Hamburg. City-Management fürchtet um die Traditionsmärkte. Die Branche verzeichnet seit Corona-Pandemie dramatische Rückgänge.

Der tiefgreifende Wandel auf dem Arbeitsmarkt macht nun in Hamburg auch Traditionsveranstaltungen wie die Weihnachtsmärkte fraglich. „Ich höre von Veranstaltern, wie unfassbar schwierig es geworden ist, ausreichend Betreiber zu finden“, sagte Brigitte Engler, Geschäftsführerin des City-Managements.

„Uns gehen die Betreiber für die Buden aus“, sagt die Expertin. „Viele Betreiber haben in der Pandemie festgestellt, dass es attraktive Alternativen gibt, bei denen man nicht abends das Altfett entsorgen muss, ungeregelte Arbeitszeiten hat und unsichere Einnahmen.“ Ein großes Problem seien die Sondergebühren der Stadt für die Veranstalter, ein anderes, dass viele Organisatoren für Events aufgegeben hätten.

Weihnachtsmärkte: Schausteller orientieren sich um

In der Branche häufen sich seit Beginn der Pandemie die Klagen – waren es zunächst Umsatzeinbrüche von bis zu 100 Prozent wegen des Lockdowns und der Absagen fast aller Veranstaltungen, setzte bald ein Exodus ein: Viele Mitarbeiter orientierten sich neu, manche Betreiber fuhren ihr Angebot zurück oder gaben ganz auf, viele Veranstalter von Festen haben sich zurückgezogen. Gerade die Weihnachtsmärkte sind für die Schausteller besonders wichtig – hier verdienen viele das Geld für die ganze Saison. Während die Weihnachtsmärkte 2020 großflächig abgesagt wurden, machten die Händler 2021 dann deutlich weniger Umsätze.

Zugleich trieben die Kontrollen der 2G-Zonen die Kosten dramatisch in die Höhe. Zwar erließ die Stadt den Schaustellern die Gebühren für ihre Stellplätze. Da die Umsatzeinbrüche aber bei bis zu 80 Prozent lagen, schrieben viele Anbieter dennoch tiefrote Zahlen.

Weihnachtsmärkte vor dem Aus wegen Corona-Angst

Wie dramatisch die Lage der Branche ist, zeigte eine Umfrage von Anfang des Jahres des Branchenverbandes. Dabei gaben 81 Prozent an, dass sie ihre Existenz „unmittelbar bedroht“ sähen. Ihr Jahresumsatz lag 2021 im Schnitt 71 Prozent niedriger als im Vor-Corona-Jahr 2019. An der Umfrage nahmen 500 Schausteller, Marktkaufleute und Zirkusbetreiber teil. Der weit überwiegende Teil der Antworten kam von Schaustellern.

Deshalb scheuen viele das Risiko, sich erneut für Weihnachtsmärkte zu bewerben. So ist die Corona-Lage im Winter nicht absehbar. Fest kalkulieren müssen die Beschicker hingegen mit kräftigen Preissteigerungen bei Waren und der Logistik, vor allem bei der Energie. „Noch läuft das Geschäft gut, weil viele Menschen Lust auf Feiern und Nachholbedarf haben“, sagt ein Harburger Schausteller. „Im Herbst und Winter und vor allem im kommenden Jahr wird es allerdings inter­essant – im negativen Sinne.“

Beim Bezirksamt Mitte, das für die Märkte zuständig ist, gibt man sich noch optimistisch: Dort rechnet man derzeit laut einer Sprecherin nicht mit einer Veränderung der ausgeschriebenen Weihnachtsmärkte. Für eine Prognose ist es aber noch zu früh: „Dem Bezirksamt liegen zum jetzigen Zeitpunkt noch keine prüfungsfähigen Anträge zur Durchführung von Weihnachtsmärkten vor“, so Sprecherin Josefina Kordys.