Hamburg. In dem Buch „Hamburg fließt“ werden zahlreiche wenig bekannte Gewässer vorgestellt. Dazu gibt es Tipps zu tollen Spaziergängen.
Was wäre die Alster ohne diese Quellbäche: Sie heißen Rodenbek, Bredenbek, Lottbek und Mühlenbek, darüber hinaus sprudeln in Hamburgs Westen weitere Quellen, die alle zur Alster fließen. Ein neues Buch aus dem Verlag Ellert & Richter nimmt diese und viele weitere Hamburger Gewässer unter die Lupe, die meist im Schatten der populären Elbe und Alster stehen.
In der Publikation „Hamburg fließt. Alle Flüsse, Quellen und munteren Bäche“ begleiten Autorin Christine Lendt und der bekannte Fotograf Michael Zapf die Leserinnen und Leser auf einer Reise, die zu weitgehend unbekannten und verborgenen Bächen führt.
Ausflüge: Buch macht Lust auf lokale Entdeckungen
Die Wedeler Au im Westen kennt fast jeder. Aber die Streckbek in Volksdorf? Oder die Düngelau zwischen der Autobahn A 7 und der Kieler Straße, ein lärmgeplagter, zwei Kilometer langer Nebenbach der Mühlenau? 85 große und kleine Fließgewässer stellt das handliche und geografisch gegliederte Buch mit seinen brillanten Fotos vor, die Lust auf lokale Entdeckungen machen.
Zum Beispiel im Rodenbeker Quellental. Es besteht aus abgelagerten Moränen (von Gletschern transportiertes Material) der letzten Eiszeit und wurde vor rund 20.000 Jahren geformt. Wer durch die Täler von Alster und Rodenbek wandert, entdeckt an den Hängen Rinnsale von Hang- und Sickerwässern, die aus den wasserführenden Erdschichten ins Tal fließen. Rund um die Gaststätte Quellenhof laden Wege zu Spaziergängen durch die Laubmischwälder und das 84 Hektar große Naturschutzgebiet ein. Mit etwas Glück sind hier Uhus, Kolkraben und Graureiher zu entdecken.
Rüdigerau wird gern mal übersehen
Im Westen der Stadt fließt ein ebenfalls verborgener Bach – die Rüdigerau. Das kleine Waldstück abseits der Hauptspazierwege im Klövensteen werde gern mal übersehen, schreibt Christine Lendt. Dabei lohnt es sich, einen Pfad am Zaun des Wildgeheges zu folgen und dann nach Südosten abzubiegen. Dort sind Fischteiche und die Rüdigerau zu finden, die vom Schnaakenmoorgraben gespeist wird. Am Ende fließt sie in die Wedeler Au. In der Nähe der Mündung befinden sich die Stiftung Hanna Reemtsma Haus und das Kinder-Hospiz Sternenbrücke.
Bekannter als dieser Bach ist dagegen die Wandse, die einem Stadtbezirk seinen Namen gab. Jahrelang galt die Wandse, die in Siek bei Rahlstedt entspringt und an der Schwanenwikbrücke in die Alster mündet, als Sorgenkind der Umweltschützer. Inzwischen hat sich die Wasserqualität verbessert. Wer an der Wandse entlangwandern will, kann zum Beispiel dieser Route folgen: Los geht die 14 Kilometer lange Tour durch den „Wandsegrünzug“ am Schwanenwik.
Im Heuckenlock findet man Hamburgs wohl ältesten Strauch
Sie führt weiter zum Eilbekkanal, in dem Hamburgs erste Hausboote schwimmen, über Friedrichsberg bis zu den Tonndorfer Feuchtwiesen. Dort leben Eisvögel und Fledermäuse. Staunend können die Spaziergänger schließlich in Alt-Rahlstedt eine alte Feldkirche aus dem 11./12. Jahrhundert entdecken, während unweit ihrer Gemäuer die Wandse wild über die Steine plätschert, wie auf dem Foto von Michael Zapf zu sehen ist.
Auf ihrer Reise vom Sieker Quellgebiet bis zur Außenalster überwindet der Fluss immerhin ein Gefälle von 51 Metern. Eine beeindruckende Luftaufnahme zeigt das Naturschutzgebiet Heuckenlock, das am Südostzipfel der Elbinsel Wilhelmsburg liegt. Das für Besucher nur teilweise zugängliche Areal gilt als eines der letzten Tideauswälder Europas. Hier sind auch eine circa 400 Jahre alte Flatterulme und Hamburgs wohl ältester Strauch zu finden, ein rund 350 Jahre altes Pfaffenhütchen. Das Naturschutzgebiet ist mit dem Bus der Linie 351 (Haltestelle Heuckenlock) gut zu erreichen.
Ausflüge: Hamburg hat eine ganz andere Seite
Jörn Walter, ehemaliger Oberbaudirektor von Hamburg, hat recht, wenn er im Vorwort zu diesem Buch schreibt, dass es eine ganz andere Seite der Stadt „vor unseren Augen“ ausbreitet. Wer sie erkunden will, sollte diese gelungene Publikation auf jeden Fall im Gepäck haben.
Christine Lendt und Michael Zapf: Hamburg fließt. Alle Flüsse, Quellen und munteren Bäche, 240 Seiten, 18 Euro. Das Buch ist in der Abendblatt-Geschäftsstelle (Großer Burstah 18–32) erhältlich.