere Erde rückt in ihrer Bahn näher und näher an den langsameren Mars heran. Ende September beträgt die Distanz noch 118 Millionen Kilometer. Anfang Dezember wird Mars dann in Erdnähe gelangen.
Die Monatssternkarte aus dem Planetarium Hamburg mit dem „Sternen“-Podcast ist zu finden unter: www.abendblatt.de/sterne