Hamburg. Sie beschädigten ein frisch saniertes Haus in Harburg. Metall und Werkzeuge werden immer häufiger von Baustellen gestohlen.

Es ist ein besonders dreister Fall von Kupferdiebstahl. An der Buxtehuder Straße in Harburg haben vier Männer die Wände eines gerade in der Sanierung befindlichen Gebäudes aufgebrochen, um an die frisch verlegten Kupferrohre zu kommen. Der bei dem Diebstahl entstandene Schaden dürfte daher sogar noch ein Vielfaches des Wertes der Beute betragen.

Die Tat ist kein Einzelfall. Baustellen werden wegen der Häufung von Diebstählen mittlerweile speziell gesichert und überwacht. Trotzdem bleibt die Zahl der Taten hoch. Statistisch wurden in Hamburg jeden Tag 1,5 Diebstähle von Baustellen angezeigt. Nicht einmal jede neunte Tat wurde aufgeklärt.

Polizei Hamburg: Baustellen müssen gesichert werden

„Heute“, so sagt Projektentwickler Udo Stein, „kommt keine Baustelle mehr ohne spezielle Sicherungsmaßnahmen aus. Teure Maschinen wie Rüttler werden an den Kran gehängt oder oben auf Container gehievt, damit Diebe sie nicht stehlen können. Kameraüberwachung ist mittlerweile Standard.“

Gestohlen werden neben Geräten oft Metalle wie Kupfer. Darauf hatten es auch die vier Männer an der Buxtehuder Straße abgesehen. Sie sind von Mitarbeitern am helllichten Tag überrascht worden, als sie Kupferrohre aus dem Gebäude zu einem Fahrzeug trugen. Alarmierte Polizisten nahmen zwei 35 und 50 Jahre alte Männer vor Ort fest. Ihre Komplizen, 38 und 45 Jahre alt, wurden nach kurzer Verfolgungsfahrt in einem VW Passat angehalten und festgenommen. Das Fahrzeug war mit den gestohlenen Rohren beladen. Die Kennzeichen am Fahrzeug waren gefälscht. Der 38 Jahre alte Fahrer stand zudem unter Drogeneinfluss.

Täter kamen vor den Haftrichter

Bei den Tätern handelt es sich um Rumänen, von denen zwei vor den Haftrichter kamen. Tatsächlich ist die Zahl der ausländischen Täter bei diesem Delikt überdurchschnittlich hoch. Bei den 553 im vergangenen Jahr angezeigten Diebstählen auf Hamburger Baustellen wurden 94 Täter, darunter auch zehn Frauen, gestellt. Der Anteil der Ausländer lag bei etwa über 64 Prozent. Ein nicht unerheblicher Teil sind Rumänen.

Das ist auch der Grund, warum bei Firmen, die professionelle Videoüberwachung anbieten, mehrsprachige Mitarbeiter gefragt sind. „Die Bilder aus den Überwachungskameras werden direkt in die Zentrale überspielt. Die Täter kommen in der Regel mit Fahrzeugen, um die Beute abzutransportieren. Werden verdächtige Personen und ihr Fahrzeug erfasst, erkennt der Mitarbeiter anhand des Kennzeichens, in welcher Sprache er sie über Lautsprecher ansprechen muss“, so ein Insider. Das zeige Wirkung.

Diebe haben es besonders auf Kupfer abgesehen

Bei Diebstählen auf Baustellen haben es Metalldiebe besonders auf Kupfer abgesehen. So werden auch immer wieder die Stromleitungen von Baukränen gestohlen, die mehrere Tausend Euro kosten und für die in der Regel aufwendig Ersatz beschafft werden muss. Kupferdiebe sind aber auch außerhalb von Baustellen aktiv. Erst im Juli sägten unbekannte Täter in Altona ein Ruder der Skulptur „Drei Fischer“ ab. Im vergangenen Jahr wurde aus dem Hohenhorstpark in Rahlstedt die Bronzeplastik eines „Pferdebändigers“ gestohlen. Nur die Füße standen noch auf dem Sockel.

Kupferdiebe waren es auch, die die S-Bahn-Linie 3 für mehrere Stunden lahmlegten, nachdem sie Kabel für eine Signalanlage entwendet hatten. An historischen Gebäuden, darunter mehrere Rathäuser in Hamburg, wurden in der Vergangenheit kupferne Fallrohre abmontiert und mitgenommen. Auch Friedhöfe waren Ziel von Metalldieben, die neben Skulpturen und Kupfereinfassungen selbst aus Kupfer gefertigte Grablichter als Beute mitnahmen.

Großabnehmer melden Angebote der Polizei

Für die Täter geht es in der Regel um den Metallpreis, der aktuell bei reinem Kupfer bei etwa 7700 Euro pro Tonne liegt. Der Absatz gestohlenen Kupfers ist dabei nicht einfach. Abnehmer in Deutschland, gerade bei lukrativen Mengen, findet man kaum – weil Großabnehmer schon seit Jahren sensibilisiert sind und verdächtige Angebote der Polizei melden, aber auch, weil immer öfter künstliche DNA eingesetzt wird, um wertvoll und wichtige Leitungen zu markieren. Sie sind dann eindeutig als Diebesbeute zu identifizieren. So müssen die Täter gut vernetzt sein, um Absatzwege ins Ausland zu haben.

Gestohlen werden von Baustellen aber auch Werkzeuge. „Ein nicht unwesentlicher Teil der Arbeit auf einer Baustelle ist es mittlerweile, zum Feierabend und zum Wochenende Geräte, Material und Werkzeuge zu sichern“, sagt Projektentwickler Stein. Erst am Dienstagabend nahmen Polizisten in der „Mädchensiedlung“ in Billstedt drei Männer fest, die aus einem Rohbau Werkzeuge und Maschinen stehlen wollten. Das Trio war einem Passanten aufgefallen.

Polizei Hamburg: Diebe brechen Fahrzeuge auf

Wie die Metalldiebe sind auch die Werkzeugdiebe nicht auf Baustellen beschränkt. Sie brechen ganz gezielt Fahrzeuge von Handwerksfirmen auf, die in der Regel mit professionellem und damit teurem Werkzeug beladen sind. Dabei schlagen die Täter gern in den an Wochenenden menschenleeren Gewerbegebieten zu. Ein Schwerpunkt dieser Taten liegt direkt vor den Toren Hamburgs in Neu Wulmstorf.