Hamburg. Der langjährige Standort an der Wexstraße wird aufgegeben, Behörden suchen neue Bleibe – und das Verlagshaus will bald ausziehen.
Der imposante Gebäudekomplex mit Eingängen am Alten Steinweg und an der Wexstraße in der Neustadt ist keine Schönheit, aber hier werden viele wegweisende Entscheidungen für Hamburg getroffen. Denn in der in der Anfang der 1960er-Jahre erbauten Immobilie haben die Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI) und die Behörde für Verkehr und Mobilität (BVM) ihren Sitz. Auch die städtische Hamburg Marketing GmbH und deren Hamburg Tourismus GmbH, sowie weitere Mieter wie der Tourismusverband Hamburg (TVH) sind dort ansässig. Insgesamt arbeiten an diesem Standort rund 850 Menschen.
Aber es stehen gravierende Veränderungen an. Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte BWI-Sprecherin Susanne Meinecke. „Die Behörden BWI und BVM sowie die ansässigen Marketinggesellschaften und deren Untermieter:innen werden den Standort Alter Steinweg 4 / Wexstraße 7 voraussichtlich im Jahr 2026 verlassen. Anlass ist der auslaufende Mietvertrag zum 31. Mai 2026. Dadurch bot sich für die Dienststellen die Möglichkeit, Alternativen zum aktuellen Standort zu prüfen und über die Option eines neuen Dienstgebäudes zu entscheiden.“
Immobilien Hamburg: Wirtschaftsbehörde lässt Mietvertrag auslaufen
Die Immobilie mit einer Gesamtfläche von 32.000 Quadratmetern befindet sich im Eigentum des börsennotierten Immobilienunternehmens alstria office REIT-AG, und Sprecher Ralf Dibbern sagte auf Anfrage: „Der Mietvertrag für das Gebäude Alter Steinweg / Wexstraße läuft 2026 aus, der Mieter hat aber Verlängerungsoptionen.“ Genutzt werden diese Optionen allerdings nicht. Die Mieter scheinen großes Interesse daran zu haben, den Standort zu verlassen. BWI-Sprecherin Meinecke sagte dem Abendblatt zum Zustand des Gebäudes.
„Das denkmalgeschützte Gebäude erschwert bauliche Veränderungen aufgrund der bestehenden Bausubstanz. Es ist außerdem mit einer deutlich veralteten und störanfälligen Haustechnik sowie abgängigen Holzfenstern ausgestattet. Ein Verbleib im Gebäude wäre durch umfangreiche Sanierungskosten, insbesondere im laufenden Betrieb, unter energetischen Gesichtspunkten unwirtschaftlich.“ Und alstria-Sprecher Dibbern sagt: „Das Gebäude wurde 1962 erbaut und befindet sich mit laufenden Instandhaltungsmaßnahmen und nach 60 Jahren Nutzung in einem baujahrtypischen Zustand.“
Wirtschafts- und Verkehrsbehörde sitzen unter einem Dach
Sprecherin Meinecke macht auf einen weiteren Punkt aufmerksam. „Darüber hinaus gibt es aufgrund der Neustrukturierung der Behörden BWI und BVM fehlende Raumkapazitäten.“ Zur Erklärung: Über Jahrzehnte hatte nur die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) ihren Sitz in dem Gebäudekomplex. Im Juni 2020 gab es dann eine Umstrukturierung, und es wurde die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende neu geschaffen. Aus der BWVI wurde die Behörde für Wirtschaft und Innovation. Seitdem sitzen beide Behörden unter einem Dach.
Jetzt wird nach einem neuen Standort gesucht. „Die Behördenleitungen der BWI und BVM sowie die Geschäftsführung der Hamburg Marketinggesellschaften haben gemeinsam entschieden, dass ein neuer Standort im Rahmen des Standortprojektes ,Unser.Neues.Quartier.‘ gesucht werden soll. Ziel des Projektes ist es, für die BWI, BVM und die aktuell ansässigen Marketinggesellschaften sowie deren Untermieter:innen einen neuen gemeinsamen Standort zu finden“, sagte Meinecke.
Verlagshaus von Gruner + Jahr wäre eine Option
Es ist davon auszugehen, dass deutlich mehr als 30.000 Quadratmeter benötigt werden. Eine Option wäre sicherlich ein Umzug in den Gebäudekomplex am Baumwall am Hafen, in dem noch Gruner + Jahr (G + J ) seinen Sitz hat. Genügend Platz ist dort: Es stehen rund 56.000 Quadratmeter Mietfläche zur Verfügung.
Eigentlich wollte der Verlag, der zum Medienkonzern Bertelsmann gehört, im vergangenen Jahr an den Lohsepark in der HafenCity umziehen. Es ist hinlänglich bekannt, dass daraus nichts wurde. Das Verlagshaus begründete im Mai vergangenen Jahres die Absage an den neuen Standort mit Verzögerungen bei dem Bauvorhaben. Das Projekt lag mehr als drei Jahre hinter dem Zeitplan.
Immobilien Hamburg: Gruner + Jahr will 2025 ausziehen
Jetzt ist das Thema Umzug wieder auf der Tagesordnung. Das Medienhaus hat nach Abendblatt-Informationen eine Ausschreibung gestartet, die sich an Projektentwickler und Makler richtet, um eine neue Fläche für rund 2000 Mitarbeiter zu finden. „Wir suchen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen neuen Standort in Hamburg. Wir wollen einen Ort schaffen, der unseren Anforderungen an eine zeitgemäße Arbeitskultur entspricht und der dazu einlädt, dort Zeit zu verbringen, flexibel zu arbeiten und sich auszutauschen“, sagte eine Konzernsprecherin auf Anfrage.
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Dem Vernehmen nach, ist der Umzug von G + J für 2025 geplant. Das wäre natürlich ideal für die Behörden, die die neue Bleibe ab 2026 benötigen. Übrigens befindet sich der G+J-Gebäudekomplex seit rund zwei Jahren im Eigentum des international agierenden Immobilienentwicklers Tishman Speyer. Dieser hatte das Haus gekauft, nachdem der Kaufvertrag zwischen der Stadt und G + J aus dem Jahr 2016 aufgehoben worden war.