Hamburg. Der Hamburger Verkehrsverbund bietet für Neukunden gute Konditionen. Forderung nach 9-Euro-Ticket-Verlängerung wird lauter.

Die Zeit der preiswerten Tickets ist vorerst vorbei. Vor dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets Ende August, von dem im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) 2,3 Millionen Stück verkauft wurden, mehren sich die Stimmen, die auch künftig günstige Fahrkarten fordern. Laut Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende (Grüne), hat das 9-Euro-Ticket gezeigt, „dass die Deutschen öffentliche Verkehrsmittel attraktiv finden – und zwar in einem großen Maßstab. Das 9-Euro-Ticket hat aber auch gezeigt, dass die Verbesserung unseres Bus- und Bahnsystems dringend angezeigt ist.

Insbesondere das Schienensystem muss widerstandsfähiger und auf mehr Kapazität ausgelegt werden. Dafür benötigen wir Regionalisierungsmittel des Bundes.“ Hamburg habe den Bund auch aufgefordert, einen zeitnahen konkreten Vorschlag für ein Nachfolgeticket zu machen, das bundesweit gilt und die Menschen unmittelbar sozial und finanziell entlastet.

HVV: 15 Prozent der Menschen auf Nahverkehr umgestiegen

„Hamburg ist bereit, seinen Beitrag zu leisten und investiert wie nie zuvor in den Öffentlichen Personennahverkehr, hat drei Angebotsoffensiven in Folge realisiert, baut die Schieneninfrastruktur (S 4, U 4, U 5) sowie das Busnetz aus und investiert in nachhaltige Mobilität. Vor dem Hintergrund des Klimawandels muss auch der Bund erkennen, dass das 9-Euro-Ticket und damit die Stärkung einer nachhaltigen Mobilität signifikant zur CO2-Einsparung im Verkehrssektor und damit zur Erreichung der Klimaziele beitragen können“, sagt der Senator. Im HVV-Verbund sind laut Verkehrsbehörde 15 Prozent der Menschen vom Auto auf den Nahverkehr umgestiegen, im Hamburger Stadtgebiet waren es immerhin elf Prozent.

Die Diakonie Hamburg setzt sich für einen kostenlosen Nahverkehr für Sozialleistungsberechtigte sowie für eine sozial gerechte Preisgestaltung des HVV ein, um einkommensschwache Haushalte zu entlasten. „Für viele Menschen in Hamburg sind die enormen Preissteigerungen schon jetzt nicht mehr zu schultern, und jetzt kommen die hohen HVV-Preise wieder dazu“, so der Sozialexperte des Diakonischen Werks Hamburg, Dirk Hauer.

HVV bietet für Neukunden gute Konditionen

Das Bündnis 9-Euro-Ticket-forever! hatte für Freitag sogar zu einer Demonstration für einen dauerhaft günstigen Nahverkehr und dessen deutlichen Ausbau aufgerufen. „Mit dem Abbau der 65,4 Milliarden Euro klimaschädlicher Subventionen kann das 9-Euro-Ticket mit Leichtigkeit dauerhaft finanziert werden“ sagt Hinrich Eberhardt von HVV Umsonst! „Alleine schon die Subventionen des Flugverkehrs mit über 12 Milliarden Euro pro Jahr würden dafür reichen.“ Das Bündnis fordert Tjarks auf, den stetigen Anstieg der HVV-Preise zu beenden und sich aktiv bei der Bundesregierung für einen dauerhaft günstigen Nahverkehr in Hamburg einzusetzen.

Doch welche günstigen Möglichkeiten gibt es jetzt noch in Hamburg? So preiswert geht es nicht weiter, aber laut Rainer Vohl, Sprecher des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), sind „weitere attraktive Anschlussangebote in Vorbereitung“. Folgende Angebote sind bislang bekannt:

ProfiTicket für Neukunden

Für den Zeitraum vom 1. September 2022 bis 31. Dezember 2022 kostet ein ProfiTicket für neue Kunden und Kundinnen monatlich 36 Euro (9 Euro pro Woche). Dieses Angebot gilt laut Vohl aber nur für Unternehmen, die bereits am Großkundenabo II teilnehmen (ProfiTicket mit Fahrgeldzuschuss durch den Arbeitgeber). Doch die Mitarbeiter müssen schnell sein: Sie können das Neukunden-Abo nur noch bis zum 31. August abschließen.

Flex-Abo

Neue Abos, die bis zum 14. September unter Verwendung des Aktionscodes „FLEX-ABO22“ abgeschlossen werden, sind bis zum 30. September kostenlos. Außerdem entfällt die Nachzahlung bei Kündigung vor dem Ablauf von 12 Monaten. Für dieses Angebot wirbt der Verkehrsverbund derzeit mit einer bunt gestalteten Postsendung (Zurück zum Ex – wie wär’s noch mal mit uns?) auch um ehemalige Abonnenten. Nach einer persönlichen Anrede heißt es da: „Wir können nicht mit Ihnen abschließen und möchten das auch gar nicht. Wir hätten Sie gern als Kundin zurück …!

Abo-Wochen+

Alle Abos gelten im September schon ab 11 Uhr im gesamten HVV-Gebiet, zusätzlich können eine weitere Person und bis zu drei Kinder kostenlos mitfahren. Bislang galt dieses Angebot, jemanden mitzunehmen, nur am Wochenende.

Daneben gibt es auch kleinere Rabattaktionen:

Online-Rabatt: Auf alle per App oder im Onlineshop gekauften Einzel-, Tages- und Gruppenkarten gibt es 7 Prozent Rabatt.

Kinderkarte: Kinder (6 bis 14 Jahre) zahlen 1,30 Euro für die Einzelkarte Hamburg AB, 2,50 Euro für die Ganztageskarte.

Teilzeitkarte (früher CC-Karte): Für alle, die nicht in den Hauptverkehrszeiten (6 bis 9 Uhr und 16 bis 18 Uhr) unterwegs sein müssen, könnte diese Karte attraktiv sein, weil sie günstiger ist als ein Vollzeit-Abo, drei Kinder fahren kostenlos mit.

SchulSpezial: Abos für Schülerinnen und Schüler mit Wohnort in Hamburg und im Kreis Stormarn erhalten eine Bezuschussung durch die Stadt Hamburg bzw. den Kreis Stormarn, der Preis beträgt dann pro Monat nur noch 30 Euro (Hamburg AB).

BonusTicket für Azubis: Auszubildende mit Ausbildungsstandort in Hamburg und den Kreisen Pinneberg, Steinburg, Segeberg, Herzogtum Lauenburg, Stormarn sowie den Landkreisen Harburg und Cuxhaven erhalten einen Zuschuss der Stadt oder des Kreises, wenn sich ihr Arbeitgeber am Modell beteiligt. Das Ticket kostet sie dann nur noch 30,38 Euro im Monat.

Freizeitpass: Der Freizeitpass für 8,40 Euro im Monat richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die kein Abo haben, mindestens 15 Jahre alt sind und nachmittags oder am Wochenende Bus und Bahn nutzen möchten. Mit dem Freizeitpass können sie Einzel- oder Tageskarten zum Kinderpreis kaufen.

Sozialrabatt: Wer existenzsichernde Leistungen erhält, hat in Hamburg Anspruch auf den Sozialrabatt. Damit vergünstigen sich alle Zeitkarten um 23 Euro/Monat.

HVV: Schleswig-Holstein-Ticket für Gruppen günstig

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) verweist auf Angebote im Nahverkehr wie beispielsweise das Schleswig-Holstein-Ticket, das Gruppen bis fünf Personen nutzen können (bis zu 3 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren kostenfrei). Es kostet 28 Euro plus je 4 Euro/Mitfahrer.