Hamburg. Verkehrsbehörde legt erste Auswertung vor. Die meisten Hamburger kaufen die preiswerte Fahrkarte auf digitalem Weg.
Noch läuft die Auswertung zur Nutzung des 9-Euro-Tickets, doch auf Anfrage des Abendblatts zieht die Verkehrsbehörde von Senator Anjes Tjarks (Grüne) erste Schlüsse aus den bisher gemachten Erfahrungen. Bis zum 10. Juli wurden im hvv insgesamt gut 1.451.000 der 9-Euro-Tickets verkauft. Im Mai hatten bereits 417.000 Menschen im Vorverkauf eine der erst ab Juni gültigen, verbilligten Monatskarten erworben. Im Juni wurden weitere 619.000 und im Juli bisher 415.000 Tickets verkauft.
Auffällig sei, so heißt es aus der Verkehrsbehörde, dass besonders viele Fahrgäste das Ticket auf digitalem Wege kauften: Das mit Abstand meistgenutzte Verkaufsmedium sei die hvv App mit bisher 630.000 verkauften 9-Euro-Tickets. Zusammen mit der hvv-Switch-App und den Onlineshops liege der Digitalanteil bei 53 Prozent (insgesamt knapp 770.000 online verkaufte Tickets). Die bequeme Buchbarkeit der Fahrkarte trägt aus Sicht der Behörde sehr zu ihrer Attraktivität bei. An Servicestellen erstanden 315.000 Nutzer die Fahrkarte, weitere 214.00 an Fahrkartenautomaten und 154.000 im Bus.
9-Euro-Tickets in Hamburg – es ist unkompliziert
Ebenfalls zum Erfolg des 9-Euro-Tickets trage die Vereinfachung des Tarifsystems bei, über die auch bundesweit diskutiert werde. Die Fahrgäste müssten sich keine oder nur wenige Gedanken über Tarife machen, sie können die Karte im Nah- und Regionalverkehr unabhängig von Tarifen bundesweit nutzen – es sei eben unkompliziert. Der hvv habe schon zuvor begonnen, seine Tarifstruktur zu vereinfachen. Mit „hvv any“, das im Herbst nach dem 9-Euro-Ticket starten soll, könnten Kunden künftig bei Fahrtantritt im gesamten hvv per App einchecken und direkt losfahren. Die Erfassung von Umstiegen und auch das Auschecken erfolgen automatisch. Am Ende des Tages wird aus der Kombination aller Fahrten die jeweils günstigste Fahrkarte errechnet.
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Das 9-Euro-Ticket, so zeichne es sich laut Verkehrsbehörde nach den ersten Wochen ab, habe eine soziale Komponente: „Wir sehen, dass mehr Menschen mobil sind, die vorher gar nicht mobil waren, da sie über kein eigenes Auto verfügen“, so Behördensprecher Dennis Krämer.
9-Euro-Ticket hat Autofahrer zum Umstieg bewegt
Es habe zudem Autofahrer zum Umstieg bewegt: „Welche Effekte das Ticket auf die Mobilität hat, werten wir derzeit noch aus. Erste Zahlen deuten darauf hin, dass es zu einer messbaren Reduktion des Autoverkehrs gekommen ist“, sagte Verkehrsstaatsrat Martin Bill. „Wenn sich das bestätigt, wäre das ein tolles Ergebnis und Motivation, in diesem Sinne weiter zu denken.“ Er begrüße es, dass der Bund sich Gedanken macht, wie der ÖPNV nach dem 9-Euro-Ticket weiterentwickelt werden könne. „Klar ist aber, dass die Länder dies nicht werden stemmen können, das geht nur mit Hilfe des Bundes“, so Bill.
Man werde das aktuelle Angebot sicher nicht 1:1 fortsetzen können, denn der Ausbau des ÖPNV gehöre auch dazu, heißt es aus der Behörde. Im Austausch über eine dauerhafte Nachfolge für das 9-Euro-Ticket seien Bund und Länder gemeinsam gefragt, Ideen für ein attraktives Angebot zu entwickeln.