Hamburg. Autor Birk Grüling hat je 100 spannende Unternehmungen für Kinder aufgeschrieben – 25 für jede Jahreszeit. Eine Auswahl.
Kaum eine Frage hören Eltern so oft wie diese: „Mama! Papa! Was machen wir heute?“ Darauf immer eine gute, spannende Antwort parat zu haben, fällt schwer. Der Bildungsjournalist Birk Grüling hat in seinem kürzlich erschienen Buch unter diesem Titel (Junior Medien, 18,95 Euro) gleich 100 Tipps zusammengestellt für kleine Familienabenteuer, die wenig oder gar nichts kosten, aber bleibende Erinnerungen schaffen – für jede Jahreszeit 25.
Die Idee zum Buch wurde befördert durch die Corona-Pandemie, als sich Grüling während der Lockdowns immer neue Vorhaben für seinen eigenen fünfjährigen Sohn ausdenken musste.
Tipps für Kinder und Eltern – in jeder Jahreszeit
„Es gibt so viele kleine, spannende Dinge, die man im Alltag gemeinsam erleben kann – es muss nicht immer ein Freizeitpark sein“, sagt der Buchautor. In der Natur zu sein, sei für die Kinder ein großer Gewinn. „Für kleine Abenteuer muss man keine weiten Reisen unternehmen, man braucht kein großes Budget.“ Eine schöne Idee: Gemeinsam mit seinem Sohn besucht er gern eine Bücherei. Dort suchen sie sich ein Thema, das beide interessiert, leihen dazu ganz viele Bücher aus – und werden zusammen zu Experten.
Seine Tipps für den Sommer:
Dino-Eier bauen: Dafür nimmt man Luftballons, bläst sie auf und lässt dann die Luft wieder heraus, damit sie dehnbarer werden. Dann befördert man kleine Dino-Figuren in die wassergefüllten Ballons und friert sie ein. Am nächsten Tag kann die Ausgrabung beginnen. Mit einem Hämmerchen werden die Dinos aus dem Eis befreit.
Draußen schlafen: „Das ist immer super“, sagt Birk Grüling. Man kann beispielsweise bei milden Temperaturen auf dem Balkon übernachten, wenn man keinen eigenen Garten hat, dort Matratzen und Decken hinlegen und dann den Abend genießen. Die Stadt oder das Dorf klingen anders als am Tag und Kinder lieben es, lange wach zu bleiben, so Grülings Erfahrung. „Das Schöne an diesen kleinen Abenteuern ist, dass man die Welt noch mal neu entdeckt.“
Schleim herstellen: Das ist nichts für schwache Nerven, denn es gibt – zugegebenermaßen – meist eine Riesensauerei. Aber Kinder lieben Schleim. Einfach Speisestärke, Wasser und Lebensmittelfarbe so lange vermischen, bis sie zu einer schleimigen Masse geworden sind. Auch Rasierschaum kann man verwenden.
Dinner in the Dark: Als Attraktion servieren spezielle Restaurants Menüs im Dunkeln – das kann man auf einfache Weise auch für Kinder abwandeln. So geht es: Die Familie versammelt sich um einen Tisch, alle bis auf einen verbinden sich die Augen mit einem Tuch. Dann stellt man fünf Schälchen mit Speisen oder Lebensmitteln auf den Tisch – beispielsweise Obst und Gemüse oder auch Griesbrei und Wackelpudding. Jetzt gilt es , das Essen allein am Geschmack zu erkennen. Daraus lässt sich auch ein Wettbewerb machen. Aber: „Man sollte nicht Spaghetti servieren, sonst gibt es große Schweinerei“, sagt Grüling.
Eine Zeitkapsel vergraben: Das hat Birk Grüling während der Pandemie mit seinem Sohn gemacht. Besondere Erinnerungsstücke kommen in einen wasserdichten Behälter (zum Beispiel Frühstücksbox) und werden vergraben. Am besten einen Brief dazu legen, der den Alltag schildert. Nach zehn Jahren, wenn man sie wieder ausgräbt, ist man überrascht, was einem damals wichtig war.
Tipps für den Herbst:
Fossilien suchen: „Mein Lieblingstipp widmet sich meiner Leidenschaft: Ich bin ein riesiger Dinosaurier-Fan“, bekennt Grüling. „Wir gehen nach Herbststürmen an den Steilküsten auf die Suche nach versteinerten Meerestieren, beispielsweise Seeigeln oder Schnecken. Da erlebt man die Ostsee ganz anders – als wildere Natur.“ Findet man mal keine Fossilien, mögen Erwachsene enttäuscht sein. Grülings Sohn freut sich auch über Steine, die für ihn wie Dino-Eier aussahen.
Natur-Memory: Man überlegt sich zu Hause, welche Pflanzen oder Tiere man im Wald finden könnte. Jeder bekommt dann eine Karte und muss in der Natur das echte Pendant dazu finden – beispielsweise ein Kastanienblatt oder eine Eichel für kleinere Kinder. Dann machen sich alle auf die Suche. „Draußen auf Entdeckungstour zu gehen, ist gerade in dieser Jahreszeit besonders spannend, wenn sich die Natur so rasch verändert.“
Dosen-Telefon bauen: Daran werden sich viele Eltern noch aus ihrer eigenen Kindheit erinnern. Man nimmt zwei Dosen (die Grülings kauften Tomaten in Dosen, kochten daraus Tomatensauce und wuschen die Dosen schön sauber), macht mit Hammer und Nagel jeweils ein Loch hinein und verbindet sie durch eine Schnur, die straff gespannt werden muss. Dann kann man sich auch über eine Distanz hinweg miteinander unterhalten. Die Stimmen klingen ganz anders, das gemeinsame Ausprobieren fasziniert die Kinder.
Kugelbahn aus Klorollen: „Das haben wir während des Lockdowns ausprobiert“, erzählt Grüling, der damals seinen Sohn monatelang zu Hause betreuen musste. Da entstand die Idee, aus den verschieden großen Papprollen eine Bahn zu bauen. Die bunt verzierten Küchenpapier-Papprollen wurden halbiert, in die ebenfalls bemalten Toilettenpapier-Papprollen werden Stecklöcher geschnitten, dann wird das Ganze mit viel Tesafilm verbunden. „Wenn ich eins kann, dann ist es dilettantisch zu basteln“, sagt Grüling.
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Viele gute Ideen also – dabei müssen Eltern ihren Kindern auch nicht pausenlos Unterhaltung anbieten. „Sie dürfen auch mal Langeweile haben, denn Langeweile ist der Motor der Kreativität. Wenn Kinder nichts zu tun haben, fallen ihnen oftmals die besten Dinge ein“, sagt der Autor, der die Erfahrung gemacht hat: „Wer sich auf die Perspektive des Kindes einlässt, entdeckt selbst viel Neues.“
Es seien die gemeinsamen Momente eines aktiv gestalteten Tages, die den Kindern in Erinnerung blieben. Wichtig ist dabei, dass das Kind mit gestalten kann und Unternehmungen allen Spaß machen – den Kindern und den Eltern. „Das wichtigste an diesen Alltagsabenteuern ist, es klein zu halten und nicht zu überfrachten.“