Hamburg . Nach dem Bodenpersonal streiken am Freitag die Piloten bei der Lufthansa. Das hat auch Auswirkungen am Hamburger Flughafen.

Zum zweiten Mal in sechs Wochen wirkt sich ein Streik bei Deutschlands größter Airline erheblich auf den Hamburger Flughafen aus. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ruft die Piloten des Lufthansa-Passagiergeschäfts sowie der Frachttochter Cargo am heutigen Freitag zu einem Warnstreik auf. Sie sollen von 0.01 bis 23.59 Uhr die Arbeit niederlegen. „Um Arbeitskämpfe abzuwenden, muss Lufthansa ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen“, sagte Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik bei VC.

Die Lufthansa reagierte mit umfangreichen Flugstreichungen. Man müsse an den Drehkreuzen Frankfurt und München 800 Flüge aus dem Programm nehmen und damit nahezu alle, teilte das Unternehmen mit. Daher wird auch der Helmut-Schmidt-Flughafen von dem Warnstreik massiv betroffen sein. Die Kranich-Linie fliegt aus den beiden Städten nach Fuhlsbüttel.

Flughafen Hamburg: Viele Flüge gestrichen

In Hamburg musste die Lufthansa wegen dem Streik 22 Flüge ab Hamburg am Freitag streichen lassen: Jeweils elf Starts und Landungen nach München müssen ausfallen, sowie elf Abflüge nach Frankfurt und zehn Ankünfte aus der Stadt. Damit dürften mehrere Tausend Passagiere betroffen sein, die am Freitag von der oder in die Hansestadt fliegen wollten. Insgesamt sind es laut Unternehmen 130.000 Fluggäste.

Auf der Online-Flugtafel des Hamburger Flughafens waren alle betroffenen Flüge bereits am Donnerstag als „gestrichen“ markiert worden. „Alle Gäste mit Kontaktdaten in der Buchung werden von Lufthansa über SMS oder Mail informiert“, hieß es bei der Flughafengesellschaft. Fluggäste sind zudem gebeten, sich über www.lufthansa.com fortlaufend zu informieren. Die Lage in den Terminals war am Freitag ruhig, wie eine Flughafensprecherin berichtete.

Während die Lufthansa auf der Frankfurt-Strecke konkurrenzlos ist, fliegt in die bayerische Landeshauptstadt auch noch die konzerneigene Billigairline Eurowings. Ihre jeweils drei Ankünfte und Abflüge sollen planmäßig stattfinden. Eurowings sei von dem Streik nicht betroffen, hieß es. Für die Zukunft gilt das allerdings nicht als ausgeschlossen.

Lufthansa will Samstag wieder einen weitgehend normalen Flugplan anbieten

Unter LH-Flugnummern fanden am Freitag lediglich Flüge der nicht bestreikten Lufthansa Cityline sowie aus dem Ausland gestartete Langstreckenflüge nach Deutschland statt. Bei kurzen Verbindungen wurde auf die Bahn umgebucht. Das gesamte Augenmerk liege darauf, nach Streikende am Samstag wieder einen weitgehend normalen Flugplan anbieten zu können, versicherte ein Sprecher der Airline in Frankfurt.

Am Samstag dürften in Hamburg keine Nachwirkungen des Streiks mehr zu spüren sein: Die Online-Flugtafel des Flughafens verzeichnet lediglich eine ausgefallene Ankunft aus Frankfurt in der Mittagszeit.

Flughafen Hamburg: Ergebnis „kein Streikbeschluss!"

Denn 97,7 Prozent der Eurowings-Piloten stimmten in einer Urabstimmung dafür, „den aktuellen tarifpolitischen Weg weiterzuverfolgen“, so VC. Das Ergebnis sei „kein Streikbeschluss! Es ist das verschärfte Signal, quasi die gelbe Karte an Eurowings“, sagte Gröls. Man wolle in einem Mantel-Tarifvertrag Arbeitszeiten, die ein Mindestmaß an Planbarkeit für ein Familienleben ermöglichten. Das Unternehmen müsse dafür Lösungswillen mitbringen. Sollte es bei Eurowings zu Warnstreiks kommen, wäre Hamburg wesentlich stärker betroffen. Die Fluggesellschaft ist hier Marktführer und fliegt 50 Ziele wie Palma de Mallorca, Amsterdam, Wien und Zürich direkt an. Für Freitag sind beispielsweise je 44 Abflüge und Ankünfte in Fuhlsbüttel vorgesehen.

Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann zeigte sich erbost über den Piloten-Ausstand. „Uns fehlt jedes Verständnis für den Streikaufruf der VC. Die Arbeitgeberseite hat ein sehr gutes und sozial ausgewogenes Angebot gemacht – trotz der nachwirkenden Lasten der Corona-Krise und unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft.“

Flughafen Hamburg: Streik auch schon im Juli

Den Angaben nach sollte die Grundvergütung der Piloten bei 18 Monaten Laufzeit in zwei Stufen um 900 Euro steigen. Für einen Berufseinsteiger als Co-Pilot wäre dies ein Plus von mehr als 18 Prozent, für einen Kapitän in der Endstufe fünf Prozent. Cockpit fordert 5,5 Prozent mehr Geld für 2022, künftig einen automatischen Inflationsausgleich und eine Anpassung der Tarifstruktur. Im Hintergrund schwelt zudem ein Konflikt über die künftige Konzernstrategie.

Ende Juli war das Lufthansa-Bodenpersonal einem Ver.di-Aufruf zum Warnstreik gefolgt, 18 von 21 Abflügen fielen in Hamburg aus. Kurz darauf gab es eine Tarifeinigung. Die Gehälter stiegen um einen Festbetrag von 200 Euro pro Monat. Zudem sind im nächsten Jahr zwei Tariferhöhungen von jeweils 2,5 Prozent geplant.